FEMALE VOICES 3/4 • BLOODFLOWERS

(c) Anna Sokolova

Stellt euch vor, es ist 2022 und Frauen sind im Musikbusiness immer noch gnadenlos unterrepräsentiert. Leider wahr. Leider schlimm. Auch wenn Superstars wie Beyoncé, Lizzo oder auch Kate Bush an der Spotify-Spitze stehen: Schaut man mal etwas genauer hin bei Bands oder Festivals Bookings, sind FLINTA in der Minderheit. FLINTA meint Frauen, Lesben, intersexuelle, nicht-binäre, trans und agender Personen und damit all jene, die aufgrund ihrer Geschlechtsidentität patriarchal diskriminiert werden. Für deren Sichtbarkeit engagiert sich die Düsseldorfer Konzertreihe fem_pop. Gegründet wurde sie vom gleichnamigen Kollektiv, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, FLINTA wortwörtlich eine Bühne zu geben und sie in der Musikszene zu vernetzen. Support ist das Stichwort – nicht nur zum Anheizen bekannter Bands und Solo-Acts, sondern im gemeinsamen Wachstum und Widerstand gegen patriarchalische Strukturen. ”Bildet Banden!“ sagt auch die Düsseldorfer Musikerin Selena, die aktuell mit ihrem Solo-Projekt Modular durchstartet. Sie und drei weitere wahnsinnig tolle Künstlerinnen der Düsseldorfer Musikszene stellen wir hier und im THE DORF THE MAG No. 6 vor – von Pop bis Rap, von Psychedelic zu Electronic. Sounds und Stile so divers und experimentell, wie jede einzelne ihrer Seelen. Lest und hört selbst – unsere Forever Girl Crushes.

>>Please scroll down for English version!<<

Name: Nadia Wardi
Künstlername: Bloodflowers
Alter: 25

Beruf/Werdegang: Musikerin, visuelle Gestalterin, Fotografin
Website: bloodflowers.de
Instagram: @rockthatmood @bloodflowers_band

„In meinem Kopf entstehen schöne Geschichten, die man ausmalen kann“

Nadia Wardi ist ein kreatives Multitalent und auf der musikalischen Bühne genauso zu Hause wie auf der gestalterischen. Als Sängerin, Gitarristin und Gründerin der Indie-Band Bloodflowers lebt sie eine postmoderne Retro-Coolness, die sich nicht nur in ihrer Musik, sondern auch in Artworks und ihrem Kleidungsstil zu einem neo-psychedelischen Kosmos entfaltet. Fun Fact: Zunächst waren die Bloodflowers eine fiktive Band, mit deren Design-Portfolio Nadia sich für ihr Studium bewarb. Stylisch sind sie immer noch, dazu aber ganz schön real.

Stell dich vor. Wer bist du und was machst du? Ich bin Nadia. Ich würde mich als kreativschaffende Frau bezeichnen, die gerne Musik macht und das mit visueller Gestaltung verbindet. Ich spiele in der Psychedelic-Band Bloodflowers und liebe es auf der Bühne zu stehen, Songs zu schreiben und sie zu spielen und mich mit den verschiedensten und schrägsten Outfits auszutoben. Neben der Musik arbeite ich als Fotografin und Grafikerin. Ich gestalte die Artworks für meine Band und fotografiere Künstler*innen, Bands und Konzert Veranstaltungen in und um Düsseldorf. 

Dein/euer Stil in einem Satz? Manchmal verträumt, manchmal groovy, manchmal heavy, immer Psych.

Wenn du gerade keine Musik machst, dann….Höre ich Platten, meditiere und genieße es im Moment zu sein. Daraus entstehen dann schöne Geschichten im Kopf, die man ausmalen kann. Wenn das mal nicht der Fall ist, fange ich an nach neuer Second Hand Kleidung zu suchen. Ich bin schnell von schönen Sachen begeistert!

Welche Erinnerungen hast du an deinen allerersten Auftritt? Als ich klein war ging ich in eine Tanzschule. Gemeinsam mit den anderen Kids haben wir vor unseren Eltern unseren Tanz geführt. Es hat mir viel Spaß gemacht und meine Begeisterung für die Bühne geweckt. Ein paar Jahre später spielte ich das erste Mal Keys in einer Musikschule und durfte in einem kleinen Ensemble mitspielen. So kam ich vom Tanz auf der Bühne zur Musik.

