Der neue Ratskeller: Zu Tisch mit Christian Fleischer

Werbung: Kommt einem bei dem Namen „Ratskeller“ ein gutbürgerliches, angestaubtes Bild in den Kopf, überraschen nun die perfekt sanierten Räumlichkeiten am Marktplatz umso mehr. 1503 erbaut, eröffnete der Keller im Herbst letzten Jahres im Rathaus offiziell und soll schon bald Austragungsort verschiedenster Veranstaltungen sein. So startet die Eventreihe „Stadtpuls“ mit der Veranstaltung „#WasmitWirtschaft: Stadtgespräch – Wie wurde die Toniebox zur Erfolgsstory?“ am 12. März 2020 um 19 Uhr.

Die Stadt Düsseldorf hat sich mit der Eventagentur ZackBumm GmbH absolute Veranstaltungs- und Vermarktungsprofis ins Haus geholt. Die Agentur realisiert seit mehr als 10 Jahren kleine und große Veranstaltungen für Kunden wie beispielsweise die Telekom. In Düsseldorf hat die Agentur sich mit Projekten wie der Startup-Woche oder dem eigenen Open Source Musikfestival auf der Düsseldorfer Rennbahn einen Namen gemacht. Als Pächter und Betreiber des ehemaligen postPOST Kulturprojekts oder des „Ergo Ipsum“ auf der Herzogstraße ist ZackBumm auch im Bereich des Locationmanagements tätig und verantwortet nun seit November 2019 die Location im Rathaus.

Der Ratskeller soll für alle Bürgerinnen und Bürger offen zu sein – für einmalige Veranstaltungen, für regelmäßige Eventreihen verschiedenster Art aber auch für eine längerfristige Anmietung. Was es nun aber genau mit dem Ratskeller und dem Thema Zwischennutzung auf sich hat, verrät uns Christian Fleischer, der Geschäftsführer von ZackBumm im persönlichen Gespräch einfach selbst.

Hallo Christian. Erzähle uns bitte ein bis zwei Sätze zu deiner Person. Hallo, ich bin Christian, Geschäftsführer bei ZackBumm und ehemaliger Veranstalter vom Open Source Festival.

Deine Aufgabe bei der Agentur ZackBumm? Ich verantworte die Administration sowie die Bereiche Locations und Zwischennutzung.

Kannst du mit wenigen Worten erklären, worum es bei Zwischennutzung genau geht und was eure Aufgabe ist? Grob gesagt ist Zwischennutzung die temporäre Nutzung von Räumen – eine bewusst breite Definition, die uns ermöglicht, kleine und große Räumlichkeiten zu bespielen. Unser Ziel ist es, Orte zu schaffen, die überraschen und anderweitig nicht umsetzbar sind. Wir haben den Anspruch, uns auszuprobieren und die Temporalität spielerisch zu verwerten.

Wie ist Eure Erfahrung mit dem Thema, z.B. aus Projekten wie der ehemaligen postPOST und dem Ergo Ipsum auf der Herzogstraße? Die Erfahrungen sind ganz unterschiedlich, weil es ja auch ganz unterschiedliche Objekte sind. Beide Locations waren bzw. sind sehr zentral gelegen, aber die ortsspezifischen Charakteristika haben eine andere Anziehungskraft auf Veranstalter. Im Vergleich zum Ergo Ipsum war das ehemalige postPOST-Gelände zum Beispiel viel urbaner, denn es lebte vom Atelier-Flair. Die Formate, die dort stattgefunden haben, waren also weitaus offener.

Was unterscheidet den Ratskeller von den beiden oben genannten Locations und welche Besonderheiten und Vorteile hat der Standort? Die meisten Unterschiede werden wir erst im laufenden Prozess erkennen. Was man aber jetzt schon sagen kann, ist, dass es hier ein sehr gesetztes Umfeld gibt, sprich das Rathaus und die Altstadt. Außerdem ist die Größe des Gewölbekellers sehr überschaubar. Es ist eben kein Industrieraum und das bringt eine andere Inspiration mit sich.

Was ist die größte Herausforderung, Zwischennutzung-Konzepte umzusetzen? Generell gilt: Die Baugenehmigung, Nutzungsänderung und Genehmigungslage sind eine logistische Herausforderung. Wenn man sich mit Objekten auseinandersetzt, die nur für eine bestimmte Zeit zur Verfügung stehen, ist der Faktor Zeit sehr wichtig. Man ist darauf angewiesen, zu kalkulieren und schnell Entscheidungen zu treffen. Einen temporären Veranstaltungsort bekannt zu machen, bedarf einen großen Aufwand in kurzer Zeit. Der Apparat tickt ganz anders.

