Sie vereint gekonnt elektronische Einflüsse mit atmosphärischen Klängen, die zum Träumen einladen: Die Düsseldorfer Künstlerin Emily, bekannt unter dem Namen Emle, veröffentlicht am 20. Januar 2023 ihre neue Single ‚Tears as Seeds‘. Nachdem sie bereits beim THE DORF Magazinlaunch im letzten Oktober schon einige ihrer neuen Songs angeteasert hat, folgt nun am Freitag, den 20. Januar endlich der Release ihres ersten neuen Songs ‚Tears as Seeds‘. Dieser entstand in Zusammenarbeit mit David Gohlke (der ebenfalls demnächst eigene Musik veröffentlichen wird). Wir sprachen mit der jungen Künstlerin über ihren außergewöhnlichen Sound, die Bedeutung von Emotionalität und ihre musikalischen Vorbilder.
War es schon immer Dein Traum, Musikerin zu werden? Wenn ich in alte Freundebücher aus der Schulzeit schauen würde, dann fällt da wohl auch das ein oder andere Mal das Wort Sängerin. Aber eigentlich war das nie ein ernstes Ziel. Ich wusste schon immer, dass ich viel musikalische Kreativität, Ideen, Begeisterung und Geschichten in mir habe. Mein Traum war aber nie, das zu meiner hauptsächlichen Tätigkeit zu machen, sondern viel eher der Wunsch, aus all dem einfach irgendetwas zu schaffen und das nicht ungehört in einer Ecke liegen zu lassen.
Welche Message möchtest Du mit Deinen Songs vermitteln? Mir hat das Schreiben dabei geholfen, Gedanken und Gefühle zu kommunizieren, die ich eigentlich für mich behalten habe. Die Songs zu teilen hat irgendwie dazu geführt, dass ich auch in meinem Alltag ehrlicher kommuniziert habe. Nach einem Konzert in Barcelona im Dezember hatte ich super schöne Gespräche mit Besucher*innen, die alle gesagt haben, dass sie sich total mit den Worten verbunden gefühlt haben und identifizieren konnten. Die Erkenntnis, dass vermeintliche Schwäche eigentlich Stärke bedeutet, weil sie uns alle gleichermaßen betrifft und nichts ist, was man verstecken sollte, finde ich total schön.
Du sagst, dass Du all Deine Erfahrungen in deiner Musik verarbeitest. Welcher Deiner Songs hat für Dich die größte emotionale Bedeutung und warum? Die bisher veröffentlichten Songs sind jetzt schon ein wenig älter und ich habe das Gefühl, dass ich aus den Emotionen „rausgewachsen“ bin. Die Dinge zu teilen fühlt sich ein wenig an wie einen Schlussstrich zu ziehen. Deswegen freue ich mich total auf alles, was demnächst veröffentlicht wird, weil ich mich emotional eher mit den neuen Songs identifizieren kann. Es gibt aber auch noch ein paar Songskizzen, die mir super viel bedeuten und die schon seit Jahren vor sich hin schlummern. Bisher hat es sich noch nicht richtig angefühlt sie zu teilen, aber ich bin mir sicher, dass der richtige Moment kommen wird.
Wie würdest Du Deine neue Single „Tears as Seeds“ beschreiben und was hat Dich dabei inspiriert? Die neue Single fühlt sich für mich ein bisschen wie meine persönliche Hymne darüber an, jede schmerzvolle Erfahrung als Boden für neues Wachstum zu sehen. Sie ist melancholisch, lässt mit einer Träne in einem Auge zurückblicken und sie ist gleichzeitig atmosphärisch, tragend und fühlt sich wie ein optimistischer Blick nach vorne an.
Ich glaube, meine Inspiration war, dass ich selbst zu der Zeit diesen Optimismus noch nicht gefühlt habe. Dass ich etwas brauchte, um dieses Gefühl in mir zu wecken oder mich daran zu erinnern, dass ich irgendwann erkennen kann, dass alles für irgendetwas gut war. Wenn ich den Song heute höre, dann spüre ich auf jeden Fall diese Energie. Ich hoffe sehr, dass es auch anderen Menschen so geht!
