Hazel Brugger

Die Stimmung am Donnerstagabend im Kuppelsaal der ausverkauften Tonhalle ist heiter und ausgelassen, die Wangen der Zuschauer mitunter von Lachtränen angefeuchtet, Hazel Bruggers Humor bleibt meist staubtrocken. Wir sprachen mit Hazel über Humor und Düsseldorf.

Die in den USA geborene, aber in der Schweiz aufgewachsene Komödiantin ist ein Naturtalent und wirkt so authentisch, als müsse sie sich nicht mal großartig anstrengen, um witzig zu sein. Vielleicht wird sie sowieso umso witziger, je mehr sie sich bemüht ernst zu bleiben.

Hazel kennen die meisten aus dem Fernsehen: sie bespielt regelmäßig Gastauftritte in der ZDF Heute Show und leitet unterhaltsam durch Interviews mit Deutschlands führenden Politikern, die durch ihre Interaktion mit der Kabarettistin entweder sympathischer oder noch unsympathischer werden. Darüber hinaus hat Hazel auch das eigene YouTube Format “Deutschland was geht” ins Leben gerufen, indem sie mit ihrem Kameramann Thomas kuriose Orte, Menschen und Veranstaltungen in Deutschland besucht.

Kürzlich bewies sie auch hartneckisch ihre Scherz-Stringenz in einer zweistündigen Solo-Show vor 1.400 Menschen in Düsseldorf mit ihrem neuen Programm “Tropical”. Dabei ist Hazel erst knackige 25 Jahre alt, hat mit Poetry Slam angefangen, dann Kolumnen für Magazine geschrieben (sogar auch schon ein Buch), erhielt 2017 den deutschen Comedypreis für die beste Newcomerin und hat immer noch viel Luft nach oben.

Denn sie schafft es aus dem Nichts, aus der Luft heraus einen Witz zu machen, aber auch aus den nicht witzigen Bemerkungen ihres Gegenübers sofort die Luft herauszulassen und diese vollkommen verdattert stehen zu lassen. Man braucht erstmal ein paar Takte zum Nachdenken über ihre absurde Genialität. Und egal, wie platt der Witz unterm Strich sein mag, wandelt der Humor von Hazel auf hohem Niveau. Manchmal grübelt man, wie sie auf die bekloppten Hirngespinste kommt und auch wie abgebrüht sie sein muss, um teilweise so unangenehm und brutal ehrlich zu sein, ohne eine Miene dabei zu verziehen. Hazel beherrscht das perfekte Pokerface, mit dem sie eigentlich nur gewinnen kann: entweder lachen die Leute oder sie lachen.

Sie selbst bringt dies in einem Beitrag für die Zeit auf den Punkt: “Das Thema muss also entweder so egal, absurd und unkonkret sein, dass es gar keine Geschmacklosigkeit geben kann, oder es muss einem so sehr am Herzen liegen, dass klar ist, dass der Humor nur der Gipfel eines Berges aus Horror ist. Also entweder ein Hund in einer Windel auf einem Skateboard oder ein pointierter Monolog, in dem Existenzängste, Beziehungsunfähigkeit, der Irakkrieg und die hoffnungsvolle Melancholie eines Krebskranken alle gleichzeitig auf traurige Art zum Lachen bringen.“ (Zitat, Beitrag in der Zeit online vom 1.5.18)

THE DORF stellte Hazel vor ihrem Auftritt in der Düsseldorfer Tonhalle Fragen zum Thema Humor und woran man denkt, wenn man nicht lachen darf.

“Humor ist nur der Gipfel eines Berges aus Horror”. Wenn der Horror zum Humor führt, haben wir dann mehr zu lachen wenn es uns eigentlich schlecht geht? Wir haben auf jeden Fall am meisten zu lachen, wenn es uns schlecht ging und wir jetzt aber merken, dass ein Nichtlachen auch keine Lösung sein kann.

Schreibst du genau so schlagfertig wie du sprichst? Ich würde mich schon als witzigen Chat-Partner bezeichnen, sehe aber die Stärke des Geschriebenen eher in dessen Überlegtheit als dem Hau-Schnell-Drauf-Charakter.

Würdest du sagen, du bist nicht nur mit zwei Sprachen sondern auch mit bilingualem Humor aufgewachsen? Ja, der Schweizer Humor ist schon sehr anders als der Deutsche. Ich denke aber, dass ich – wie eigentlich alle meiner Kollegen – eher in diesen zwei Humorräumen aufgewachsen bin: Einerseits dem humorlosen Raum und andererseits dem, wo man gerne lacht. Der Übergang vom einen in den andern ist das, was einen Menschen sehr witzig machen kann.

Woran denkst du, wenn du nicht lachen darfst? Ich denke ganz oft und schnell hintereinander das Wort „schlimm“. Schlimm, schlimm, schlimm, schlimm! Da bin ich konzentriert und habe keine Kapazitäten mehr für ein Lachen.

Wie wärst du als Brazel Hugger? Wahrscheinlich noch deutlich lustiger, weil ich es als Kind noch um einiges härter gehabt hätte.

In Anbetracht deines neuen Programms könnte man die klimaunfreundlichen Temperaturen, das nicht regionale Obst, den nicht veganen Tukan und den nicht recyclingfähigen Getränkebehälter kritisieren. Wie kann es trotzdem nachhaltig begeistern? Indem man zwei Stunden lang beim Zuschauen merkt, dass man ohne alle Gegenstände mehr als genug haben kann.

Was steht in Schweizer Reiseführern über Düsseldorf? Wahrscheinlich „halb so schön wie Zürich, kostet dafür auch nur einen Siebtel“.

Warst du schon mal in Düsseldorf und was ist dir im Gedächtnis geblieben? Ich war schon oft dort und das jedesmal sehr gerne. Das Japanische Viertel hat mich nachhaltig beeindruckt, ich habe dort mal ein Stück Aal gegessen, das so fettig war, das man es auf keinen Fall kauen, sondern nur runterschlucken konnte.

Wenn Jochen Schweizer Erlebnis-Bookings für Düsseldorf anbieten würde, was würdest du wählen?
a.) Junggesellenabschied an der längsten Theke der Welt
b) Tour durch Düsseldorfs Museen und Kunstgalerien
c) Shopping-Guide zu den guten Geschäften abseits von Kö & Co.

Natürlich würde ich den Junggesellenabschied wählen. Ich würde mir die sturzbesoffenen, grölenden Männer in ihren Fun-T-Shirts anschauen, ihnen zuprosten und unendlich froh darüber sein, mit keinem von ihnen den Rest meines Lebens verbringen zu müssen.

Hazel tourt noch bis Ende nächsten Jahres durch Deutschland, Österreich und die Schweiz. Alle Infos auf hazelbrugger.com

Text und Interview: Lisa Damberg
Fotos: Noëlle Guidon

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