Düsseldorf Crime Stories

Geschichten über echte Kriminelle und ihre Verbrechen sind nicht erst seit dem Boom von True Crime-Dokumentationen und -Podcasts im Trend. Spektakuläre Verbrechen wirkten schon immer Faszination aus. Je nach Fall variierte die Reaktion der Öffentlichkeit von Angst über Ekel bis hin zu staunender Bewunderung. Obwohl Düsseldorf glücklicherweise seit vielen Jahren nicht auf der Liste von Deutschlands gefährlichsten Städten erscheint, hat die Stadt einige legendäre Verbrechen zu bieten. Wir haben uns einen Blick in fünf besonders spannende Fälle der Stadtgeschichte erlaubt, die von der Düsseldorfer Illustratorin Rumi Benecke in Szene gesetzt wurden.

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Der Düsseldorfer Vampir
Mit einem Mord an einem 9-jährigen Mädchen in Köln-Mülheim begann 1913 die kriminelle Laufbahn von Peter Kürten. Nach einer langjährigen Haftstrafe ließ er sich 1925 in Düsseldorf nieder und kam durch Übergriffe auf Frauen bald erneut mit dem Gesetz in Konflikt. Zwischen Februar und November 1929 beging er schließlich acht Morde. Die brutalen Tötungen von Frauen und Kindern hielten die gesamte Weimarer Republik in Aufruhr. Eine Sondermordkommission mit Fachleuten aus Berlin und Düsseldorf wurde eingerichtet — darunter der berühmte Kriminalrat Ernst Gennat, der als erster der Begriff „Serienmörder“ prägte. Über 12.000 Hinweise aus der Bevölkerung gingen bei der Polizei ein. Der britische Krimiautor Edgar Wallace bot seine Hilfe ein. Der Regisseur Fritz Lang, der gerade für seinen Film M recherchiert, wurde in die Ermittlungen eingebunden. Währenddessen verschickte der Täter anonyme Statements an die lokale Presse. In der gesamten Republik wurde jedes Detail zu Sensationsmeldungen verarbeitet. So führte die Information, dass Kürten das Blut einiger seiner Opfer trank, zum Spitznamen „Vampir von Düsseldorf“. Im Mai 1930 gelang schließlich die Festnahme. Zwei überlebende Opfer konnten ihn eindeutig identifizierten. Nach einem Gerichtsprozess wurde er im Juli 1931 hingerichtet. 

Die Düsseldorfer Bankratten
Im Juni 1967 sorgte ein außergewöhnlicher Bankraub für deutschlandweite Schlagzeilen. Die Täter hatten einen sechs Meter langen Tunnel durch die Erde gegraben und den Tresorraum der Düsseldorfer Commerzbank leergeräumt. In der Presse war schnell die Rede von der „Wühlmaus-Bande“ und man zog Vergleiche mit den legendären Saß-Brüdern, die in den 1920er-Jahre die Tresore zahlreicher Berliner Banken knackten. Ausgehend von einem brachliegenden Trümmergrundstück buddelten sich die „Wühlmäuse“ bis unter das Bankgebäude durch, zerstießen den Fußboden und brannten zwei Tresore auf. Mit einer Beute von 400.000 DM (ca. 200.000 Euro) tauchten sie noch in der gleichen Nacht unter. Als einziger Verdächtiger geriet der Kölner-Bandenboss Kurt Vicenik in den Fokus der Ermittler. Er hatte zum Tatzeitpunkt eine Reihe tolldreister Banküberfälle ausgeführt und lebte zeitweise in Düsseldorf. Letztlich konnte man ihm aber keine Verbindung nachweisen und so blieb der Fall bis heute ungeklärt. 