Wo ist der Song entstanden? Ich habe abends auf meinem Balkon angefangen, den Text für den Song zu schreiben. David und ich haben uns danach irgendwann zum „Basteln“ auf eine Session getroffen. Als er angefangen hat, Gitarrenspuren aufzunehmen, habe ich sofort gefühlt, dass das der richtige Sound für den Text ist. Während er an dem Sound gebastelt hat, habe ich den Song fertig geschrieben und war so im Flow, dass die Melodie sich eigentlich von allein entwickelt hat. Das war der erste Song, den wir komplett gemeinsam gemacht haben. Er ist irgendwie völlig organisch und natürlich gewachsen, was super schön zum Titel passt.
Kannst du uns eine kleine Preview Deiner anderen Singles geben, die demnächst veröffentlicht werden? In welche Richtung gehen sie? Die neuen Singles werden auf jeden Fall anders als die EP. Wir haben gemeinsam einen neuen Drive entwickelt und das hört man auch, finde ich. Ich habe sehr viel mit meiner Stimme experimentiert, es wird viele atmosphärische Chöre im Klangbild geben, neue Sounds, tragende Beats. Ich glaube, meine Texte waren noch nie so authentisch und ehrlich wie jetzt. Ich freue mich einfach sehr auf alles, was kommt!
Hast Du musikalische Vorbilder? Ich finde es schwierig, musikalische Vorbilder zu nennen. Ich höre super viel Musik, eigentlich fast in jeder Minute und da sind ganz unterschiedliche Dinge dabei. Dabei inspirieren mich manchmal Texte, Strukturen, Sounds, Rhythmen, Klänge oder nur ganz kleine Geräusche, auf die ich niemals geachtet hätte, bevor ich in die Produktionsprozesse mit eingestiegen bin.
Was ist Dein liebster Ort in Düsseldorf, um Dir Musik anzuhören? Mein Lieblingsort zum Musik hören ist eigentlich fast jeder Ort, an dem ich gerade bin. Ich habe aber festgestellt, dass ich viel aufmerksamer zuhöre, wenn ich in Bewegung bin und wenn um mich herum viel passiert. Wenn ich also aktiv Musik hören will, dann laufe ich dabei viel durch Düsseldorf.
Düsseldorf in drei Worten? Für mich fühlt es sich verbunden, wie eine bunte Wiese an Möglichkeiten und auf jeden Fall wie ein Dorf an.
Welchen Rat würdest Du anderen aufstrebenden/jungen Musiker*innen geben? Gerade folgen viele Leute ihrer Begeisterung für Musik, nutzen die heutigen Möglichkeiten und machen die Dinge einfach. Dabei ist spannend, dass es eigentlich kein richtig oder falsch gibt, sondern nur die eigene künstlerische Intuition. Der Rat, den ich geben würde, hat mir auch selbst viel geholfen: Versuch nicht zu sehr herausfinden zu wollen, wie Dinge eigentlich funktionieren sollten, sondern eher wie du möchtest, dass sie für dich funktionieren und klingen sollen. Versuch dich auf das zu konzentrieren, was dir die Musik gibt und verlier dich nicht in dem Druck, dich darauf zu fokussieren, was du von Anderen dafür zurückbekommen willst. Ich glaube, dass man immer spüren kann, wenn etwas aus aufrichtiger Begeisterung und aus tiefen Gedanken oder Emotionen entsteht. Das macht meine Faszination für Musik aus. Ich finde es auch so schön, dass es um das Innere der Künstler*innen geht, was der größte Antrieb, die beste Inspiration, Motivation und am Ende auch die schönste Erfüllung ist.
Vielen Dank!
Die Single „Tears as Seeds“ von Emle ist ab Freitag, den 20. Januar 2023 auf Spotify und bei allen anderen Streaming-Diensten erhältlich. Weitere Infos und Ankündigungen der Künstlerin findet Ihr auf Instagram @emle.me
Interview: Valentina Görke
Fotos: Jil Krevet
© THE DORF 2023