Was macht Zwischennutzungs-Konzepte so attraktiv und zeitgemäß? Ich denke, dass viele Menschen auf der Suche nach neuen Orten sind. Das spielt uns in die Karten, denn wir schlagen Kapital aus dem Hype, der sich um neue Locations bildet. Um nur ein Beispiel zu nennen: Anfangs hatte niemand das damalige postPOST-Gelände so richtig auf dem Schirm; zum Schluss war es extrem beliebt bei Besuchern und Veranstaltern. Dieser Neuigkeitsfaktor macht einen großen Teil des Reizes aus. Außerdem ist genehmigungstechnisch alles viel einfacher, da es sich nie um Dauereinrichtungen handelt.

Können Zwischennutzungs-Konzepte ein Vorteil und eine Chance für die Stadt sein? Das hängt vom Inhalt ab. Wenn Projekte kulturell und nicht nur kommerziell angelegt sind, ergibt sich ein Mehrwert für die Stadt. Heißt: Kreative Nutzung ist extrem wichtig für ein kurzfristiges Mietkonzept. Auch im Ratskeller geht es uns darum, das Image des Ortes neu aufzuladen. Das bedarf Mut und Experimentierfreudigkeit.

Welches Programm erwartet die Besucher, was steht fest und was steht noch auf der „Wunschliste“? Wir sind momentan mitten in der Planung und treffen viele kreative Köpfe. Im Idealfall kommt der Input von außen und der Ratskeller wird zum Raum, an dem sich jeder Düsseldorfer ausprobieren kann. Es gibt kein festgelegtes Muster, ähnlich wie bei der damaligen Veranstaltungsreihe „#Hashtag“ im postPOST. Die Besucher erwartet alles rund um die Themen Kunst, Kultur und Stadtgeschehen. Wir planen beispielsweise Live-Podcasts, Gründerstorys und Talks, Konzerte, Lesungen und vieles mehr.

Ab wann geht es mit den ersten Veranstaltungen los und welche werden es sein? Am 12. März geht es endlich los mit unserem Format Stadtpuls und der Veranstaltung „WasmitWirtschaft: Stadtgespräch“. Bei der Premiere erzählt Toniebox Co-Gründer Marcus Stahl im Talk mit dem Wirtschaftsjournalisten Maximilian Nowroth die Erfolgsgeschichte der Toniebox und berichtet, wie er mit seinem Partner Patric Faßbender in wenigen Jahren ein internationales Unternehmen mit mehr als 150 Mitarbeitern aufgebaut hat. In gemütlicher Ratskeller-Atmosphäre könnt ihr all eure Fragen loswerden und euch inspirieren lassen. Das Gespräch beginnt um 19 Uhr, der Eintritt ist frei. Alle Interessierten können sich hier kostenlos anmelden.

An der Bar gibt’s Bier und andere leckere Kalt-Getränke. Alles weitere wird in den sozialen Medien und bei THE DORF kommuniziert.

Ist der Ratskeller für jedermann zugänglich und gibt es Einschränkungen oder Dinge, die generell ausgeschlossen sind? Es wird sicherlich keinen Hardcore-Techno-Rave geben, aber ansonsten gibt es sehr wenig Einschränkungen.

Welches Zwischennutzung-Beispiel findest du persönlich aktuell spannend oder interessant? Gerne auch ein internationales Beispiel nennen. Für ein Paradebeispiel müsste ich jetzt meinen Rechner auspacken. Spontan fällt mir das Container-Museum „Platoon Kunsthalle“ in Berlin ein, denn es zeigt, wie effektiv Zwischennutzung auf Freiflächen sein kann.

Vielen Dank. Wir sind sehr gespannt, auf das was kommt. 

Übrigens sucht ZackBumm noch einen Gastropartner: Wer seine gastronomische Vision schon immer verwirklichen wollte, kann sich direkt bei ZackBumm mit seinem Konzept melden. Vereinbart einen Besuchstermin oder kommt einfach zu einer der kommenden Veranstaltungen vorbei.

Ihr habt Interesse daran, die Location für Veranstaltungen zu mieten? Einfach anrufen! Den Kontakt von ZackBumm findet ihr hier…

Alle Termine findet Ihr auf facebook.com/stadtpuls.dus und THE DORF.

Interview: David Holtkamp
Fotos: Kristof Puller
© THE DORF 2020

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