Einfach Grün. Greening the City

Auf den ersten Blick mutet das große Plakat „Einfach Grün“ am Parkhaus gegenüber dem Düsseldorfer Landtag wie ein politisches Statement an. Es handelt sich allerdings um den Titel einer Ausstellung des deutschen Architekturmuseums, die auf der Wiese am Landtag (Bürgerpark) bis zum 17. Oktober 2021 zu sehen ist. Wie werden unsere Städte grüner, um dem Klimawandel etwas entgegenzusetzen? Dabei geht es nicht um Parkanlagen und Gärten, sondern um das bislang wenig beachtete Gebäudegrün.

Pflanzen in den Städten, an und auf Gebäuden sorgen für ein angenehmeres Klima und weniger Hitzebildung, sie mindern Feinstaub und Lärm und nehmen mehr Regenwasser auf. Der für die Düsseldorfer Ausstellung beratend tätige, erste „Urban Climate Architect“ und Co-Founder von Greenpass, Peter Küsters, fordert: „Wir brauchen mehr Gebäudegrün! Städtische Wärmeinseln, Starkregen und Luftverschmutzung sind die Hauptbedrohungen für die Stadtentwicklung und die Gesundheit und Sicherheit der Stadtbevölkerung. Mehr Grün an Fassaden und auf Dächern kann einen bislang unterschätzten Beitrag zur Minderung der Klimafolgen leisten.“

Düsseldorf muss von innen kühlen!
Die Stadt hatte 2020 im Jahresdurchschnitt eine Tagestemperatur von 12,3 Grad: Es wurden 51 Sommertage (25 Grad und mehr) erreicht, 20 heiße Tage (30 Grad und mehr) gemessen sowie sieben Tropennächte (Abkühlung nicht unter 20 Grad) verzeichnet. Die Zahlen zeigen deutlich, dass die Stadt, trotz ihrer Lage am Rhein, in den Sommermonaten einen zu geringen Luftaustausch hat und zu viel Wärme speichert. „Düsseldorf muss von innen kühlen“, ist deshalb auch auf einem weiteren Plakat an dem Parkhaus an der Landtagswiese zu lesen. Aber wie?

Grüne Kleider: Hausfassaden und Dächer 
Neben Vorgärten, Balkonen und Straßengrün sind vor allem Hausfassaden und Dächer und manch steinerner Hinterhof unsere letzten Grünreserven. In Deutschland werden diese Flächen bislang viel zu wenig genutzt, insbesondere die Möglichkeiten begrünter Fassadenhüllen. Die Ausstellung zeigt eine Reihe beeindruckender internationaler Beispiele. So dass in Kopenhagen bei den Bürger*innen beliebte Gründach auf der Müllverbrennungsanlage der Stadt, das zum Bergwandern und Skifahren ohne Schnee einlädt. Am Mailänder Stadtrand wachsen bei zwei Wohntürmen noch Bäume auf 78 Meter bzw. 122 Metern Höhe. In Singapur schreibt die Bauordnung schon seit Jahren vor, dass der überbaute Gebäudegrund im und am Gebäude als Grünfläche zurückgegeben werden muss. Aber auch Düsseldorf kann seit einiger Zeit mit einem grünen Superlativ aufwarten: Der zurzeit größten Grünfassade Europas am Gustav-Gründgens-Platz gegenüber von Schauspielhaus und Dreischeibenhochhaus. Diese Fassade aus Heimbuchenhecken ist Teil des neuen Kö-Bogens II nach Entwürfen von ingenhoven architects. 

Viele dieser internationalen Lösungen bewegen sich auf einem Hightech-Level, aber es gibt auch mit passenden Mitteln und Methoden erstaunliche Lowtech-Lösungen mit großer Wirkung. Hausdächer aber auch Garagen- oder Bushaltestellen lassen sich sehr einfach bepflanzen. Hierbei reicht das Spektrum von intensiver bis zu extensiver Begrünung. Die Ausstellung zeigt einige einfache reale Beispiele. Sie beantwortet aber auch oft gestellt Fragen: Welche Pflanzen sind besonders geeignet? Muss die Dachwiese gemäht werden? Was schadet dem Putz an meiner Hauswand? Was ist bei einem denkmalgeschützten Gebäude zu beachten? Darf ich den Gehweg vor meinem Haus für Straßengrün aufreißen? Welche Fördermaßnahmen können in Anspruch genommen? Im Rahmen des Programms „Dach-, Fassaden- und Innenhofbegrünung“ (DAFIB) fördert die Stadt Düsseldorf private Maßnahmen. Dafür steht jährlich ein Förderkontingent von 100.00 Euro zur Verfügung.

Begleitend zur Ausstellung „Einfach Grün“ ist ein Handbuch zum Gebäudegrün erschienen mit vielen Beispielen, vor allem aber praktischen Tipps und Handreichungen zu Fragen rund um das Thema Begrünung von Gebäuden. Das Handbuch findet Ihr hier… 

Jetzt mitmachen für mehr Grün – Call for Projects
Im Rahmen der Ausstellung ruft das Museum der Baukultur zur Einreichung grüner Projekte in Nordrhein-Westfalen auf: Fassaden- und Dachbegrünung oder grüne Hinterhöfe. An dem „Call for Projects“ unter einfach-gruen.jetzt können sich Fachleute und Bürger*innen mit ihrem Projekt beteiligen. Die Einreichungen werden von einer Redaktion vorausgewählt und diese Nominierungen dann auf der Website „einfach-gruen.jetzt“ präsentiert und auf einer interaktiven Karte verzeichnet. Unter allen bis zum 10.10.2021 nominierten Projekten aus Nordrhein-Westfalen, werden am 15.10.2021 noch einmal drei Preisträger*innen ausgezeichnet. Machen Sie jetzt mit und teilen Ihre guten Ideen!

Über Baukultur Nordrhein-Westfalen 
Baukultur Nordrhein-Westfalen ist als Institution im Land die Adresse für Baukultur. Wir initiieren, organisieren, vernetzen und kommunizieren aktuelle baukulturelle Themen. Dazu kooperiert Baukultur Nordrhein-Westfalen mit vielen Partner*innen und unterstützt beispielhafte Projekte Dritter. Mit dem eigenen Museum der Baukultur präsentiert und inszeniert Baukultur Nordrhein-Westfalen wichtige gesellschaftliche Fragen und Entwicklungen – in NRW und über die Landesgrenzen hinaus. Diese Form eines mobilen Museums der Baukultur ist weltweit einzigartig. Baukultur Nordrhein-Westfalen führt die Arbeit der Vereine StadtBauKultur NRW und Museum für Architektur und Ingenieurkunst NRW (M:AI) zusammen, die seit 2001 Themen der Baukultur verantwortet und umgesetzt haben. Gefördert wird Baukultur Nordrhein-Westfalen vom Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen.

„Einfach Grün – Greening the City“ – 17.9. bis 17.10.2021 in Düsseldorf. 

Eine Ausstellung des Deutschen Architekturmuseums (DAM), Frankfurt am Main, in Kooperation mit dem Museum der Baukultur Nordrhein-Westfalen, der Stadt Düsseldorf und dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW

Ort: Wiese vor dem Haupteingang zum Landtag NRW; Platz des Landtags 1, 40221 Düsseldorf)
Öffnungszeiten: täglich von 9–18 Uhr, Eintritt frei

baukultur.nrw/einfachgruen
einfach-gruen.jetzt 

Text: Presse
Foto: Claudia Dreyße
© THE DORF 2021

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