Crystal Glass

Hört man die schwebenden Indie-Sounds von Crystal Glass ohne zu wissen, wer dahinter steckt, könnte man glatt von grauen Wolken und britischer Tristesse träumen. Der Sound bewegt sich zwischen Beach House und Tame Impala, kommt aber straight outta Ruhrgebiet. Wir haben Marvin Andrä, den Kopf des Projekts, zu seinem neuen Projekt und seiner Verbindung zu Düsseldorf befragt.  

Marvin Andrä, der bisher als Drummer der Reggae-Band Betrayers of Babylon erfolgreich auf regionalen und nationalen Festivalbühnen unterwegs war, zeigt sich mit seinem eigenen Bandprojekt Crystal Glass von einer ganz anderen Seite. Halb so schnell, halb so laut, aber doppelt so emotional vertont er seit letztem Jahr seine ganz persönliche Sehnsucht nach verträumtem Pop. 

Mit der Debüt-EP “Purple Skies” veröffentlicht die Band jetzt einen ersten Einblick in den psychedelischen Kosmos von Crystal Glass. Wir trafen Marvin Andrä zum Gespräch und quatschen mit ihm über sein neues Projekt und seine Verbindung zu Düsseldorf.

Für Leute, die Euch und Eure Musik nicht kennen, wie würdet Ihr Euren Musikstil beschreiben? Wenn unsere Musik eine Suppe wäre, wären die Zutaten 80er, Psychedelic Pop/Rock, Indie und jede Menge Bedroom. Lecker!

Wie seid Ihr zur Musik gekommen und wann habt Ihr damit angefangen? Man könnte schon sagen, dass Musik für die meisten von uns der Mittelpunkt unserer Leben ist, seitdem wir klein sind. Als Dreijähriger habe ich eine Blechtrommel zum Geburtstag bekommen bin aber zum Glück keine Treppe runtergefallen.

Wann hast Du Crystal Glass gegründet und wie kam es dazu? Das war im ersten Lockdown 2020. Das Bedürfnis dafür gab es schon vorher, die zeitliche Möglichkeit kam durch Corona. Ich habe schon seit meiner Teenager-Zeit immer Songs geschrieben und Demos selber aufgenommen. Die Songs habe ich ab und zu bei anderen Projekten benutzt, wollte jetzt aber mal meinen Songs mehr Aufmerksamkeit widmen. 

Welche Musiker haben Dich geprägt und inspiriert und tun es noch heute? Am meisten inspirieren mich Musiker*Innen, die so gut wie alles selber machen. Damon Albarn, Kevin Parker & Louis Cole sind da ganz weit vorne.

Welche Rolle spielt Melancholie in Eurer Musik? Ich hatte schon immer einen Hang zur Melancholie. Es ist eine wichtige Art für mich, meine Gefühle in der Musik auszudrücken. 

Welche Verbindung spürst Du zur Ruhr-Area? Der Ruhrpott ist auf jeden Fall meine zweite Heimat, irgendwann kann man einfach nicht mehr anders als die unscheinbaren Schönheiten dieser geschichtsträchtigen Region zu romantisieren. Mich haben Orte mit bedeutungsvoller Geschichte schon immer angezogen. Ich habe letztens herausgefunden, dass die Fanta 1940 gegenüber von meinem Proberaum erfunden wurde, wie cool ist das? 

Welche Bedeutung hat Düsseldorf für Deine musikalische Karriere? Wenn eine Stadt eine Bedeutung für meine musikalische Karriere hat, dann vor allem Düsseldorf. Dort hatte ich mein erstes Bandkonzert, die meisten Gigs überhaupt und durch die Vielfalt der Musikszenen habe ich dort viele nette Menschen aus allen möglichen Ecken kennengelernt. Läden wie Zakk, Tube, die Schmiede, AK 47 und der Ratinger Hof sind mir sehr ans Herz gewachsen und haben einige Erinnerungen hinterlassen. Hoffentlich kommen noch mehr davon, wenn man wieder reindarf!

Wie empfindest Du die Düsseldorfer Musikszene? Größer als man glaubt! Je tiefer man eintaucht, desto bewusster wird einem, wie groß und weit vernetzt diese Szene ist. Durch meine Eltern durfte ich auch die ‚Älteren‘ dieser Szene kennenlernen, z.B. Mouse on Mars. Was ich auch sehr sympathisch finde, ist die Offenheit der Szene, es gibt keine Exklusivität. Ich finde, nur so kann eine Szene wachsen und bestehen bleiben.

Was wünscht Ihr Euch für 2021? Dass ein bisschen mehr Normalität möglich wird. Und endlich mal ein Konzert mit der ganzen Band! 

Danke dir!

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Text/Interview: Maren Schüller
Foto: Rahel Haack
© THE DORF 2021

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