In Anlehnung an den legendären New Yorker Mudd Club kreieren drei renommierte Kunstgalerien vom 27. bis 29. September über drei Etagen des Ergo Ipsum die Pop-Up Gallery „Nachtbrötchen“. Mit dabei ist die Düsseldorfer Part2Gallery, die Overhead Gallery aus Münster und der Art 42 Kunsthandel aus Kandel. Beim Grand Opening am Freitagabend spielen die Strandpiraten auf; das Wochenende wird von zahlreichen Live-Acts Düsseldorfer Bands begleitet. Wir trafen Mitorganisator Carsten Siewert und die Galeristen zum Talk.
New York Downtown: Ein Schmelztiegel der Künste in den späten 70er und frühen 80er Jahren. 1978 eröffnet hier der Mudd Club seine Pforten und wird zum Mekka der Underground Szene Lower Manhattans. In den Clubs legen nicht nur DJs auf. Es spielen Live-Bands, es gibt Performances und Ausstellungen. Für Künstler wie Jean-Michel Basquiat, Andy Warhol oder auch Keith Haring ist der Mudd Club wie ein zweites Zuhause.
Kunst ohne Grenzen, genau das möchte Nachtbrötchen sein. Mitorganisator Carsten Siewert von der Agentur Coming Sooon sagt:
Kunst muss nicht immer elitär und abgehoben sein
„denn Kunst ist vielseitig – laut, schräg und provokativ aber mitunter auch leise, einfühlsam und greifbar. Kunst kennt keine Grenzen.“
Zum Grand Opening am Freitagabend sorgt das DJ-Kollektiv „Strandpiraten“ für die passende musikalische Untermalung. Am Samstag spielen die angesagten Livebands Amour Vache, Marton Harvest und Creeps in Kooperation mit dem Projekt NEW.HEIMAT.SOUNDS und dem Kulturamt Düsseldorf. Am Sonntag bringen die beiden DJs Nadim & WATT! mit ihrer Mischung aus Funk, Soul, House, Vintage & Elektro New York Style nach Düsseldorf. Der Eintritt ist frei, denn Kunst bedeutet Freiheit – und das weiß Nachtbrötchen ganz besonders zu schätzen.
THE DORF hat vorab mit dem Mitorganisator Carsten Siewert sowie den Galeristen Thomas Hoffmann und Dieter Nusbaum der Overhead Gallery und André Schnaudt der Part2Gallery gesprochen.
Wie kam es zu der Idee von Nachtbrötchen?
C: Ich hatte die Location und den Ansatz der Veranstaltung. Währenddessen hatte André eine ähnliche Idee, die er alleine aber nicht umsetzen konnte. Rainer Kinsky, den Manager der Strandpiraten, hat André und mich dann zusammengebracht und das war der Start vom Nachtbrötchen.
D: Und André, Thomas und ich waren gemeinsam mit Atilla Kirbas vom Art42 Kunsthandel auf einer Messe in Innsbruck. Dort haben wir uns überlegt, wie man die Idee einer Off-Base-Veranstaltung mit einer vielfältigen Auswahl an Kunst zusammenbringen kann. Dadurch haben wir uns alle gefunden und gemeinsam das Konzept zum Nachtbrötchen erarbeitet.
T: Die Musik der Strandpiraten hat uns also letztendlich verbunden.
Was erwartet die Besucher des Events?
D: Viel Spaß! Das ist schon mal das Wichtigste.
T: Um es in einem Satz zu nennen: Kunst und Musik werden in einer Undergroundatmosphäre, in der alles erlaubt ist, verbunden. Man kommt locker zusammen, trinkt ein Bier miteinander und hat trotzdem die Möglichkeit, hochwertige Kunst zu sehen. Hochwertige Musik live zu hören. Es nehmen über 50 Künstler teil, also ist wirklich für jeden Geschmack etwas dabei. Die Künstler werden anwesend sein, sodass man sich miteinander austauschen kann.
D: Zudem bieten wir Kunst in jeder Preisklasse an. Völlig egal, ob man eine Studentenbude einrichten oder in hochpreisige Kunst investieren möchte.
A: Trotzdem wollen wir eine gewisse Qualität aufweisen. Wir werden professionelle Künstler der Szene ausstellen. Auch die DJs sind national bekannt, und das ist auch unser Anspruch.
C: Kunstinteressierte haben also noch ein Nebenprogramm mit Musik, und Musikinteressierte haben ein Nebenprojekt mit der Kunst, was sie erleben können, ohne etwas dafür tun zu müssen. Jeder kann sich seinen eigenen Schwerpunkt legen.
