Am vergangenen Freitag war die „Förderpreis-Krone“-Gewinnerin Amilli zu Gast im DORF. Wir haben die Bochumer Künstlerin vor ihrem Konzert im Carhartt Wip Store getroffen und über ihre Einflüsse, den Pott und erste Erfahrungen als junge Musikerin gesprochen. Das Konzert am 8. März 2019 fand im Rahmen des Warm-up-Programms des Open Source Festivals statt, passend zum Internationalen Frauentag mit einem „all female Line Up“. Support gab es an diesem Abend vom DJane-Kollektiv „Diana Kollektiv“.
Hallo Amilli, willkommen in Düsseldorf! Da deine Heimatstadt Bochum nur eine gute Stunde entfernt ist, warst du wahrscheinlich schon mal hier. Bist du öfter in Düsseldorf und was verbindest du mit der Stadt? Meine beste Freundin ist fast jeden Tag in Düsseldorf, weil sie hier ihren Freundeskreis hat. Deswegen oder zum Shoppen bin ich relativ oft in Düsseldorf. Ich mag’s eigentlich immer hier.
Nenne drei Dinge, die du in der Gegend von Rhein & Ruhr schätzt:
Ich mag die Leute und finde alles ziemlich entspannt hier. Vor allem habe ich aber gerade das Gefühl, dass das Ruhrgebiet momentan aufblüht und lokale Künstler bekannter werden. Außerdem ist es einfach schön hier, mit den vielen unterschiedlichen Städten. Diese sind gut erreichbar und man kommt easy von einer in die andere. Das ist echt was Besonderes und besonders toll, wenn man jung ist.
Im Juli findet hier in Düsseldorf das Open Source Festival statt, das mit der heutigen Veranstaltung und deinem Auftritt angeteasert wird. Du selbst bist dieses Jahr auch auf einigen Festivals unterwegs. Gibt es eines, auf das du dich besonders freust und zum Beispiel sagst: „Oh nice, da ist auch der oder die Künstler_in, die wollte ich selbst schon immer mal live sehen“? Ich freu mich mega auf‘s Loolapalooza in Berlin. Da werde ich zwar nicht auf einer riesigen Stage sein, aber trotzdem ist das heftig. Besonders, weil da krasse Leute wie Billie Eilish auftreten.
In der Presse wird bei Künstlerinnen und Künstlern, die dich prägen sollen, immer von englischsprachigen Artists wie Billie Eilish oder Jorja Smith gesprochen. Inwieweit haben dich diese Interpretinnen beeinflusst? War dir in diesem Zusammenhang direkt klar, dass du auch auf Englisch singst? Ich mag die Künstlerinnen sehr gerne, aber die Vergleiche stören mich schon etwas. Ich würde nicht sagen, dass es speziell die beiden waren, die mich geprägt haben. Ich höre schon immer nur englische Musik. Ich glaube, es passiert eher unbewusst, dass diese und andere Künstler, die ich höre, mich inspirieren. Und aus dem Mix von allen entsteht dann einfach Amilli.
Heute am 8. März ist ja Internationaler Frauentag. Siehst du in deiner Musik feministische Tendenzen, z.B. wenn du über toxische Beziehungen sprichst? Oder verknüpfst du diese beiden Bereiche eher zufällig und sprichst einfach an, was dich gerade beschäftigt? Es ist eigentlich nicht so, dass ich beim Schreiben Women’s Empowerment krampfhaft thematisieren möchte. Ich bin natürlich auch feministisch und finde es nice, dass wir hier heute am Welt-Frauentag spielen. Ich spreche solche Themen einfach an, ohne direkte Hintergedanken zu haben.
Was läuft in deiner persönlichen Playlist gerade rauf und runter? Ich höre immer noch das James Blake Album rauf und runter, das finde ich genial. FKJ, also French Kiwi Juice, höre ich auch richtig gerne. Da war ich neulich auf einem Konzert.
Im Plattenladen Hitsville landen wir in der Jazzabteilung und Amilli ergänzt das Genre schnell zu ihrer Auswahl: Jazz mag ich auch gerne! Ich bin sehr musikalisch aufgewachsen. Mein Papa hat mich zum Jazz gebracht. Er und mein Bruder spielen Klavier. Sie haben mich immer zu irgendwelchen Jazz-Konzerten mitgeschleift.
Mit deiner musikalischen Familie wohnst du ja auch noch zusammen. Wie fühlt es sich für dich an, noch zuhause zu wohnen? Ich bin ja noch relativ jung und finde es momentan noch ziemlich gut zuhause zu wohnen. Vor allem, da ich jetzt schon viel unterwegs bin und weiß, dass es dieses Jahr noch viel mehr wird. Da ist es auf jeden Fall schön, wenn man wieder nach Hause kommt und einen gewissen Ankerpunkt hat.
