Oliver Räke

Name:  Oliver „Magic“ Räke
Alter: 47 Jahre
Beruf: Künstler
Gelernter Beruf: Autodidakt

Geburtsort: Düsseldorf
Stadtteil: Bilk
Webseite: www.ilovegraffiti.de/magic
Social: Facebook

 „Ich brauche ständig und stetig eine visuelle Dusche“

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Es gibt wohl niemanden, der Düsseldorfs Gehwege so detailliert scannt wie Oliver Räke. Auch bekannt unter seinem Künstler Pseudonym MAGIC. Wer schon mal mit ihm durch die Stadt flaniert ist, wird es kennen: Ständig bleibt er stehen, hebt kleine Papierschnipsel auf, die anderen gar nicht auf gefallen wären. Dann wird das Fundstück von allen Seiten durchleuchtet, meist verbunden mit einem süffisanten Lächeln. Nun wird der Asphaltfund verstaut, Oliver fährt sich mit einer gekonnt legeren Bewegung durchs Haar und geht seiner Wege. Wer jetzt denkt der Düsseldorfer hätte zu viel Graffiti-Dämpfe eingeatmet, der irrt. „Ich brauche ständig und stetig eine visuelle Dusche“, sagt Oliver. Betritt man seine Wohnung, weiß man, was er damit meint. Die kleinen Schnipsel, die er seit Jahrzehnten auf seinen Asphalt-Wanderungen aufsammelt, werden fein säuberlich in kleines Heftchen geklebt und dienen Oliver als Inspiration.
Nach seinem Beruf gefragt antwortet MAGIC: „Es sind die drei „Ks“: Kunst, Kultur und Kellnern.“ Neben seiner Graffiti-Kunst, die man zum Beispiel in der Galerie Pretty Portal erwerben kann, arbeitet Oliver als Grafiker, Illustrator und Kellner. Momentan kredenzt er im Miss Moneypenny in Bilk. Sein privates Refugium ist ein optischer Zauberwald. An jeder Ecke entdeckt man etwas Neues: Eine Depeche Mode Konzertkarte von 1983, eine kleine Holzzange aus einem Kinderpuzzle, die Oliver mal mitgehen ließ, weil er sie visuell begehrenswert fand oder eine Vinyl-Rarität von Mireille Mathieu. Jedes Teil in seiner Wohnung hat eine ganz besondere Geschichte, die Oliver mit immer wieder neu anschwellender Begeisterung zu erzählen weiß. Und wenn er dann, mit vor Entzückung bebender Stimme, über den atemberaubenden Blick auf Sonnen- auf und Untergang in seiner Bilker Dachgeschoss Wohnung schwadroniert, dann will man nur eins: Einziehen!
Ein weiterer Pluspunkt für sein Domizil: der kleine Laden um die Ecke führt Hinkel Brot. Oliver startete seine künstlerische Laufbahn als Comiczeichner. Als dann die New Yorker Graffiti-Bewegung Europa und schließlich Düsseldorf erreichte, war er einer der ersten Sprayer. Räke sagt: „Das Schöne an Düsseldorf war damals, dass es nicht so viele Graffiti- Künstler gab. In Berlin musste man schon ziemlich viel machen, um überhaupt aufzufallen. In Düsseldorf reichte ein gutes Bild und alle sprachen über dich.“ Das gefiel ihm und so wurde aus Oliver langsam MAGIC. Warum MAGIC? Auf der Suche nach einem passenden Pseudonym sah der Künstler einen niederländischen Bauwagen, der mit irgendeinem Spruch, der das Wort MAGIC beinhaltete, besprüht war. Oliver gefiel es und so transformierte er zum sprayenden Zauberer.
Zumindest teilweise, denn lange Zeit wusste nur wenige Leute, dass sich hinter dem Grafiker und Illustrator der Graffiti-Künstler MAGIC verbarg. Irgendwann ging er offener mit seiner Identität um und die sprayende Legende bekam ein Gesicht. Das merkte Oliver auch an Begegnungen wie der Folgenden: Während er im Olivero servierte, betraten zwei Typen den Laden und fielen auf die Knie. Sie huldigten ihr Graffiti-Idol und weigerten sich, von Oliver bedient zu werden. So etwas müsse ihr Dosen-Heiland MAGIC nicht tun. Vielleicht ist Oliver seiner Heimat Düsseldorf genau wegen solcher Geschichte treu geblieben: Die Stadt ist nicht zu groß, man kennt sich und trifft sich auch mal zufällig. Nach kurzen Stationen in Hamburg und Luzern zog es ihn nämlich wieder zurück in die Landeshauptstadt. Für ihn ist es die Mischung aus Kiefernstraße und Königsallee, die Düsseldorf so charmant macht.

