Raffael Seyfried

© David Keuer

Der Düsseldorfer Raffael Seyfried ist Komponist und Medienkünstler. Neben seiner Arbeit als Filmkomponist arbeitet er an der Schnittstelle von akustischem und elektronischem Material. Bevorzugt beschäftigt er sich mit der Kombination von traditionellen und experimentellen Methoden. Er erforscht die dynamischen Prozesse und Charakteristika beider Medien und kreiert warme und ungewöhnliche Klanglandschaften, ohne die Restriktion eines speziellen Genres. Nach der Veröffentlichung von zwei EPs, mehreren Singles und der Teilnahme an der Tone Science-Compilation des Englischen Labels DiN erscheint nun mit „Lines Of Flight“ Freitag, 26. August das erste vollständige Album des Düsseldorfer Künstlers. Wir sprachen mit Raffael Seyfried über seine Arbeit, seinen Alltag und das kommende Album.

Du hast Musik und Medien am Institut für Musik und Medien der Robert Schumann Hochschule studiert und arbeitest als Komponist und Orchestrator an zahlreichen internationalen Film- und Fernsehproduktionen. Wie sieht dein Alltag aus?
Ich verbringe viel Zeit im Studio. Meistens fahre ich morgens mit dem Fahrrad, was mir eine erste Chance gibt meine Gedanken zu ordnen und den Tag zu planen. Vormittags schreibe ich dann viel, oder tüftle an Klängen und erledige nachmittags Dinge für die ich nicht ganz so kreativ sein muss. Je nachdem ob ich gerade an eigenen Projekten arbeite oder gerade eine Filmmusik schreibe, kommen noch mehr oder weniger Meetings dazu.

Seit wann komponierst du eigene Musik?
Eigentlich schon immer. Sobald ich mit den Fingern an die Tasten gekommen bin habe ich am Klavier meines Vaters improvisiert. Obwohl ich auch ganz formal Klavierunterricht und dann später auch Musik studiert habe, war das schreiben und improvisieren immer schon das, was ich am liebsten gemacht habe.

Wie würdest du deine eigene Musik beschreiben?
Für mich ist Musik immer ein bisschen Realitätsflucht und ich glaube das spiegelt sich auch in der Art meiner Musik wieder. Ich versuche immer einen Raum mit meiner Musik zu schaffen, in den sich das Publikum zurückziehen kann, ein Zufluchtsort und auch ein Ort der Ruhe. Gleichzeitig bin ich immer auf der Suche nach neuen Möglichkeiten des Ausdrucks und so ist meine Musik auch immer ein Raum für mich, in dem ich frei ausprobieren kann.

Hauschka, Grand Brothers und Tom Blankenberg sind bekannte Namen der Stadt. Bist Du im Austausch mit anderen Düsseldorfer Komponisten und Pianisten?
Tom ist für mich in gewisser Weise der Dreh und Angelpunkt der Düsseldorfer Indie-Klavierszene. Mit Tom habe ich schon ein paar Konzerte gespielt. Es ist immer toll, wenn sich die Gelegenheit ergibt sich mit Tom auszutauschen. Volker (Hauschka) und ich sind Studionachbarn. Ich habe lange für Volker gearbeitet und viele seiner Filmmusiken orchestriert. Momentan komponieren wir zusammen die Filmmusik für einen Kinofilm. Volker war mir mit Rat und Tat eine große Hilfe bei meinem Weg als Filmkomponist.

In der Vergangenheit konnte man dich schon live auf dem Düsseldorf Festival, der die digitale und bei einer Stummfilmvertonung in der Black Box erleben. Was ist das Besondere bei Liveauftritten für dich?
Live versuche ich einen Teil meines Kompositionsprozesses mit auf die Bühne zu bringen. Ich nehme viel Material aus dem Studio mit und spiele damit. So entstehen Live oft neue Stücke. Gerade habe ich eine Residency in Kroatien genutzt um mehr Improvisation in mein Live-Set einfließen zu lassen. In letzter Zeit habe ich öfter mit befreundeten Musikern kollaboriert zum Beispiel habe ich die Stummfilmvertonung zusammen mit dem Cellisten und Komponisten Ben Winkler gemacht. Das war eine sehr schöne Erfahrung, weil man von anderen Musikern auch ganz andere Impulse kriegt, die ein Konzert ganz anders und oft spontaner werden lassen.

Dein Album Album „Lines Of Flight“ erscheint am Freitag, 26. August. Wie weit war der Weg zu deinem ersten eigenen Album?
Viele der Stücke auf dem Album sind als Improvisationen entstanden, die ich auf meinem YouTube Kanal veröffentlicht habe. Bei meiner Solo-Arbeit mag ich diesen Prozess sehr: Improvisation und dann die Stücke lange liegen lassen, mit ihnen herum probieren und dann zu arrangieren. Ich habe oft das Gefühl, dass es sich lohnt die Stücke lange reifen zu lassen. Sie oft zu spielen und dann Kleinigkeiten zu ändern, vielleicht auch, weil das in meinem “day job” oft nicht möglich ist. Dementsprechend sind manche der Stücke schon etwas älter. Aber der größte Teil des Materials stammt eigentlich aus dem Sommer 2020. Im Frühling 2021 habe ich dann für einige der Stücke ein Streichensemble in der Immanuelskirche in Wuppertal aufgenommen. Danach habe ich gemischt und auch viel Zeit in die visuelle Präsentation, die Cover und die Videos gesteckt.

Am selben Abend spielst du ein Release-Konzert in der Christuskirche im Rahmen der Off-Church-Reihe. Was erwartet die Besucher*innen?
Klavier, Synthesizer und vielleicht auch ein bisschen Orgel. Mal sehen… Ich mag den Raum in der Christuskirche sehr, und freue mich ihn mit meiner Musik zu füllen.

www.raffaelseyfried.com

TIPP! off church live: Raffael Seyfried
Release-Konzert für sein kommendes Album „Lines Of Flight“

Freitag, 26. August 2022
Einlass: 19h | Beginn: 20h
Eintritt frei

Christuskirche Düsseldorf
Kruppstraße 11
40227 Düsseldorf

Interview: Melanie Schrader
Fotos: David Keuer
© THE DORF 2022

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