Bei euch zuhause im Wohnzimmer steht deine 1live Krone in der Kategorie „Förderpreis“, die du als erste Künstlerin überhaupt vor drei Monaten erhalten hast. Kannst du es mittlerweile fassen, diesen Preis gewonnen zu haben und was ist seitdem so bei dir los? Witzigerweise habe ich gerade gestern Abend in mein Instagram-Archiv geschaut. Dort habe ich meine Storys und vor allem die Videos durchgesehen. Und ich lag in meinem Bett und dachte nur: Alter, wie krass ist das eigentlich? Vor allem auch an diesem Abend, als ich die Krone bekommen habe, war alles so surreal. Ich habe das gar nicht gecheckt und im Nachhinein kommt das jetzt erst: Ich habe einfach eine Krone bekommen, so aus dem Nichts! Dadurch sind natürlich superviele Termine und Festivaltermine reingekommen und mein Instagram-Account ist explodiert.
Hast du noch Zeit zum Abhängen mit deinen Freunden oder überschlagen sich die Termine gerade? Ich merke, auch wenn ich aktuell noch am Anfang bin, dass ich schon viel zu tun habe und echt nur noch für die wichtigsten Zeit habe. Auf der anderen Seite ist es auch gut, dadurch verschwende ich nicht meine Zeit mit Leuten, mit denen man eh nicht so richtig was zu tun haben will. Aber insgesamt hält es sich alles noch in Grenzen. Nur meine Familie, die nicht im Ruhrgebiet wohnt, sehe ich nicht so oft.
Wie sah es vor deinem ersten Konzert aus: Musstest du dir Mut antrinken oder ist sowas kein Problem für dich? Das erste Konzert war schon krass. Da waren alle meine Freunde und Familie da. Das war ein privat organisiertes Ding auf einem Hinterhof, das war megageil! Da war ich schon aufgeregt. Aber das lag auch einfach daran, weil ich alle Leute kannte, die mich das erste Mal so richtig singen gehört haben und es mein erstes Konzert war. Jedoch antrinken musste ich mir da nichts, *lacht* das geht dann schon meistens nach den ersten Tönen. Aber was die Aufregung angeht, habe ich das Gefühl, je mehr Leute es sind, die ich nicht kenne, desto einfacher komme ich damit klar.
Auf was müssen sich Gäste deiner Konzerte einstellen? Wir spielen unser Set, das geht ungefähr eine halbe Stunde. Dabei sind meine fünf Singles, die ich bis jetzt rausgebracht habe. Aber da dies natürlich nicht reicht, spielen wir auch relativ viele Sachen, die noch unreleased sind. Das finde ich selbst auf Konzerten immer cool, wenn die Künstler etwas Neues spielen.
Fünf Singles hast du jetzt draußen, wie sieht’s mit dem Album aus? Auf die Frage habe ich schon gewartet. *lacht* Also ich habe eigentlich gar keine Lust, mich unter Druck setzen zu lassen. Ich habe auf jeden Fall Bock drauf und „dat wird auch kommen“, aber wann steht noch ein bisschen in den Sternen. Erstmal kommt auf jeden Fall viele neue Musik!
Was findest du besser, kleine Clubs oder die ganz große Bühne? Was versprichst du dir von dem Auftritt heute hier im Carhartt Wip Store? Ich hoffe einfach, dass superviele coole Leute kommen, die sich meine Musik gerne anhören und mich vielleicht neu entdecken. Bezüglich der Bühnengröße ist das so eine Sache. Das Größte, was ich bis jetzt gespielt habe, waren 1.200 bis 1.300 Leute und das war schon heftig. Da auf die Bühne zu gehen ist einfach überwältigend. Eine richtige Masse und alle sind „whooooorrr“. Das ist dann natürlich was komplett anderes im Gegensatz zu heute, aber durch die persönliche Atmosphäre finde ich dann doch die kleineren Bühnen cooler.
Hast du da einen absoluten Highlight-Moment? Das war in Erlangen, als Support bei AnnenMayKantereit. Das ist jetzt nicht so die Stadt, von der ich bis jetzt viel gehört habe. Dann spiele ich das Konzert und vorne steht eine Gruppe von Jugendlichen, die die ganze Zeit meinen Namen schreien. Die sind richtig ausgeflippt und haben Herzchen in die Luft gehalten, das war richtig süß. Die kamen danach auch zum Merch-Stand und ich habe dann auf den Armen, Handys und allem Möglichen unterschrieben. Das ist schon irre in einer Stadt, zu der du gar keinen richtigen Bezug hast und noch nie warst, so von den Leuten gefeiert zu werden.
Amillis Hoffnung bezüglich der Besucher wurde, aus unserer Sicht, auf jeden Fall erfüllt. Es war ein tolles Konzert und die coole Meute hat den Carhartt Wip Store ordentlich vollgemacht. Danke Amilli!
Habt ihr das Konzert verpasst und wärt auch gerne dabei gewesen, dann checkt ihre Facebook– & Instagram-Seite für aktuelle Gigs in der Nähe!
Interview: Ole Spötter
Fotos: John Loc Nguyen
© THE DORF 2019