Am 28. und 29. Mai 2022 findet auf der Raketenstation Hombroich erstmals das von Miki Yui und Stefan Schneider organisierte „Hombroich: Raketenfestival“ statt. Zwölf musikalische Beiträge internationaler wie lokaler Künstlerinnen und Künstler zeigen aktuelle Formen von experimenteller, elektronischer und improvisierter Musik, Klang- und Radiokunst. Das Festival verbindet Musik, Natur und Architektur zu einem sinnlichen Erlebnis. Karl-Heinrich Müller, der Gründer der Raketenstation, sah diesen Ort als einen „offenen Versuch“, um über Musik und Kunst zu neuen Lebensformen zu finden. Daran anknüpfend soll das nicht kommerzielle Festival neue Perspektiven auf unser gegenwärtiges und künftiges Zusammensein ermöglichen. Das schließt ein rücksichtsvolles Miteinander und einen achtsamen Umgang mit der Natur auf dem Gelände ein.
Das Hombroich: Raketenfestival eröffnet am Samstag, den 28. Mai um 17 Uhr mit einem Konzert von Barbara Morgenstern. Die Musikerin machte sich unter Gudrun Guts „Monika Enterprise“-Label mit ihrem eigenwilligen Sound zwischen Electronic, Songwriting und Folk schnell einen Namen. Sie leitet seit 2007 den „Chor der Kulturen der Welt“ am Haus der Kulturen der Welt/ Berlin und arbeitet als Komponistin seit 2012 eng mit der Theatergruppe Rimini Protokoll zusammen.
Nach dem Eröffnungskonzert geht es weiter mit O Yama O – dem Performance Duo bestehend aus der Künstlerin Rie Nakajima und der Co-Founderin des Cafe OTO in London Keiko Yamamoto. Mit mechanischen Klangobjekten und folkloristischem Gesang werden performativ die besonderen akustischen Eigenschaften eines Ortes spielerisch hörbar gemacht.
Die Künstlerin Viktoria Wehrmeister, geboren in Mexico City, zeigt ihr Soloprojekt “DECHA”. DECHA zeichnet sich durch Alltagsnahes aus, Home Recordings mit Garageband-Begleitung bilden ein Gerüst, das sie mit mehrstimmigem Gesang begleitet und zu echten Liedern formt.
Jan Schulte aka Wolf Müller oder Bufiman rundet den Abend mit einem Auftritt auf der Konzertwiese ab. In den letzten Jahren reiste der Düsseldorfer Produzent um die Welt und spielte Konzerte auf allen Kontinenten. Seine Musik entsteht aus elektronischen Klängen und Klangobjekten, die er durch Live-Sampling zu rhythmischen Clustern organisiert.
Am Sonntag, den 29. Mai startet der zweite Festivaltag um 16 Uhr mit Oskar Gottlieb Blarr. Der Musiker hat in den 1950er-Jahren bei Gerd Alois Zimmermann in Köln Komposition studiert und bewegt sich in seinem Werk seither zwischen Neuer Musik, Kirchenmusik und Geräuschmusik. Er war Kirchenkantor der Düsseldorfer Neanderkirche und organisierte dort jahrzehntelang Konzerte für experimentelle Musik.
Darauf folgt ein Klangspaziergang mit Aoki Suzuki. Bereits in den späten 1960er Jahren begann Akio Suzuki in seinen self-study-events mit Klangexperimenten, in denen er Orte in der Natur und architektonische Räume auf ihre klanglichen Potentiale hin untersuchte. Seine Beschäftigung mit den Phänomenen des Nachhalls, führte ihn in den 1970er Jahren zur Entwicklung des Echo-Instruments “Analapos”. Zu seinen Werken gehören zahlreiche Klanginstallationen und Performances.