Der 36-Millionen-Mark-Streich
Durch simple Unterschriftenfälschungen wurde der Düsseldorfer Metro-Konzern 1980 zum Opfer eines Millionenbetrugs. Im Mittelpunkt stand der Finanzdisponent Günter Schotte-Natscheff, der in der Hauptverwaltung des Handelsriesen arbeitete. Gemeinsam mit seinem Lebensgefährten, dem Gelegenheitskellner Manfred Vowinkel, träumte er vom Leben in Saus und Braus. Als Mitverantwortlicher für Banküberweisungen in Millionenhöhe, gelang es ihm das Sicherhheitssystem zu umgehen und insgesamt 31 Überweisungen in Höhe einer Gesamtsumme von 36,2 Millionen DM (ca. 18,5 Mio. Euro) auf das Girokonto von Vowinkel umzuleiten. Gemeinsam hoben sie zunächst „bescheidene“ Summen von jeweils 100.000 DM ab, um auf der Kö zu shoppen. Im Pariser Lido feierten sie wilde Partys und flogen schließlich mit 16 prallgefüllten Koffern voller Geld an die Copacabana. Hier leistete man sich eine Luxus-Wohnung mit sechs Badezimmern. Das Heimweh trieb Vowinkel aber nach wenigen Monaten zurück in die Heimat, wo bald die Handschellen klickten. Auch Schotte-Natscheff landete bald für mehrere Jahre hinter Gittern. Der WDR veröffentlichte im November 2020 die sehr unterhaltsame Doku „Die Millionendiebe der Metro“, die es hier zu sehen gibt.

Der Minouche-Fall
Im Januar 1970 ereignete sich in Düsseldorf ein Kriminalfall, der am ehesten an den Cohen-Brothers-Thriller Fargo mit seinen zahlreichen ineinandergreifenden Ereignissen erinnert: Auf den Getränkemillionär Theo Schubert wurden vor seiner Villa Schüsse abgefeuert. Nur mit viel Glück überlebte er schwerverletzt. Als die Behörden ihre Ermittlungen aufnahmen, entspann sich ein Netz aus Liebe, Eifersucht und Auftragskillern. Im Mittelpunkt standen Minouche, die attraktive Ehefrau des Millionärs, ihre Tochter aus erster Ehe, ihr Liebhaber, ein Altstadt-Wirt sowie zahlreiche Kleinkriminelle aus der lokalen Unterwelt. 1972 kam es zum Prozess, bei dem weitere Details an die Öffentlichkeit kamen. So plante die Stieftochter gemeinsam mit Minouches Geliebten den Getränkekaufmann zunächst mit Hilfe von Stromschlägen, dann mit einem giftigen japanischen Fisch umzubringen. Am Ende wandte man sich an einen Barkeeper, um Kontakt zu Auftragskillern zu erhalten. Erstaunlicherweise hielten sowohl das Opfer als auch die Beschuldigten im Prozess weiterhin zu Minouche. Das Gericht lies sich von deren Unschuld aber nicht überzeugen und verurteilte sie, sowie fünf weitere Beschuldigte, zu teils langjährigen Haftstrafen.

Mord zwischen Liebe und Eiscreme
»Mit der Armbrust erschossen« titelte selbst die konservative Frankfurter Allgemeine Zeitung, als sie über den Tod von Guiseppe Palatini berichtete. Der Italiener hatte bereits 1955 eine Eisdiele in Düsseldorf eröffnet. In den 1980er-Jahren war er zu einem erfolgreichen Unternehmer aufgestiegen und begann eine verhängnisvolle Affäre mit der fast 40 Jahre jüngeren Paula Hettchen. Wie der spätere Gerichtsprozess nachzeichnete, war die Beziehung des ungleichen Paars nach kurzer Zeit von Eifersucht und Hörigkeit geprägt. Die damals erst 21-Jährige, die bereits als Teenager unter psychischen Problemen gelitten hatte, besorgte sich eine eine Armbrust und tötete Palatini am Morgen des 20. Oktobers 1985. Zahlreiche Sachverständige stritten im Prozess um die volle Schuldfähigkeit der jungen Angeklagten. Am Ende wurde sie zu neun Jahren Freiheitsstrafe wegen Mordes verurteilt. 

