DAVID EBISCH • YARN STUDIOS

Werbung: „Ich hatte nie vor ins Standardberufsleben einzutauchen“, ist David Ebischs Antwort auf unsere erste Frage. Mit 16 Jahren hatte der Unternehmer bereits seinen ersten Gewerbeschein – heute ist er Gesellschafter, CEO und Gründer mehrerer Fashion Brands. In Hilden lagert er auf 2.500 Quadratmetern Fläche Ware seines Labels Yarn Studios, er produziert für seine eigenen und andere Marken und dreht Musikvideos bekannter Rapper. David Ebisch erzählt uns von seinen zahlreichen Projekten und dem neuen Produktionsstandort in Hilden.

Bereits mit Anfang 20 setzt sich David mit dem Thema Siebdruck auseinander und beginnt, seine ersten eigenen T-Shirts zu bedrucken und bei Ebay zu verkaufen. Das funktioniert ziemlich gut: „Im Konkurrenzkampf mit anderen Marken hatte ich so meine ersten Berührungspunkte mit Düsseldorf. Ich habe einfach mein Ding gemacht“, erzählt er uns. Innerhalb von drei Monaten hat David eine Handelsagenturen in Kassel, eine in Düsseldorf und seine Kleidungsstücke liegen bei Peek & Cloppenburg auf der Fläche. Heute führt er seit sechs Jahren unter der GmbH Yarn Studios die Marke Hamburger Haenger. Vor drei Jahren kommt Couple Goals dazu und seit Februar diesen Jahres ist er mit dem Kinderlabel papili ganz frisch auf dem Markt.

Yarn Studios ist das Dach über allen Marken und gleichzeitig eine nachhaltige Fashion Brand. Yarn bedeutet auf deutsch „Garn“ und steht für David Ebisch für den Ursprung eines jeden Textils. Die Grundidee war in Eigenherstellung fair und nachhaltig Basic Kleidungsstücke zu produzieren – zu einem fairen Preis. Seine neue Kindermarke trägt den Namen papili, weil sein Sohn ihn immer so nennt. Sie fungiert als Pendant zu den Kleidungsstücken von Yarn Studios – nur eben für Kinder. Unisex, cool, lässig und oversized geschnitten. Ziel ist es, am Ende einen Recycling-Zyklus zu betreiben. Kleidungsstücke, die zu klein geworden sind, können über papili gegen neue Teile eingetauscht oder neu angeboten werden. 

2015 „re-brandete“ David die Marke Hamburger Haenger, die aus dem E-Sport (Alberto, Flying Uwe) bereits bekannt war. Couple Fashion – was damals noch niemand kannte, nämlich gleich zwei Artikel gleichzeitig für sie und ihn zu verkaufen, funktioniert bis heute sehr gut. Seine Marke Couple Goals produziert ebenfalls Pärchenklamotten: „Das ist wie die Merci-Schokolade: Ein reines Nischenprodukt. Es funktioniert als Geschenkartikel“. Neben seinen eigenen Marken kümmert sich der CEO unter anderem um Rapper Kollegah: Vom Artwork, Merch und die komplette Abwicklung bis hin zum Musikvideo betreut er den Künstler exklusiv. Im Bereich NFTs hat er im Dezember letzten Jahres die Subcompany NFT Awesome gegründet – ganz schön viel los bei dem Unternehmer.

Seine größte Stütze ist seine Frau: „Wir haben schon immer zusammengearbeitet. Sie ist die Nummer eins bei dem Thema, weil sie mir in allen Bereichen, ob beruflich oder privat, den Rücken freihält und meine größte Kritikerin ist.“ David Ebisch wollte schon immer seine Ideen umsetzen – das stand für ihn im Vordergrund. „Ich glaube es macht viel kaputt, sich extrem auf das Endziel Geld zu konzentrieren“, erzählt er. Umso mehr freut er sich darüber, wenn seine Projekte funktionieren und er damit seinen Lebensunterhalt verdient.

Der Unternehmer stimmt mir zu, als ich ihn frage, ob er sich als Kreativkopf bezeichnen würde, der immer Lust auf mehr hat. „Done is better than perfect“, lautet sein Motto. Er versucht eher Dinge fertig zu bekommen, als sie zu perfektionieren. Als ich ihn frage, was er denn alles macht, lacht der Gründer. „Richtig viel“. Neben den Produktionen für seine eigenen Fashion Brands sieht er sich mit seinem Team von Yarn Studios als Berater für andere Marken. Wer möchte kann von A bis Z das Wissen von Yarn Studios nutzen, um seine eigenen Kleidungsstücke zu produzieren, ohne dabei auf die Nase zu fliegen.

Doch was heißt das genau? „Der Hauptprozess sieht mittlerweile so aus: Die meisten, die zu uns kommen, kaufen sich vorher ihre fünf Lieblingsteile in zwei bis drei Größen und die werden dann von uns komplett neu umgesetzt“, erklärt er. Das alles passiert seit Mai 2021 auf 2.500 Quadratmetern Fläche in Hilden. Sein Grundteam aus aktuell knapp 20 Mitarbeitern stärkt ihm dort den Rücken. Von Ende Oktober bis Mitte Februar läuft das Hauptgeschäft. Zu Weihnachten beschäftigt er knapp 60 Leute. Alles wird vor Ort von Hand gedruckt und gepackt – teilweise mit 4.000 bis 5.000 Bestellungen pro Tag. 

