WAS GIBT’S ZU ESSEN? fiftyfifty x AMD Akademie Mode & Design

Sharing is caring. Gerade mit den Wohnungslosen, denen man jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit begegnet, sollte man öfter mal etwas teilen. Denn die Corona-Krise macht auch nicht vor den Bedürftigen der Stadt Halt. Die Studierenden der Akademie für Mode und Design haben sich dem Thema angenommen und veröffentlichen jetzt in Eigenregie das Buch “WAS GIBT’S ZU ESSEN”, das sich mit unserer Essenskultur, Hungersnot und Armut beschäftigt. Wir haben mit Ina Köhler, Studiendekanin für Fashion Journalism and Communication (B.A.) an der AMD, über das Projekt gesprochen.

Wenn junge kreative Modestudentinnen ein soziales Buchprojekt starten, entsteht ein hochästhetisches Produkt. Menschen und Mahlzeiten, Rezepte und Reflektionen. Kapriziös artistisch und genussvoll bodenständig. Acht Buchkapitel und 128 Seiten führen raus aus der Komfortzone und hinein in die facettenreiche Welt unseres Geruchs, unseres Gefühls, unseres Geschmacks. Es geht um die Kulturgeschichte der Nahrung, um Hunger und Armut, um Containern und Luxusprodukte aber auch um Kannibalismus und die Kreativität der Nahrungsmittelindustrie.

Entstanden ist das Buch im ersten Corona Lockdown und zu einer Zeit, in der fiftyfifty gerade eine Essensausgabe mit dem zakk Düsseldorf auf die Beine stellte. Auch dieses Thema wurde in einem Kapitel von fiftyfifty-Sozialarbeiterin Julia von Lindern aufgegriffen.

Achtzehn Studentinnen haben für ihr Buch „WAS GIBT‘S ZU ESSEN“ die Vielfalt des Kulturthemas Essen entdeckt. Die erfolgreiche Künstlerin Rosemarie Trockel spendet eine Sonderedition als Exlibris, zahlreiche Köche wie Tim Raue und Christian Rach haben Rezepte und Fotos beigesteuert. Und das alles kommt wohnungslosen Verkäufer*innen von fiftyfifty zugute. Mit dabei sind Rezepte von Sterneköchen oder Fernsehstars wie Back-Queen Enie van de Meiklokjes, Tim Raue, Christian Rach, Björn Swanson und vielen mehr. Alltagsrezepte von zahlreichen Influencerinnen wie Sofia Tskakiridou, Ina Speck und Karin Stöttinger runden die Kapitel ab. Ein Buch zum Schlemmen und Genießen aber auch zum Nachdenken über unser tägliches Brot.

Ina Köhler ist Modejournalistin und Studiendekanin für Fashion Journalism and Communication (B.A.) an der AMD. Seit 2002 ist sie verantwortlich für die Modejournalist*innen am Standort Düsseldorf und seit zwei Jahren leitet sie den Studiengang. Wir haben ihr Fragen gestellt, um mehr über dieses spannende Sozialprojekt zu erfahren.

Was war Deine Rolle beim Projekt?
Als Projektleiterin und Dozentin für Modejournalismus habe ich mit den Studierenden das Buch redaktionell geplant. Gemeinsam mit den Dozenten aus Journalismus und Visueller Kommunikation wurden alle notwendigen Arbeitsschritte begleitet: Von der Ideenfindung über die Realisation in Form von Texten, Layouts, Bildern, Rezepten und Illustrationen bis hin zur Schlussproduktion. 

Wie kam es zu dieser Idee?
Die fiftyfifty und vor allem ihr Herausgeber Hubert Ostendorf sind seit vielen Jahren tolle kreative Kooperationspartner. Unsere Modejournalistinnen hatten schon viele Male komplette Ausgaben der fiftyfifty realisiert, die jedes Mal von den Wohnungslosen erfolgreich verkauft wurden. Diesmal hatte Hubert Ostendorf zunächst ein „Kochbuch“ in Spiel gebracht. Nach dem ersten Treffen hat unser Team vorgeschlagen, ein Lesebuch mit Kulturthemen zum Thema „Essen“ zu machen. Die Rezepte sind ein wichtiger Teil, aber nicht der einzige. 

