Vom 10. bis 17. September läuft die siebte MicroPopWeek an den unterschiedlichsten Orten der Stadt. Für das Programm sorgen 24 Veranstalter*innen von Clubs wie das The Tube und die Kulturbanausen im Ratinger Hof, über Bars wie das Kausal oder die Kassette bis hin zu privat durchgeführten Wohnzimmer-, Hinterhof-, Studio- und Atelierkonzerten. Einen mittlerweile legendären Kurzfilmabend von Düsseldorfer Filmemacher*innen gibt‘s im Metropolkino zu sehen, erstmalig sind auch ES 365, FFT und Christuskirche als Veranstaltungsorte mit dabei.
Im Fokus der MicroPopWeek steht das Thema DIY und die Möglichkeiten einer selbstbestimmten Kulturarbeit. Die ursprüngliche Idee war es, die Macher*innen hinter den vielen Micro-Labels und ihre Veröffentlichungen zu präsentieren. Nach zweijähriger Corona-Zwangspause findet nun endlich die siebte Ausgabe in zahlreichen Hinterhöfen, mit kleinen Konzerten, an illustren Orten, mit Filmen und Workshops statt. Die inhaltliche Auseinandersetzung und das bunte Veranstalter*innen-Team macht die MicroPopWeek, die ohne Sponsoring oder öffentliche Förderung auskommt, zu etwas Besonderem in der Kulturlandschaft. 2014 wurde die erste MicroPopWeek von Markus Berg von Lama Musik und Musiker Hauke Schmidt aka Great Dynamo von Franticworld Tapes & Concerts ins Leben gerufen. Seitdem ist die MicroPopWeek eine Kooperation der verschiedensten Akteuren der Düsseldorfer Musikszene, die sich stetig verändert.
Wir sprachen mit Hauke Schmidt, Gründungsmitglied Tobias Wecker von der Kassette, Musiker und Filmemacher Tom Blankenberg und Stani Balueva, Geschäftsführerin der Kulturbanausen im Ratinger Hof, über eine mit Spannung erwartete Woche, das Programm und das Gefühl, Teil einer Gemeinschaft zu sein.
Wie ist die MicroPopWeek entstanden?
Hauke: Die MicroPopWeek ist 2014 entstanden. Markus Berg von Lama Musik hatte ein Konzert mit drei Bands geplant, die aus der Lofi DIY-Ecke kamen. Einer davon war ich. Markus hatte die Idee das mit einem kleinen Forum für Micro und DIY-Labels zu verbinden. Er hatte dazu ein paar Kassettenlabel und andere Leute eingeladen, zu denen er Kontakt hatte. Ich fand die Idee super, solchen Akteuren, zu denen ich ja selbst damals schon seit Ewigkeiten gehörte, eine Plattform zu geben und sie zusammen zu holen. Ich dachte, wenn wir schonmal alle, die in Düsseldorf im Kleinen aktiv sind und Bands und Künstler*innen aus purem Enthusiasmus veranstalten und zusammenbringen, bekommt das Ganze eine andere Wirkung. Für mich gehört Livemusik nicht nur auf große Bühnen, sondern auch in Hinterhöfe, Wohnzimmer, Geschäfte und Gartenlauben. Überall dort wo Menschen zusammenkommen können und wollen. Deshalb habe ich Markus damals dazu überredet, dass wir uns bekannte Akteure ansprechen, um aus dem einen Tag eine ganze Woche zu machen. Das hat funktioniert. Die erste MicroPopWeek hatte sieben oder acht Veranstaltungen. Jetzt haben wir uns seit einiger Zeit bei 20 bis 25 eingependelt. Es kommen immer wieder neue Akteure dazu. Dafür setzen andere Mal aus oder beenden ihre Aktivitäten ganz. Das ist einfach so und völlig ok. Wir wollen nicht immer weiterwachsen, sondern ein entspannter Zusammenschluss von ähnlich gesinnten Leuten bleiben.
Seit wann seid Ihr Teil der MicroPopWeek?
Tobias: Wir sind Gründungsmitglied der MicroPopWeek. Entsprechend ist die Kassette seit der ersten Ausgabe im Jahr 2014 ununterbrochen dabei.
Tom: Ich habe 2016 meinen ersten Filmabend auf der MicroPopWeek gemacht. Damals noch bei uns im Studio und wir zeigten zunächst Langfime. Ab 2017 war ich dann zusätzlich zu den Filmabenden auch noch mit Konzerten dabei. 2019 sind wir mit der Kurzfilmreihe „Düsseldorf Indie Shorts“ dann ins Metropol umgezogen.
