KomKuK-Fenster No 12 – Thomas Wirtz und Frédéric Wiegand

Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist. Ein letztes Mal ziehen zwei Kreative in das KomKuK-Fenster 2020“ in der Lorettostraße in Unterbilk. Bis zum 4. Juni unterhalten Thomas Wirtz und Frédéric Wiegand Euch mit verrückten Techniken und physikalischen Prozessen im Schaufenster von Loretto 9 – entstanden sind diese innerhalb ihres interdisziplinären Kreativlabors „aerosoap“. Wir haben den letzten Teilnehmern ein paar Fragen zu ihrer Idee und ihrem Lieblingsschaufenster in Düsseldorf gestellt. Alle Infos zum Projekt findet Ihr hier in unserem Beitrag. Wir sagen Danke an KomKuK und freuen uns aufs nächste Mal!

Zwei Sätze zu Euren Personen:
Wir, die Kommunikationsdesigner Thomas Wirtz und Frédéric Wiegand haben im Oktober 2019 gemeinsam das interdisziplinäre Kreativlabor „aerosoap“ gegründet und realisieren Projekte an der Schnittstelle von Kunst, Design und Naturwissenschaft. Unter dem Motto „We let material speak“ entwickeln und gestalten wir schwebende, fließende, vibrierende oder glühende Visuals und Live Experiences. 

Was zeichnet Eure Arbeit aus?
Frédéric: Sie ist echt. Es sind die Ergebnisse aus zahlreichen Experimenten, bei denen wir Technik und physikalische Prozesse buchstäblich miteinander reagieren lassen. Jede Arbeit erzählt eine Geschichte von Trial und Error, happy little accidents und unerwarteten Überraschungen, die uns oft zu ungewöhnlichen Gestaltungsentwürfen führen.

Wie seid Ihr auf die Idee gekommen? Was hat Euch zu Eurer Arbeit bewogen?
Thomas: Angefangen hat alles mit meiner Masterarbeit, bei der ich mich mit dem Gestaltungspotential physikalischer Prozesse auseinandergesetzt habe. Nach vielen gemeinsamen Projekten war Frédéric auch hierbei maßgeblich involviert. Erfreulicherweise wurde daraufhin Adobe auf uns aufmerksam und wir bekamen die Gelegenheit, einige anwendungsbezogene Projekte mit unseren ungewöhnlichen Tools zu realisieren. Das hat uns darin bestätigt, dass es einen Bedarf an dieser Art von Gestaltung gibt und wir haben beschlossen, uns gemeinsam darauf zu spezialisieren. Seitdem entstehen in unserem Labor durch Experimente immer wieder neue und teils unerwartete Gestaltungsansätze. 

Was oder wer inspiriert Euch?
Thomas: Inspiration holen wir uns in erster Linie durch alltägliche Beobachtungen und Ausprobieren. Auch wenn es banal klingt: Jeder Haushalt birgt bereits zahlreiche Substanzen mit großem Gestaltungspotential: Öl, Milch, Glycerin, Honig, Natron und natürlich nicht zu vergessen Seife, die uns schon durch zahlreiche Projekte begleitet hat. Nicht umsonst haben wir unser Labor aerosoap getauft. Darüber hinaus lassen wir uns aber auch von Künstlern wie Ólafur Elíasson oder Architekten wie Frei Otto inspirieren, bei denen das Experiment mit physikalischen Prozessen, insbesondere mit ephemeren Stoffen, eine große Rolle spielt.

Was erhofft Ihr Euch vom KomKuK-Fenster?
Frédéric: Mit dem KomKuK-Fenster haben wir die spannende Gelegenheit, eine Installation im städtischen Raum zu präsentieren. Uns in die Lage eines Ausstellungsbesuchers oder den Zuschauer eines Films hineinzuversetzen, sind wir gewohnt. Der Passant auf der Lorettostraße ist da eine ganz andere Art von Rezipient. Und dies ist das eigentliche Experiment für uns.

Worauf können sich die Passanten & Betrachter auf der Lorettostraße am meisten freuen? Wird es Specials geben?
Thomas: Allzu viel wollen und können wir noch nicht verraten. Schließlich sind wir selbst gespannt auf die Reaktionen bei unserem ersten „Feldexperiment“. Dieses Mal wird jedenfalls nichts brennen oder explodieren und es wird auch keine Überschwemmung geben. Ihr braucht also keine besondere Schutzkleidung, wenn ihr im Mai über die Lorettostraße schlendert.

Was ist (neben dem KomKuk-Fenster) Dein Lieblingsschaufenster in Düsseldorf?
Frédéric: Schaufenster, hinter denen sich etwas bewegt. Die kinetische Krawatten-Uhr im Hermes-Schaufenster ist da ein sehr schönes Beispiel. Grundsätzlich kann ein Blick ins lebendige Innere da oft mehr Neugierde wecken im Vergleich zu einem rein statischen Arrangement von Produkten. Das kann der Showroom eines Büros sein oder die offene Küche eines Restaurants. Aber es gibt auch Schaufenster, bei denen es sich lohnt, auf die Suche zu gehen, um etwas zu entdecken, das nicht auf den ersten Blick sichtbar ist, wie zum Beispiel die doch recht unscheinbare Uhr im Schaufenster des Bestattungsinstituts Carl Salm in der Altstadt, die dem aufmerksamen Passanten nebst Informationen zur Vorsorge konstante 5-vor-12 anzeigt.

Was wünscht Ihr Euch für den Kreativstandort Düsseldorf?
Frédéric: Was uns, wie vielen anderen Kreativen, besonders am Herzen liegt, ist der Erhalt und die Schaffung von Kulturorten und bezahlbaren Räumlichkeiten für kreatives Arbeiten, die vor hohen Mieten und Gentrifizierung geschützt werden. Hier könnte noch etwas mehr getan werden. Darüber hinaus wünschen wir uns die Sicherung der bunten und vielschichtigen Düsseldorfer Subkultur, die unserer Meinung nach einen wichtigen Aspekt des Kreativstandorts Düsseldorf ausmacht. 

aerosoap aerosoap.com

Text: Linda Gerolstein
Foto: Hanne Malat (Portrait) | Thomas-Hessmann (Bubble Wall)
© THE DORF 2021

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