Sofia Jernberg ist eine schwedische experimentelle Sängerin, Komponistin, Improvisatorin und Performerin. Sie wurde in Äthiopien geboren und wuchs dort, in Vietnam und in Schweden auf. Eines ihrer zentralen Anliegen als Sängerin ist, die „instrumentalen“ Möglichkeiten der Stimme zu erforschen und auszuloten. Ihr Vokabular als Sängerin schließt auch solche Sounds und Techniken mit ein, die der konventionellen Art des Singens entgegenstehen wie die Technik des nicht-verbalen Vokalisieren, des Singens von Split Tones, des tonlosen Singens und der Distortion.
Im Haus für Musiker gibt Susanna Gartmayer um 19 Uhr ein Konzert. Sie ist seit Anfang der 2000er-Jahre als Bassklarinettistin und Komponistin in den Bereichen Experimentalmusik, Multi-idiomatischer Improvisation und Zeitgenössischer Musik tätig. Ihr besonderes Interesse gilt den vielstimmigen Klangmöglichkeiten der tiefen Klarinetten sowie der Theorie und Praxis gemeinschaftlicher Arbeitsprozesse in Bands und Kollektiven. Mit einer Komposition für die Bassklarinette, die eigens für das Festival geschrieben wurde, möchte sie die klanglichen Eigenschaften des Ortes durch die Bewegung des Klangs hörbar machen.
Mit einem Konzert von Stefan Schwander um 20 Uhr endet das Raketenfestival : Hombroich. A Rocket in Dub ist das Projekt von Stefan Schwander (Harmonious Thelonious), welches nach längerer Pause im Jahr 2020 neu aufgenommen wurde. Es widmet sich der elektronisch produzierten Dub/Techno Musik. Inhaltlich geht es um elektronische, melancholische, tanzbare Musik mit prägenden Akkorden und einem Hang zu dekonstruierenden Versionen (dub versions) dieser Stücke beim Livespielen.
An beiden Festivaltagen präsentieren die Künstler*innen Arpad Dobriban, Rolf Julius und Natascha Sadr Haghighian ihre Kunst. Der Künstler Arpad Dobriban wird dem Publikum seine neue Arbeit „Essbare Botschaft“ vorstellen und zum Verzehr anbieten. Die Speisen dieser wohlschmeckenden Botschaft, die teilweise auch aus Zutaten, die auf der Raketenstation wachsen, gemacht sind, folgen traditionellen und komplexen Bearbeitungen. Rolf Julius arbeitete im Zwischenbereich von Bildender Kunst, Musik und Performance. Der Künstler beschreibt, wie Klang und Objekt bei ihm eine sehr enge Bindung eingehen: „Bilder und Musik sind gleichwertig. Sie treffen sich im Kopf des Betrachters und Zuhörers und ergeben in ihm etwas Neues. Meine Arbeiten sind bildnerisch und musikalisch zugleich.”
Natascha Sadr Haghighian schafft multimediale Installationen, Video- und Audioarbeiten sowie Zeichnungen. Ihre Arbeiten zeichnen komplexe Verflechtungen und die gegenseitige Durchdringung von Technologie, Biologie und Wertschöpfungssystemen nach und stellen ein anthropozentrisches Verständnis von Welt infrage. Außerdem senden Callshop Radio an beiden Festivaltagen ein Live-Programm, bestehend aus diversen Wortbeiträgen, Field-Recordings und Musik sowie Kurzbeiträgen eines Radio-Workshops von Kindern und Jugendlichen. Callshop Radio ist ein unabhängig agierendes Community Radio mit Sendeorten in Düsseldorf, Leipzig und Paris.
Alle weiteren Infos und eine Übersicht aller Programmpunkte und Startzeiten findet Ihr auf www.raketenfestival.com
Hombroich: Raketenfestival
28. & 29. Mai
Eintritt frei!
Raketenstation Hombroich 4
41472 Neuss
www.raketenfestival.com
Text: Presse
Fotos: siehe Bildbeschreibung
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