Stani: Die Kulturbanausen im Ratinger Hof sind erstmalig Teil der MicroPopWeek. Wir freuen uns, wenn Besucher*innen niederschwellig die Möglichkeit haben, das Kulturprogramm Düsseldorfs erleben zu können. Zum Anfassen, Ausprobieren und Genießen. Da mussten wir einfach mitmachen und wir freuen uns sehr ein Teil der Gemeinschaft zu sein.
Was ist das Besondere an der MicroPopWeek?
Hauke: Der Gedanke ist, dass eigentlich jeder ein Konzert veranstalten kann, und dass das Risiko und der Aufwand recht überschaubar sind, wenn man das ganze entsprechend klein und überschaubar hält. Meine Überzeugung ist, dass es ohne diese „Ursuppe“ von Akteur*innen, bei denen nicht der reine Ertrag, sondern die Liebe zur Musik im Vordergrund steht, keine lebendige Musikszene geben kann. Das gilt heute mehr denn je.
Tobias: Das Besondere an der MicroPopWeek ist aus meiner Sicht deren große Offenheit. Alle, die sich mit dem Konzept identifizieren können, sind willkommen, selbst etwas zu veranstalten oder sich auf andere Weise einzubringen. Dadurch gab es in all den Jahren Veranstaltungen verschiedenster Genres. Und zwar nicht nur in den bekannten Clubs, sondern auch an ausgefallenen Orten wie Gartenhütten, Tiefgaragen oder Hinterhöfen.
Tom: Mir gefällt dieses Gefühl von einer Gemeinschaft über alle Genregrenzen hinweg. Für diese Woche sitzen wir alle in einem Boot namens MicroPopWeek. Wir sind dann alle Botschafter*innen der Düsseldorfer Konzertkultur und von handgemachter Musik. Und ich mag die Begeisterung und das Engagement der Leute, die z.B. ein Konzert in ihrem Plattenladen oder Frisörsalon machen, denn die MicroPopWeek kann überall stattfinden auch bei Dir zu Hause oder in Deinem Atelier. Und dass dann auch noch so viele etablierte Venues das tolle Programm beherzt mitgestalten, macht die ganze Woche unheimlich bunt. Da habe ich in der Vorbereitung wieder gemerkt, was für eine lebendige und engagierte Musikszene wir in dieser Stadt haben.
Wie sehen eurer diesjähriger Beiträge aus?
Tobias: In der Kassette gibt es in diesem Jahr einen Abend des Düsseldorfer Labels „Hauch Records“. Die Düsseldorfer-Kölner Band „Rhein“ tritt auf, genau wie der Gelsenkirchener Musiker Lukas Hermann. Paul betreibt das Hauch-Label seit vielen Jahren voller Hingabe, passt also schon deswegen super zur MicroPopWeek und zur Kassette. Musikalisch bewegen wir uns an dem Abend für unsere Verhältnisse in elektronisch-experimentellen Randbereichen. Auch das unterstreicht die schon beschriebene Offenheit der MicroPopWeek.
Stani: Wir freuen uns, wenn wir Musikkultur erlebbar machen können. Bei uns gibt es am Mittwoch einen „DJ-Rundlauf“, jeder DJ darf 30 Minuten seine Lieblingsplatten spielen. Egal ob HipHop, Electro, Rock, Kraut, Funk, Techno, Drum’n’Bass, Experimental, Whatever! Donnerstag und Freitag haben wir Konzerte mit Künstlern aus Düsseldorf und Belgien. Wir möchten vielseitige und vielschichtige Musikkultur in Düsseldorf unterstützen und bei uns im Ratinger Hof anbieten.
Tom: Ich wurde vor ein paar Monaten gefragt, ob ich im FFT spielen möchte. Ich wollte sowieso ein Klavierkonzert zur MicroPopWeek machen und habe dann das FFT für dieses Konzert mit in die MicroPopWeek geholt, ein schönes Zusammenwirken. Jetzt spiele ich mit dem Amerikaner Kelly James Wyse am 15. September im FFT. Und zuvor gibt es am 13. September wieder einen Kurzfilmabend im Metropol mit neun ganz unterschiedlichen Beiträgen von Düsseldorfer Filmemacher*innen.
Gibt es das eine besondere Highlight in der MicroPopWeek 2022?
Hauke: Meine Highlights sind fast immer die Abende, die an mir unbekannten Orten, mit mir vorher unbekannten Künstler*innen stattfinden. Aber das sollte jeder für sich herausfinden.
Weitere Infos gibt es hier www.micropopweek.org
Text: Melanie Schrader
Fotos: Siehe Bildbeschreibung
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