Der letzte Mord der RAF
Die linksextremistische Terrorgruppe Rote Armee Fraktion, kurz RAF, sorgte ab 1970 für Angst und Schrecken in der Bundesrepublik. Neben Entführungen, Überfällen und Sprengstoffattentaten gingen mehr als 30 Morde – vor allem an Führungskräften aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung – auf das Konto der sogenannten Baader-Meinhof-Gruppe. Der letzte dieser Morde fand 1991 im Düsseldorfer Stadtteil Niederkassel statt. Das Opfer war der Topmanager Detlev Rohwedder, der nach der Wiedervereinigung zum Chef der Treuhandanstalt berufen wurde, um die Privatisierung der Ost-Wirtschaft zu organisieren. Am Ostermontag des Jahres 1991 wurde er durch ein Fenster im ersten Stock seines Wohnhauses erschoßen. Drei Gewehrschüsse wurden aus 63 Metern Entfernung abgegeben. Der oder die Täter hatten sich in einer gegenüberliegenden Schrebergartensiedlung in Stellung gebracht. Obwohl nur drei Minuten nach den Schüssen eine Großfahndung der Polizei eingeleitet wurde, blieben Täter wie Tatwaffe verschwunden. Wie viele andere RAF-Verbrechen, ist der Rohwedder-Mord bis zum heutigen Tag nicht aufgeklärt. 1998 erklärte die Terrororganisation ihre Selbstauflösung. Erst kürzlich veröffentlichte Netflix die Doku-Serie „Rohwedder“ zu dem Fall.

Text: Jens Müller
Illustration: Rumi Benecke
© THE DORF 2020

English version:

Stories about real criminals and their crimes have exerted a huge fascination not only since the boom of true-crime documentaries and crime podcasts. Spectacular criminal cases have captured people’s imagination throughout the ages. Depending on the nature of the crime, reactions vary from fear, to disgust, to open admiration. Although Düsseldorf has — fortunately — not appeared on any list of Germany’s most dangerous cities for many years, the city can still look back on a number of legendary crimes. Let’s take a look at five particularly exciting cases from the city’s history – illustrated by Düsseldorf based illustrator Rumi Benecke.

The Vampire of Düsseldorf
Peter Kürten’s criminal career began in 1913 with the murder of a 9-year-old girl in Cologne-Mülheim. After a long prison sentence, he settled down in Düsseldorf in 1925 and soon came into conflict with the law again through attacks on women. Between February and November 1929, he committed eight murders. The brutal killings of women and children kept the entire Weimar Republic in turmoil. A special homicide commission was set up with experts from Berlin and Düsseldorf – including the famous criminal counsellor Ernst Gennat, who was the first to coin the term „serial killer“. The police received more than 12,000 tip-offs from the public. Even the British crime writer Edgar Wallace offered his help. The director Fritz Lang, who was researching for his film M at the time, was involved in the investigation. Meanwhile, the perpetrator sent anonymous statements to the local press. Throughout the Republic, every detail was turned into sensational news. For example, the information that Kürten drank the blood of some of his victims led to the nickname „Vampire of Düsseldorf“. In May 1930, he was finally arrested. Two surviving victims were able to clearly identify him. After his trial he was executed in July 1931. 

The Money Heist of Düsseldorf
In June 1967, an extraordinary bank robbery made headlines throughout Germany. The perpetrators had dug a six-meter tunnel underground and emptied the vault of the Düsseldorf Commerzbank. The press quickly spoke of the „vole gang“ and comparisons were made with the legendary Saß brothers who cracked the vaults of numerous Berlin banks in the 1920s. Starting from a derelict building, the „voles“ dug their way underneath the bank, smashed the floor and cracked two safes. With a loot of 400.00 DM (approx. 200.00 Euro) they disappeared that very night. As the only suspect, the Cologne gang boss Kurt Vicenik came into the focus of the investigators. At the time of the crime, he had carried out a series of daring bank robberies and lived in Düsseldorf on occasion. In the end, however, no connection could be proven and the case remains unsolved to this day. 

