Werbung: Kunst in Zeiten der Pandemie? Am besten draußen im öffentlichen Raum! Der Skulpturenweg an der Emscher erlaubt eine Auseinandersetzung mit Kunst an der frischen Luft bei genügend Abstand. Das Kooperationsprojekt von Urbane Künste Ruhr, Emschergenossenschaft und Regionalverband Ruhr ist kostenfrei und rund um die Uhr für alle Menschen da.
Zurzeit sind 18 permanente Arbeiten auf dem Emscherkunstweg zu sehen. Hervorgegangen ist der Bestand aus dem temporären Ausstellungsformat Emscherkunst, das seit 2010 den Umbau des Abwassersystems Emscher begleitet hat. Das Generationenprojekt Emscher-Umbau setzt die Emschergenossenschaft seit 1992 um: Über einen Zeitraum von drei Jahrzehnten erhält jeder ehemals offene Schmutzwasserlauf ein unterirdisches Pendant. Von der Emscherquelle in Holzwickede bis zur Mündung in den Rhein bei Dinslaken erzählt der Fluss so von der bewegten Industriegeschichte des Ruhrgebiets und einem der größten Renaturierungsprojekte Europas.
Anstelle des Naturschönen reflektiert die Kunst an der Emscher die raue Geschichte der Unterwerfung der Natur unter die Bedürfnisse der Industrie und den darauffolgenden Strukturwandel. Da tanzt ein Strommast in Oberhausen aus der Reihe und eine bunte Spiralbrücke windet sich über den Rhein-Herne-Kanal. In Herne wird die Geschichte des Bergbaus aus der Sicht der Arbeiterbewegung erzählt, in Bottrop ist eine ganze Kläranlage in einen Kunstraum verwandelt und in Dortmund wird ein Haselnusshain am Autobahnzubringer zum Verweil-Ort.
Skulpturale Arbeiten von Tadashi Kawamata, Rita McBride oder atelier le balto sind unter den permanenten Werken. Sukzessive werden unter der künstlerischen Leitung von Britta Peters und Marijke Lukowicz als Kuratorin weitere Positionen ergänzt, die die Bandbreite des bisher gezeigten Skulpturenbegriffs erweitern. Im Gespräch für mögliche Neuproduktionen für den Emscherkunstweg sind unter anderem die in London lebende Bildhauerin Nicole Wermers und der performativ-multimedial arbeitende Künstler Julius von Bismarck aus Berlin.
Am besten lässt sich die Kunst an der Emscher mit dem Fahrrad erleben. Auf dem gut 101 Kilometer langen Radwanderweg Emscher-Weg verläuft auch der Emscherkunstweg. Manchmal muss man allerdings ein wenig vom Weg abkommen, um die Kunst zu entdecken. Geführte Radtouren finden sonntags von April bis Oktober statt. Alle Termine und Infos unter www.emscherkunstweg.de
Der Emscherkunstweg ist eine Kooperation von Urbane Künste Ruhr, Emschergenossenschaft und Regeionalverband Ruhr und steht unter der Schirmherrschaft von Isabel Pfeiffer-Poensgen, Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW. Gefördert durch das Ministerium für Kunst und Wissenschaft des Landes NRW.
Henrik Håkansson eine Vision für die ökologische Zukunft im Emschertal entworfen: Unter dem Titel „The Insect Societies (part I)“ bieten zwei würfelförmige Architekturen am Emscherquellhof Behausung und eine Blumenwiese Nahrung für Wildbienen.
10 Henrik Håkansson, THE INSECT SOCIETIES (PART I), 2016
ADRESSE: Emscherquellhof, Quellenstraße 2, 59439 Holzwickede, GPS 51.49089, 7.61298
Auf einer Anhöhe errichtet Tadashi Kawamata einen Aussichtsturm, zu dem eine hölzerne Steganlage führt. Der Zick-Zack-Weg lädt ein, aus wechselnden Perspektiven auf die Landschaft zu schauen. Vom Turm aus eröffnet sich ein Panoramablick: Der Wandel der Umgebung wird auch heute noch vom Emscher-Umbau geprägt.
