Elf Tage, neun Städte, drei Uraufführungen: Zum neunten Mal wird Nordrhein-Westfalen während des biennalen Festivals tanz nrw zur Plattform für zeitgenössischen Tanz. Von Münster bis Bonn ist vom 4. bis 14. Mai 2023 eine Auswahl der aktuellsten Produktionen von 23 in NRW arbeitenden Choreograf:innen und Kollektiven zu sehen. Nach der großen Resonanz der Online-Ausgabe im Jahr 2021 sind erstmals zusätzlich mehr als zwanzig digitale Formate im Programm vertreten. Zudem gibt es verschiedene Angebote der inklusiven Teilhabe und der Kulturvermittlung. Eröffnet wird das Festival mit dem Stück “RUNthrough III“ von CocoonDance im Mülheimer Ringlokschuppen Ruhr, das auch im Livestream übertragen wird.
200 Bewerbungen für das Bühnenprogramm und mehr als 60 Einreichungen für das digitale Programm wurden von der Tanzproduzent:innengemeinschaft aus Produktionshäusern und Kulturämtern gesichtet, diskutiert und ausgewählt. Neben etablierten Kompanien sind auch junge Talente dabei, deren Arbeiten der Szene neue Impulse geben. Was sie eint, ist eine herausfordernde Probenzeit der vergangenen zwei Jahre: Wie proben, wenn die Theater geschlossen sind – und die Spielpläne anschließend überfüllt? Man erweitert sein Repertoire ins Digitale. Und so sind erstmalig neben ganz analogen Bühnenproduktionen auch viele sehr unterschiedliche Onlineformate entstanden: Dokumentationen, Tanzfilme, kurze Videoclips und Porträts. Eine Auswahl davon wird während tanz nrw 23 im Pilotprojekt “Digitale Bühne“ auf der Onlineplattform Spectyou gezeigt. Eigens für das Festival konzipiert das Düsseldorfer Künstlerduo HARTMANNMUELLER zusätzlich Interview-Clips für Social Media.
In vielen Produktionen widmen sich die Tanzschaffenden gesellschaftlich relevanten Themen in Auseinandersetzung mit dem Körper: Renegade taucht mit Break-Legende Niels “Storm“ Robitzky in die deutsche HipHop-Phase der 80er Jahre ein und in “Wetland“ gleitet Katharina Senzenberger in eine wahrhaft glitschige Auseinandersetzung zwischen Wasser und Raum, Körper und Körperlichkeit. Mit “Bilderschlachten“ hat MOUVOIR / Stephanie Thiersch eine choreografische Vision zum “Ende der Welt“ geschaffen, die in Essen mit einer holografischen Abbildung des Orchesters und in Köln als Konzentrat der Originalfassung gezeigt wird.
Im Ausnahmezustand des Festivals werden drei neue Produktionen uraufgeführt: Ben J. Riepe zeigt “EVER|RÊVE“ im Düsseldorfer tanzhaus nrw, MIRA feiert im Mülheimer Ringlokschuppen Ruhr die Premiere von “MIRA 11_SHIFT“ und Yibu Dance bringt in der Fabrik Heeder in Krefeld “WHIRLING LADDER | UPRIGHT“ heraus.
Mit dem gemeinsamen Programm „Sprungbrett <> TANZRECHERCHE NRW“ bieten tanz nrw und NRW KULTURsekretariat Newcomern bereits zum fünften Mal die Möglichkeit, sich intensiv einem Recherchethema zu widmen. Ausgewählt wurden für diese Festivalausgabe die Stipendiat:innen iSaAc Espinoza Hidrobo, Roman Jungblut und Mia Hofner sowie Yasmin Fahbod, Mina Khani, Zahra Mousawy und Shirin Namazi vom Hiraeth Kollektiv. Ihre Themen: Dekolonialisierung und deren Bedeutung für alle Beteiligten sowie ein Raum für performative Kunst der im Exil lebenden iranischen und afghanischen Performerinnen. Einen Einblick in ihre Recherche geben die beiden Kompanien anschließend in fünf Festivalstädten.
Sowohl beim Bühnenprogramm als auch bei den digitalen Formaten sind zahlreiche inklusive und interaktive Angebote fester Bestandteil von tanz nrw 23. Für eine größere Barrierefreiheit und mehr Teilhabe für Menschen mit sinnesbezogenen Behinderungen arbeitet die Veranstaltungsgemeinschaft kontinuierlich an den Zugangsmöglichkeiten: Auf der Website wird das Programm in Deutscher Gebärdensprache sowie in einfacher Sprache kommuniziert. Zudem gibt es Hinweise zur Barrierefreiheit aller Spielstätten, Einführungsvideos in einfacher Sprache und Deutscher Gebärdensprache (DGS) für ausgewählte Produktionen, sowie Audio-Flyer und Video-Flyer in DGS, in denen das Festival vorgestellt wird.
Ein wichtiger Programmpunkt von tanz nrw sind zudem die Vermittlungsformate, die dem Publikum ermöglichen, künstlerische Prinzipien am eigenen Körper zu erfahren. Für mehr mentale und vor allem körperliche Teilhabe sorgen die Angebote “Physical Introduction“ und “Physical Traces“, in denen Zuschauer:innen das Bewegungsmaterial von ausgewählten Produktionen erproben und nachfühlen können. Das Projekt “tanz.match“ konzipiert eigens für das Festival ein Vermittlungsformat, um künstlerische Ideen aus verschiedenen Perspektiven zu erzählen.
Weitere Infos zum Festival und das Programm aus den anderen Städten findet Ihr unter www.tanz-nrw-aktuell.de
tanz nrw 23 – Festival für zeitgenössischen Tanz
4. bis 14. Mai 2023
Programm in Düsseldorf
Freitag, 5. Mai, 20 Uhr
Ben J. Riepe & Bára Gísladóttir – EVER|RÊVE
Sonntag, 7. Mai, 18 Uhr
Özlem Alkış – pulse
Donnerstag, 11. und Freitag, 12. April, 20 Uhr
Katharina Senzenberger – Wetland
Sonntag, 13. Mai, 17 Uhr
Sprungbrett <> Tanzrecherche NRW
tanzhaus nrw
Erkrather Str. 30, 40233 Düsseldorf
www.tanzhaus-nrw.de
Text: Presse
Fotos: Siehe Bildbeschreibung
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