Was waren die Beweggründe für Nachtbrötchen?
T: Wenn man sonst in diesem Rahmen und Umfang Kunst sehen möchte, müsste man dafür große Kunstmessen besuchen und einiges an Eintritt bezahlen. Der Eintritt zum Nachtbrötchen ist frei. Wir wollen den Leuten die Kunst einfach näher bringen. Aber ein Ziel ist es auch, Kunstinteressierte anzusprechen und ihnen etwas bieten, was sie noch nicht kennen.
D: Wenn jemand auf der Veranstaltung sagt, das finde ich gut, dann darf man auch die Frage stellen, warum. Die Antwort kann alles sein, die Farben, die Stimmung, die Formen, und man wird nicht blöd angeguckt oder verurteilt. Wir sind schon seit einigen Jahren in der Kunstbranche tätig und haben viele Erfahrungen gesammelt. Nun haben wir uns gefragt, wie man einen neuen Weg gehen kann. Wie kann man etwas Neues kreieren, was sonst noch niemand getan hat?
Carsten, worauf freust du dich als Veranstalter am meisten?
C: Ich finde es sehr spannend, dass wir mit der Veranstaltung erstmal die Bedeutung Düsseldorfs als Kunststandort, der ja international bekannt ist, und auch als Musikstandort, kombinieren und damit etwas komplett neues schaffen werden, was es so eigentlich noch gar nicht in Düsseldorf gab.
Was macht deine/eure Galerie aus?
D: Die Overhead Gallery ist breit aufgestellt, zwischen Abstraktion und Figuration, aber auch, was die Künstler angeht.
A: Die Part2Gallery stellt seit 2013 junge, aber auch alte Talente aus und stellt sowohl stilistisch als auch künstlerisch ein breites und dynamisches Programm vor.
Was passiert aktuell in der Kunstszene?
A: Zu wenig. Und das ist einer der Gründe, weshalb wir das Nachtbrötchen-Format ins Leben rufen.
T: Jeder kämpft so ein bisschen für sich alleine und am liebsten würden wir das zusammen bringen.
D: Aktuell splittet der Kunstmarkt sich sehr. 10 Prozent der Galerien machen 90 Prozent des weltweiten Umsatzes aus. Im Umkehrschluss müssen die anderen 90 Prozent sich um die restlichen 10 Prozent streiten, die vom Umsatz noch übrig bleiben.
T: Das sieht man auch an der Zahl der Galerien, die weltweit schließen.
D: Man sollte auch das generelle Konstrukt der Kunstgalerien in Frage stellen: Wird das in Zukunft noch die Plattform sein, wo auch junge Leute hingehen, die ganz anders ticken?
T: Wir wollen neue Wege zu schaffen, die von diesen leicht verstaubten Konzepten ein Stück weit weg gehen. Und versuchen, etwas Neues zu machen.
Mit wem würdet ihr gerne beim Nachtbrötchen ein Bier trinken?
C: Mit allen der 5.000 Besucher.
A: Ich würde mit Gerhard Richter ein Bier trinken.
T: Mit allen Leuten, die mit mir gerne ein Bier trinken wollen. Ein Traum wäre noch, mit dem Oberbürgermeister von Düsseldorf anzustoßen.
D: Ich hätte gerne mit Sigmar Polke oder Andreas Gursky ein Bier getrunken. Im Grunde ist es mir aber eigentlich egal. Ich freue mich darauf, dass durch Nachtbrötchen alle Schichten angesprochen werden, vom Studenten bis zum Professor, und man theoretisch mit jedem ein Bier trinken könnte.
In Nachtbrötchen steckt unheimlich viel Herzblut und Idealismus von allen Beteiligten. Es geht darum, die Kunst dem Einzelnen, wer das auch immer sein wird, näher zu bringen. Die Künstler werden anwesend sein und es gibt eine vielfältige Möglichkeit zum Austausch. Die Besucher erwartet ein künstlerisches Angebot von Streetart zu Installation und Skulpturen hin zur Malerei und Fotografie. Denn Kunst kennt keine Grenzen und ist für jeden da.
Nachtbrötchen vom 27.-29 September
Ergo Ipsum | Herzogstraße 89 | 40215 Düsseldorf
Alle Infos gibt es auf www.nachtbrötchen.de
Text: Philin Peters
Fotos: Kristof Puller | Fotos Location: Zack Bumm
© THE DORF 2019