Wanna play? Tonhalle Düsseldorf startet virtuelles Orchester

Wie sehr Musik dabei hilft, besser mit der gegenwärtigen Krise umzugehen, zeigen gerade unzählige Beispiele: Von Menschen, die gemeinsam auf ihren Balkonen singen, über Konzertpianisten, die allabendlich Konzerte auf Twitter geben bis hin zu DJs, die via Stream in menschenleeren Berliner Clubs auflegen. Auch die Tonhalle hat jetzt ein beeindruckendes Projekt gestartet: ein virtuelles Orchester, das die Düsseldorfer in Zeiten von Corona und Social Distancing durch Musik miteinander verbindet.

Die beiden Konzertpädagoginnen der Tonhalle, Katharina Höhne und Ariane Stern, haben sich das Projekt mit dem schönen Namen „Gemeinsam allein sein klingt schöner“ ausgedacht und in Rekordzeit umgesetzt. Es soll in eingeschränktem Maße wieder ein gemeinsames Musikmachen ermöglichen und die Menschen der Stadt durch die Musik verbinden. Alle Düsseldorfer, die ein Instrument spielen oder gerne singen, sind aufgerufen, gemeinsam mit den Düsseldorfer Symphonikern ein großes, virtuelles Orchester zu gründen.

Dafür hat der Düsseldorfer Komponist Matthias Flake das bekannte Lied „En Düsseldorf am Rhing“ für Orchester und Chor neu arrangiert – ein echter Ohrwurm, den niemand so schnell wieder auf dem Kopf bekommt. Viele Musikerinnen und Musiker der Düsseldorfer Symphoniker haben in den vergangenen Tagen die Instrumentalstimmen für Geige, Bratsche, Cello, Blech- und Holzbläser, Pauke und Percussion zu Hause in den eigenen vier Wänden eingespielt und sich dabei mit dem Handy oder Tablet gefilmt. Nun sind die Düsseldorfer aufgerufen, es ihnen gleich zu tun – ganz gleich ob fünf oder 85 Jahre alt, ob mit heller Sopranstimme oder sonorem Bass, ob auf der Violine oder am Schlagzeug, Anfänger, fortgeschrittener Hobbymusiker oder Profi.

Auf der Homepage der Tonhalle stehen die Noten für alle Instrumente und vokalen Stimmlagen zum kostenlosen Download bereit. Dazu gibt es Play-Alongs als kleine Hilfestellung zum Üben sowie ein Leitfaden mit Tipps und Tricks für die eigene Aufnahme. Der auf Musikdokumentationen spezialisierte Filmemacher Raphael Hustedt und Komponist Matthias Flake sichten alle eingesandten Filme und setzen sie anschließend zu einem großen Virtual-Orchestra-Video zusammen, das dann zeitnah auf der Homepage der Tonhalle und auf diversen Social-Media-Kanälen zu sehen sein wird.

Besonderen Reiz erhält das Projekt dadurch, dass die Teilnehmer nicht alleine, sondern mit virtueller Unterstützung der Düsseldorfer Symphoniker üben können: Die Orchestermitglieder haben Online-Tutorials gedreht und bieten sogar Video-Unterricht an, um das Stück gemeinsam zu erarbeiten. In der nächsten Woche finden von Montag bis Freitag täglich um 17 Uhr Live-Übe-Sessions für die verschiedenen Instrumente per Videokonferenz statt. Vielleicht animiert die Aktion der Tonhalle den ein oder anderen dazu, lange Zeit ungespielte Instrumente und damit vielleicht etwas verkümmerte Skills wieder aus der Kiste zu holen. Und manche Eltern sind sicher dankbar für ein Osterferien-Projekt für ihre Kinder, die das Lied höchstwahrscheinlich gar nicht mehr üben müssen: Alle Düsseldorfer Grundschülern kennen „En Düsseldorf am Rhing“ bereits aus dem Schulunterricht, weil es Teil des diesjährigen Singpausen-Programms ist.

„Gemeinsam allein sein klingt schöner“ startet ab sofort, Videos können bis 19. April an musikvermittlung@tonhalle.de geschickt werden. Auf tonhalle.de finden sich Noten und Play-Alongs zum Download, Online-Tutorials, die Termine samt Anmeldemodalitäten für die Live-Sessions mit den Düsseldorfer Symphonikern sowie ein Leitfaden mit Tipps und Tricks für die eigene Aufnahme.

Fotos: Thomas Weißschnur (Hornistin, Lisa Rogers) & Tonhalle Düsseldorf

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Tobias Saul

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