Wer MAGICs Arbeit live bestaunen will, sollte die Suitbertusstraße am Boui Boui Bilk besuchen. Dort thront ein epochales Erzeugnis seiner Kreativität, das er zusammen mit seinem Kollegen von „The Band“ anlässlich des Urban Art Festivals 2014 umsetzte. Die Truppe fand ihre Inspiration im Stadterhebungsmonument von Bert Gerresheim. Der besuchte sie sogar während der Fertigstellung. Am Ende unseres Besuchs präsentiert uns MAGIC eine Platte der französischen Jazz Funk Combo „Cortex“ – und schwärmt auch diesmal in zunehmender Entzückung.

Wer seine Leidenschaft für Musik live erleben möchte, hat donnerstags dazu die Gelegenheit. Denn gemeinsam mit dem „Schallplattenaufleger“ Haru Specks legt Oliver jeden Donnerstag im Miss Moneypenny in Bilk auf. Go for it, it´s a kind of MAGIC.

MORGENS

Guten Morgen – wo trinkst du morgens Deinen Espresso in der Stadt, um wach zu werden? zu Hause, Oma Erika, Hüftgold, Eiscafe Belluno, Miss Moneypenny, Cafe Mopete (rip)

Zum Sonntags-Brunch und ausgedehnten Frühstück trifft man dich… …selten an. Zicke würde ich wählen.

MITTAGS

Lecker, gesund und frisch lunchen gehst du in Düsseldorf… auf den Markt auf ne Linsensuppe

NACHMITTAGS

Deine Lieblingsroute zum Spazierengehen, Schlendern, Kopf-Frei-Kriegen:
Von Kindesbeinen an bis heute: durch die Schlageter Siedlung in Golzheim laufen, Nordpark und Rhein.

Drei Plätze in Düsseldorf, die du deinen Gästen unbedingt zeigen musst: ich mag den Medienhafen bei Nacht, die Düsseldorfer Brückenfamilie und ein paar Orte in der Altstadt.

Zum Kaffeeklatsch mit Küchlein & Co. trifft man dich hier: Hüftgold und Miss Moneypenny

ABENDS

Ich halte es da mit Kiesgroup: „Geh nicht in die Stadt heut Nacht…“

Welches Restaurant repräsentiert für dich am meisten den typisch-charakteristischen Geschmack von Düsseldorf? Zur Sennhütte, Cemo, Bar Olio, Kontor, Roberts, KiKaKu, Naniwa, Woyton, Victorian, Füchschen, Marktwirtschaft (rip), Uerige, Akropolis, „… mit Soße spitze“…

Ein Restaurant, wo du immer mal hinwolltest, aber noch nie warst: Nagaya

Dein absoluter Gastro-Geheimtipp-Lieblings-Spot, den du hier mit allen teilen möchtest? Ist kein Geheimtipp mehr… die heisseste Terrasse der Stadt… Sennhütte!

Dein Lieblings-Altbier: Schumacher… aber unsere anderen Hausbrauereien sind auch lecker.

NACHTS

Deine Lieblingsbar oder Dein Lieblingsbartender sind: Robert und das Ellington

Dance the night away! Getanzt wird hier: Salon oder die ein oder andere Party auf der Freunde auflegen…

IMMER

Wo und wann fühlst du dich wie ein „richtiger Düsseldorfer“? Wenn ich „Das rote U“ in die Hand nehme.