Die Fläche in Hilden ist aufgeteilt: In einem riesigen Lager findet man die Rohware der verschiedenen Marken. Der Gedanke dahinter ist für David Ebisch ökologisch und ökonomisch am sinnvollsten, denn: Die Rohware kann ganz individuell bearbeitet und für mehrere Kollektionen genutzt werden. Auf der Produktionsfläche werden die Kleidungsstücke bedruckt, d.h. es gibt Siebdruck, Digitaldruck und Stick vor Ort. Dazu kommt eine große Marketinghalle.

Fotoshootings und Musikvideos werden in Hilden produziert, Art Director sind mit im Team und der Kundenservice wird intern geleitet. David Ebisch ist es sehr wichtig, dass jeder, der für ihn arbeitet, die Brands versteht, die er führt oder berät. Deshalb versucht er immer den ganzen Service im eigenen Haus anzubieten, um möglichst auf Leute von außen verzichten zu können. Und on top gibt es für die MitarbeiterInnen ein eigenes Basketballfeld – nicht schlecht!

Die Grundnähereien des Unternehmens liegen in der Nähe von Warschau in Polen. Vor Ort wird die Rohware hergestellt. Normalerweise ist jemand alle zwei bis drei Wochen vor Ort, doch aufgrund von Corona und der aktuellen Situation in der Ukraine ist das sehr schwierig. Pandemiebedingt konnte David Ebisch über ein halbes Jahr nicht einreisen. Alternativ werden morgendliche Zoom-Calls genutzt, um sich austzutauschen und weiter arbeiten zu können. 

Für die Textilproduktion von Yarn Studios werden zertifizierte Garne eingekauft. David Ebisch arbeitet ausschließlich mit recyceltem Polyester und organischen Baumwollgarnen. Doch ein Kleidungsstück fair und klimaneutral herzustellen zu können, betrifft den ganzen Herstellungsprozess. In Polen arbeitet für ihn ein festes Team aus Näherinnen unter fairen Arbeitsbedingungen. Der Gründer hat Partner vor Ort, damit er weiß, dass alles reibungslos abläuft. Denn oft gibt es Prozesse im Ausland, die sich von Deutschland aus nicht kontrollieren lassen. 

Der Unternehmer erzählt, dass er ausschließlich Basic-Kleidungsstücke wie T-Shirts, Hoodies, Sweatshirts oder Jogginghosen anbietet. Alle zwei Jahre werden die Grundschnitte der einzelnen Produkte gewechselt und 24 Monate lang durch produziert. Mittlerweile hat er ca. 16 Farben in allen möglichen Styles auf Lager und kann dementsprechend sehr schnell auf Trends im Bereich Farben reagieren. Prints kann er immer umsetzen, denn dafür hat er alle Maschinen in Hilden. 

Als Gründer hat David Ebisch in den letzten Jahren vor allem eins gelernt: „Noch mehr Risiko eingehen und weniger nachdenken“. Während der Pandemie kann er den Vorteil des Online-Business nutzen. Zu Beginn verschenkt er Masken an öffentliche Organisationen, später werden sie Bestellungen beigelegt. Seine Homewear-Artikel sind nicht nur in der Pandemie sehr gefragt. Mit seinem Team drehte er dazu kurze Home-Videos und holte seine KundInnen so immer wieder ab. Der Übergang zwischen Lockdown und „lockeren“ Sommermonaten war für ihn herausfordernd: „Wir mussten unsere KundInnen neu ansprechen, denn auf einmal saßen sie nicht mehr zu Hause“.

Auch in Sachen Nachhaltigkeit hat die Pandemie dem Unternehmer weiter die Augen geöffnet: Lange Produktionswege wird er immer mehr meiden. David Ebisch möchte mit Yarn Studios einen Umschwung starten und die Grundidee hinter der Marke neu aufblühen lassen: „Wir produzieren in Europa. Der LKW, der täglich von Polen hin und her fährt braucht zehn Stunden bis nach Düsseldorf. Das, was er an Emissionen verbraucht, kompensieren wir automatisch mit den Sachen, die wir monatlich spenden“. Der Gründer möchte viel mehr ausprobieren, damit die lokale Produktion wieder gestärkt werden kann. 

„Ich bin seit ca. zehn Jahren in Düsseldorf und möchte die Stadt nicht mehr missen. Man fühlt sich einfach wie zu Hause“. Ursprünglich kam der Unternehmer nach Düsseldorf, um in der gleichen Stadt wie sein Handelspartner zu sein. Damals ist ihm direkt aufgefallen, dass Düsseldorf eine gute Infrastruktur hat. Heute fügt er hinzu: „Ich finde das komplette Flair hier super. Du lebst auf einem Dorf, kannst dich total privat fühlen, bist aber gleichzeitig in der Großstadt“. 

Was die Zukunft betrifft bleibt sich David Ebisch treu: Neue Marken werden immer wieder kommen. „Ihr müsst euch das wie ein Facebook-Profil vorstellen, dass man neu erstellt und ausprobiert“, sagt er. Fokus seiner Arbeit soll das Thema Nachhaltigkeit bleiben. Dafür möchte er lieber ein paar Projekte hinten anstellen und mit Vollgas an dem Thema arbeiten. Zeit spielt für ihn dabei eine sehr wichtige Rolle: „Jedes Projekt ist wie ein Baby, dass gepflegt werden muss und dafür brauchst du ein Grundinvest an Zeit. Man muss viel positives Karma in etwas mit einbringen, damit es fruchtet und aufblühen kann“.

Vielen Dank! 

Text: Linda Gerolstein
Fotos: Kester
© THE DORF 2022

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