#3 SMALL-TALK, CORONA & SONST SO, THEA UNGERMANN?

Seit fünf Wochen leben wir „social distancing“ – fünf Wochen, die das Leben in Düsseldorf komplett auf den Kopf gestellt haben. Wir fragen in unserer neuen Serie „SMALL-TALK, CORONA UND SONST SO?“ Düsseldorfer, wie hart sie von der Krise betroffen sind, was sie daraus gelernt haben und worauf sie sich „danach“ am meisten freuen. 

Thea Ungermann leitet gemeinsam mit ihrer Mutter als Frauen-Powerteam die Schumacher Altbier-Manufaktur. Die wird übrigens seit über 50 Jahren von Frauen geführt. Die Brauerei hat seit einigen Wochen als einer der ersten den „Altbier-Drive-In“ im Stammhaus auf der Oststraße eingeführt. Wie die Corona-Krise Thea sonst noch berührt, erzählt sie uns heute.

THEA UNGERMANN
1-2 Sätze zu Deiner Person: Meine Mutter und ich sind das Frauen-Powerteam der Schumacher Altbier-Manufaktur. Seit über 50 Jahren wird die Schumacher Altbier-Manufaktur von Frauen geleitet. Ende 2005 bin ich, nach meinen Ausbildungsstationen gerne und mit viel Freude in den elterlichen Betrieb zurückgekehrt. Seit 2013 leite ich mit meiner Mutter Gertrud Schnitzler-Ungermann zusammen die Geschicke unserer Familienbrauerei. Wir sind die älteste Hausbrauerei Düsseldorfs und legen großen Wert auf Traditionen. Unser Altbier ist ein Stück Düsseldorfer Kulturgut. Vieles wurde erneuert, nur eines prägt sicherlich nach wie vor das Schumacher: Herzlichkeit. Mit viel Liebe zum Detail schaffen wir eine gemütliche Atmosphäre. Unsrer Herzensanliegen ist es, dass sich die Gäste bei uns wohl fühlen. Schumacher-alt.de

Wie waren die letzten 5 Wochen für Dich?
Herausfordernd, eines ist ganz sicher, das Schumacher-Team ist enger zusammen gewachsen. Ein neuer Teamgeist und Verantwortungsbewusstsein sind entstanden. Für mich ein spannender Prozess, wir waren kreativ, haben uns neu erfunden und sind mutig neue Wege gegangen.

Wie betroffen bist du wirtschaftlich und persönlich?
Es geht um UNSER höchstes Gut, unsere Gesundheit. Also sollte uns allen bewusst sein, dass die Maßnahmen zwar hart sind, uns aber gesundheitlich noch härter treffen, wenn wir sie nicht einhalten.  Die wirtschaftlichen Konsequenzen sind unglaublich niederschmetternd. Neben den Schließungen vom Stammhaus und unserem Brauereiausschank „Im Goldenen Kessel“ sind uns auch alle Fassbierkunden weggefallen.

Was hat sich geändert?
Ich habe unser Unternehmen horizontal und vertikal neu aufgestellt. Der Lieferdienst ist eine Idee, die erst jetzt entstanden ist, um hier in Düsseldorf alle Menschen zu unterstützen. Die Mitnahme von Speisen war vorher schon möglich. Ganz neu, war dann die Idee eines Drive-in. Gerade vor dem Wochenende ist das Bedürfnis groß, sich für einen kleinen Moment „Brauhaus-Feeling“ nach Hause zu holen. Das Ausgehen, Treffen mit Verwandten und Freunden fehlt. Das Schumacher Drive-In in der Oststraße 123 ist nun jeden Freitag bis zum Ende der Corona-Zeit geöffnet.

Wir entwickeln immer neue Ideen, um auch unsere Gäste aufzumuntern. Mit Freude Freude zu schenken, ist nicht nur das Motto für unseren Weihnachtsbasar. Wir haben schon kniffelige selbst erdachte Osterrätseln bis hin zu Malvorlagen für Kinder angeboten. Aktiv und gemeinsam gegen den Corona-Blues wird zudem jeden Samstag um 20.00 Uhr zum Plöppen der Bügelflasche in Düsseldorf aufgerufen. Statt Face to Face prostet man den Nachbarn von Balkon zu Balkon, von Fenster zu Fenster einfach in Gedanken jedem zu, den man vermisst und mit dem man bald wieder Face to Face plöppen, lachen und sich unterhalten kann. Dazu informieren wir auch immer auf Facebook und Instagram.

Was siehst Du als positiven Nebeneffekt bei der Corona-Krise und Quarantäne?
Dankbare Menschen. Die Werte der Menschen haben sich zum Positiven verschoben.

Die wichtigste Lektion, die Du in den letzten Wochen gelernt hast? 
Schnelle Veränderungen, bedürfen möglichst unbürokratisches Handeln.

Was fehlt Dir am meisten?
Die Gäste in den Brauhäusern, der persönliche Austausch, das was unser Leben auch reicher macht. Ein nettes Wort, eine fröhliche Geschichte – wir leben von den Beziehungen, von den Geschichten, Feiern, von Freundschaften und natürlich von den Höhen und Tiefen, die wir oftmals eng begleiten.

Was denkst Du, wird sich „nach“ Corona ändern? Was können wir aus der Krise mitnehmen?
Wir werden hoffentlich achtsamer miteinander umgehen.

Welcher Lieferservice hat Dich in den letzten Wochen glücklich gemacht?
Unserer!

In welches Restaurant gehst du als erstes, wenn die Krise vorbei ist?
Ich freue mich darauf, die ersten Gäste wieder bei uns begrüßen zu dürfen. Sie zu sehen und nicht mehr nur zu telefonieren!

Worauf freust Du Dich am meisten, wenn Normalität eingekehrt ist?
Meine Familie und meine Freunde umarmen zu können und gemeinsam Zeit zu verbringen.

Vielen Dank.

(c) THE DORF, 2020
Foto: Chris Göttert

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