Was vermisst du an der Stadt, wenn du nicht in Düsseldorf bist? Bekannte Gesichter, das ein oder andere flüchtige „Hallo“ auf der Strasse und schlafwandlerisch von A nach B zu kommen.

Könnte man Düsseldorf essen, schmeckt es nach… Thunfisch Sashimi „mit Soße spitze“ und dazu ein Becks Litschi.

Was liebst du am meisten an Düsseldorf? Im Großen und Ganzen eine schöne Stadt mit perfekter Lage. Was man von hier aus in knapp fünf Stunden Fahrzeit alles erreicht, ist beachtlich.

Was hasst du am meisten an Düsseldorf? Den abriss vom VHS Gebäude, die ein oder andere städtebauliche Maßnahme und dass die Kronjuwelen der Stadt verkauft wurden.

Gibt es Plätze oder Orte in der Stadt, die dich in deinem Job inspirieren? Die Häuser von Bernhard Pfau füttern einen mit schöner Architektur.

STIL

Wo suchst & findest Du Möbel für Deine Wohnung? Ich behaupte ja immer, dass Möbel mich finden…

Deine Top 3 Shopping-Adressen in Düsseldorf? Hitsville (Vinyl), Hood Company (Spraydosen & Diverses) und natürlich die Buchhandlung König.

Der beste Ort, um Leute zu beobachten? Altstadt

Nach welchen Regeln stylst du dich? Was geht gut und was geht gar nicht? Dunkelblau geht immer… Wolle statt Synthetic, ein bisschen gepflegt ein bisschen rugged, und ein kleiner Bruch darf sein. Insgesamt gehe ich nicht gerne Shoppen und Anprobieren, find das oft anstrengend.

ALLGEMEIN

Was ist dein Lieblingsessen? Butterbrot, Käsebrot und Wurstbrot.

Wo oder wobei kannst du am besten entspannen? Nachts mit dem Rad durch die leere Stadt rollen… wunderbar.

Dein Lieblingsreiseziel ist? Ich hab noch viel zu wenig von der Welt gesehen… aber als Städtetrip… Split, Lissabon, Amsterdam.

Welches Buch liegt aktuell auf dem Nachtisch? Ich lese Bilder… Graffiti Magazin 19

Dein All-Time-Favorite-Movie? Star Wars, Wild Style, Blade Runner, American Graffiti, Das Duell, Drei Tage des Condors, Butch Cassidy and Sundance Kid, Slapshot, Alien, Der Clou, Clockwork Orange (eh alles von Kubrick), Hero, Blue Velvet, Himmel über Berlin, Rambo, Falling Angels, Westworld, Once Upon a Time in America, Eternal Sunshine of the Spotless Mind, Wenn die Gondeln Trauer tragen, Drive… Man kann das TV Progamm weitestgehend ignorieren, es gibt Filme für drei Leben zu sehen.

Aktuell läuft auf deiner Playlist/deinem Plattenspieler? Der Diethelm (Haru Specks) und ich legen zusammen als „Der Harte und der Zarte“ jeden ersten Donnerstag im Monat, im Miss Moneypenny auf. Kommt vorbei!

Dein All-Time-Favorite-Song? Irgendwas von den Beatles und vielleicht „One“ von Harry Nilsson.

Für welchen Verein schlägt dein Herz? Ich habs nicht so mit Vereinen und auch nicht mit Fussball, aber Eishockey begleitet mich seit ich Kind war. Mit den Eltern ins Stadion, „steht auf, wenn ihr zu uns gehört!“, Hockeyschläger beim Training geschenkt bekommen, Brehmstraße Tagesdauerkarte, mittwochs Disco, vereister Zooweiher, Kanadier, schlenzen… ja doch, die DEG hat noch nen Plätzchen in meinem Herz.

VIELEN DANK!

Text & Interview: Britt Lörcks
Fotos:
Franz Schuier

Video: Franz Schuier / Beansandbacon
© THE DORF 2015

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