Das Projekt wurde von Studierenden der AMD umgesetzt. Wie seid ihr vorgegangen und wie konntet ihr prominente Namen wie Enie van de Meiklokjes und Rosemarie Trockel für das Projekt begeistern? Das Buch hat acht Kapitel – für jedes davon hatten wir Köche und Influencer*innen gesucht, die zu den jeweiligen Themen passen könnten. Und dann haben die Studierenden direkt bei Prominenten angefragt, ob sie uns für das Charity-Projekt unterstützen können. Die Resonanz war klasse! Von Christian Rach haben wir gleich zwei Rezepte bekommen, die Künstlerin Rosemarie Trockel hat eine Sonderedition für die fiftyfifty zur Verfügung gestellt. Gerade bei Trockel hat es sehr geholfen, dass die fiftyfifty seit vielen Jahren gute Kontakte zur Kunst- und Kulturszene hat. 

Was ist das Ziel des Projekts?
Es gibt gleich mehrere: Zunächst einmal mit einem kreativen Projekt helfen und Öffentlichkeit herstellen. Wohnungslose haben in Zeiten von Corona keine große Lobby und da hilft es sehr, wenn sie und ihre Situation sichtbar werden, zum Beispiel mit einem Interview, wie wir es gerade führen. Zweitens sollte ein gut verkäufliches Produkt entstehen. Gerade vor Weihnachten ist es ein gutes Zusatzgeschäft für die Verkäufer*innen. Und nicht zuletzt haben die Studierenden im Sommersemester erlebt, dass man auch unter sehr erschwerten virtuellen Bedingungen ein redaktionelles Praxisprojekt auf die Beine stellen kann. 

Wie genau ticken denn die Deutschen am Tisch?
Gar nicht so anders als andere Nationen: gesundes Essen boomt. Bier, Kartoffeln und Fleisch werden aber tatsächlich noch mehr als anderswo verzehrt. Beim Pro-Kopf-Konsum an Bier schlagen uns Österreicher und vor allem die Tschechen um Längen. 

Wie steht es um die Armut unter den Düsseldorfern in Corona-Zeiten? Wie ist die Situation bei den Düsseldorfer Essensausgaben momentan?
Die Ärmsten der Armen trifft Corona ganz besonders hart. Die Tafeln sind geöffnet, anders als im ersten Lockdown, allerdings sind die Bedingungen schlechter. Die Armenküche bietet beispielsweise nur Essen „to go“ unter freiem Himmel, statt eines Essens drinnen. In den Notunterkünften haben viele Wohnungslose Angst, sich anzustecken und schlafen daher lieber draußen, trotz der Kälte. Auch die Verkäufer*innen auf der Straße haben es schwerer als sonst, Zeitungen zu verkaufen, da viele Menschen regelrechte Angst vor direktem Kontakt haben. Daher mein Appell: Wenn ihr Verkäufer*innen auf der Straße seht, schenkt ihnen ein Lächeln, kauft eine Maske, einen Kalender, eine fiftyfifty-Ausgabe oder das Buch „WAS GIBT’S ZU ESSEN“. Das hilft unmittelbar. 

Abgesehen davon, das Buch zu kaufen – was können wir alle im Alltag tun, um unseren Beitrag zu leisten?
Man kann spenden, ein Digitalabo abschließen oder Kunst von zeitgenössischen Künstler*innen in der fiftyfifty-Galerie kaufen. Der Erlös kommt direkt sozialen Projekten zugute. Wenn ihr eine andere kreative Idee habt, wie ihr helfen könnt – das fiftyfifty Team ist immer sehr offen und dankbar für Kooperationen! Mehr unter www.fiftyfifty-galerie.de. Die fiftyfifty ist seit 25 Jahren als gemeinnützige Organisation eine wichtige Stimme und Anlaufpunkt für Wohnungslose in der reichen Stadt Düsseldorf und hilft ganz konkret, den Alltag der Menschen auf der Straße zu verbessern. 

Was ist Dein Lieblingsrezept im Buch?
Zitronenpizza von Christian Rach – einfach lecker und geht sehr schnell! 

Und was ist Dein persönliches Leibgericht?
Pasta in fast allen Aggregatszuständen – und hinterher Mousse au chocolat!

WAS GIBT’S ZU ESSEN könnt Ihr ab sofort bei einem der fiftyfifty-Straßenverkäufer für 10 € kaufen. Davon gehen 5 € als kleines Weihnachtsgeld direkt an den/die Verkäufer*in. Oder Ihr bestellt das Buch im fiftyfifty-Onlineshop.

Vielen Dank!

Text: PR
Interview: Maren Schüller
Fotos: Ina Köhler &  Alexandra Voskuhl 

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