35 Tadashi Kawamata, WALKWAY AND TOWER, 2010
ADRESSE: Zugang über Emschertalweg 62, Anhöhe am Emscher-Weg, 45665 Recklinghausen, GPS 51.5897, 7.28605
Im BernePark führen Piet Oudolf und Gross.Max in einem der ehemaligen Klärbecken ein „Theater der Pflanzen“ auf, Lawrence Weiner und Mischa Kuball kommentieren mit der zweiteiligen Arbeit „CATCH AS CATCH CAN“ das gesamte Gelände nach dem Motto „Nimm es wie es kommt.“ Das wohl ungewöhnlichste Übernachtungskonzept im Ruhrgebiet bietet „dasparkhotel“ von Andreas Strauss: „Pay what you want“ für eine Nacht im Kanalrohr! Weitere „Gastfreundschaftsgeräte“ an der Emscher sind geplant.
58 Andreas Strauss, DASPARKHOTEL, 2010
59 Piet Oudolf | Gross.Max, THEATER DER PFLANZEN, 2010
60 Mischa Kuball | Lawrence Weiner, CATCH AS CATCH CAN, 2010
ADRESSE: BernePark (ehemalige Kläranlage Bottrop-Ebel), Ebelstraße 25 a, 46242 Bottrop, GPS 51.505166, 6.944046
Mitten im Herner Meer ragt am Ende einer Mole eine dreiteilige Figurengruppe aus dem Wasser: Bogomir Eckers „reemrenreh (Kaum Gesang)“ besteht aus einem 23 Meter hohen löchrigen Turm, einem kleineren Bruder aus Aluminiumguss und einer 16 Meter hohen Straßenlaterne.
38 Bogomir Ecker, REEMRENREH (KAUM GESANG), 2010
ADRESSE: Herner Meer, Mole zwischen Schleuse und Yachthafen, Nähe Gneisenaustraße 204
44628 Herne, GPS 51.5642, 7.25135
Der tanzende Strommast „Zauberlehrling“ vom Künstlerkollektiv Inges Idee ist mit einer Höhe von 35 Meter weithin sichtbar und erinnert an den unbelehrbaren Geist aus dem berühmten Gedicht.
65 Inges Idee, ZAUBERLEHRLING, 2013/2019
ADRESSE: Ripshorster Straße 306, 46117 Oberhausen, GPS 51.493966, 6.895775
In 496 Aluminiumbögen schwingt sich die Spiralbrücke „Slinky Springs to Fame“ von Tobias Rehberger lässig über den Rhein-Herne-Kanal in Oberhausen. Die wechselnden bunten Felder des Brückenbodens animieren nicht nur Kinder zum Drüberhüpfen!
67 Tobias Rehberger, SLINKY SPRINGS TO FAME, 2010
ADRESSE: Konrad-Adenauer-Allee 46, 46049 Oberhausen, GPS 51.493131, 6.858362
Silke Wagner setzt der Geschichte des Bergbaus ein Denkmal: das monumentale Wandmosaik auf dem Faulturm der ehemaligen Kläranlage in Herne erzählt vom ersten großen Massenstreik der Bergmänner 1889 bis zur politischen Entscheidung der Einstellung der Steinkohlesubventionen.
42 Silke Wagner, GLÜCKAUF. BERGARBEITERPROTESTE IM RUHRGEBIET, 2010
ADRESSE: Faulturm der ehemaligen Kläranlage Herne, Vockenhof 1, 44629 Herne, GPS 51.55832, 7.20394
Das Landschaftsarchitekturbüro atelier le balto verwandelt einen verwilderten Haselnusshain am Autobahnzubringer in Dortmund in einen zugänglichen Ort: Über hölzerne Stege gelangt man ins Innere des Hains, Plattformen laden zum Verweilen ein.
28 atelier le balto, KUNSTPAUSE, 2016
ADRESSE: Huckarder Straße 197 / unter der Mallinckrodtstraße, 44369 Dortmund, GPS 51.52325, 7.42461
Fotos: Henning Rogge
(c) THE DORF, 2020