The 36-Million-Deutschmark-Coup
In 1980, the Düsseldorf-based Metro Group became the victim of a huge fraud simply by forged signatures. The focus was on financial controller Günter Schotte-Natscheff, who worked in the headquarters of the retail giant. Together with his partner, the occasional waiter Manfred Vowinkel, he dreamed of a life in luxury. As co-signatory for bank transfers worth millions, he managed to circumvent the security system and redirect a total of 31 transfers totalling 36.2 million DM (approx. 18.5 million euros) to Vowinkel’s current account. Together they initially withdrew „modest“ sums of 100,000 DM each to go shopping on the Kö. In the Paris Lido they had wild parties and finally flew to the Copacabana with 16 suitcases full of money. Here they treated themselves to a luxury apartment with six bathrooms. After a few months, however, homesickness drove Vowinkel back home, where handcuffs awaited him. Schotte-Natscheff also soon landed behind bars for several years. 

The Minouche Case
In January 1970, a criminal case took place in Düsseldorf that most closely resembles the Cohen Brothers thriller Fargo with its numerous intertwined events: shots were fired at the beverage millionaire Theo Schubert in front of his villa. Only with a great deal of luck did he survive, seriously injured. When the authorities began their investigations, a web of love, jealousy and contract killers unravelled. The focus was on Minouche, the attractive wife of the millionaire, her daughter from her first marriage, her lover, a pub owner and numerous petty criminals from the local underworld. In 1972, the trial took place and further details were made public. Together with Minouche’s lover, the stepdaughter planned to kill the beverage salesman by means of electric shocks and a poisonous Japanese fish. In the end, they turned to a bartender to get in touch with a contract killer. Surprisingly, both the victim and the accused on the trial continued to stand by Minouche. However, the court was not convinced of her innocence and sentenced her and five other accused to partly long prison sentences.

The Love and Ice Cream Murder
„Shot with a crossbow“ was the headline even of the conservative Frankfurter Allgemeine Zeitung when it reported the death of Guiseppe Palatini. The Italian had opened an ice cream parlour in Düsseldorf back in 1955. By the 1980s, he had risen to become a successful entrepreneur and began a fateful affair with Paula Hettchen, almost 40 years his junior. As the later court case depicted, the relationship of the unequal couple was soon marked by jealousy and obedience. The then only 21-year-old, who had already suffered from psychological problems as a teenager, obtained a crossbow and killed Palatini on the morning of the 20th of October, 1985. During the trial, numerous experts argued whether the young defendant could be held criminally responsible. In the end she was sentenced to nine years imprisonment for murder. 

The Last Killing of the RAF
The left-wing extremist terrorist group Rote Armee Fraktion, or RAF for short, caused fear and terror in the Federal Republic from 1970 onward. In addition to kidnappings, attacks and bombings, the so-called Baader-Meinhof Group was responsible for more than 30 murders, primarily of political, economic and administrative leaders. The last of these murders took place in the Düsseldorf district of Niederkassel in 1991. The victim was the top manager Detlev Rohwedder, who was appointed head of the Treuhandanstalt after the reunification to oversee and organise the privatization of the eastern economy. 

On Easter Monday of 1991 he was shot through a window on the second floor of his home. Three rifle shots were fired from 63 meters away. The perpetrator or perpetrators had positioned themselves in an allotment garden settlement opposite. Although the police launched a large-scale manhunt only three minutes after the shots were fired, the perpetrators and the murder weapon had vanished. Like many other RAF crimes, the Rohwedder murder has not been solved to this day. In 1998, the terrorist organization declared its voluntary disbandment.

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