Was sind die Challenges einer FLINTA Künstlerin? Dass man als Frau nicht ernst genommen wird. Ich hatte mal eine Show, wo kaum Frauen gespielt haben. Ich stand als einziger weiblicher Act auf der Bühne. Nach dem Soundcheck habe ich blöde Anmerkungen von den Typen der anderen Band bekommen und habe mich irgendwie geschämt.

Was hat sich in den letzten Jahren für FLINTA Künstlerinnen in der Musik getan? Es gibt viele erfolgreiche Solokünstlerinnen, aber bei Bands sind Frauen leider noch unterrepräsentiert. Ich habe das Gefühl, dass doch wenige Frauen in der Bandszene zu sehen sind. Das zeigt sich in den Line-Ups der großen Festivals. Aber das ist nicht überall so! Zum Glück setzen sich doch viele Frauen ein. Wie hier, die Konzertreihen fem_pop, Wut Düsseldorf oder das Strange Music Festival. Auch gibt es großartige Bands in und um Düsseldorf mit Frauen wie Florence Besch, Suzan Köchers Suprafon oder Leonora.

Wie kann man FLINTA Künstlerinnen mehr Sichtbarkeit und Reichweite geben? Indem man kleinen Mädchen erzählt, dass auch große Träume wahr werden können, indem man ganz stark daran glaubt. Auch als Musikerin in einer Band zu spielen kann etwas ganz Besonderes sein. Man muss sich nur trauen!

Was ist das Schrägste, was dir/euch bei Auftritten passiert ist? Einmal waren wir für ein Konzert gebucht und durften unter den drei Acts als Headliner spielen. Als wir ankamen hatte ich schon ein mulmiges unwohl Gefühl. Beim Soundcheck der anderen Band, habe ich mitgelauscht und erkannt, dass sie richtig starke und beeindruckende Musiker waren. Ich habe mich davon treiben lassen und mich direkt verglichen. Leider habe ich mich so sehr reingesteigert, dass ich nicht mehr bei mir war. Als wir dann auf der Bühne standen, hatte ich schon die ersten zwei Songs nicht mehr sauber und klar spielen können und habe meine Gitarren Solis richtig verhauen. Ich habe mich so geschämt, dass ich fast von der Bühne gehen wollte. Ich wollte mich nicht als Frau an der Gitarre blamieren. Irgendwann konnte ich mich nach einigen Songs wieder fangen. Ich habe daraus gelernt, dass man sich als Künstler*in nicht schnell durch den Vergleich mit anderen unterkriegen lassen darf. Vor allem auf der Bühne ist es wichtig, bei sich zu bleiben. Am Ende des Abends erzählte mir einer von ihnen, dass er unsere Musik richtig stark fand!

Wie würdest Du die Düsseldorfer Musikszene beschreiben? Lebendig. Es gibt hier etablierte Bands und viele Newcomer. Die Kultur und Festival Szene ist in Bewegung! Es gibt auch Förderungen für kommende Musiker*innen um den Einstieg zu erleichtern.

Wo trifft man Dich in Düsseldorf? Auf Konzerten wie im Ritus, im zakk oder im Ratinger Hof. Auf Flohmärkten, Schallplattenbörse oder im Second Hand Shops.

Mit wem würdest du gerne ein Projekt machen/mit wem ein Bier trinken? Mit der Bassistin Laura Leezy von Khruangbin. Sie ist eine beeindruckende Frau und hat einen ganz besonderen Garderoben-Stil. Oder auch mit der Sängerin und Gitarristin Ellie Rowsell von Wolf Alice. Beides supertolle Bands! 

Woran arbeitet ihr als Band gerade? Wir arbeiten zurzeit an einem Konzeptalbum. Ich liebe es neben dem musikalischen Teil auch die Geschichte dazu zu schreiben. Es wird sehr spacig, introspektiv und psychedelisch mit vielen Soundscapes und Klangeffekten. Auch visuell und gestalterisch wird es in diese Richtung gehen.

Was bringt die Zukunft? Ein neues Album auf Stream und Vinyl, Merchandise, ein paar Musikvideos dazu und ganz viele Konzerte!

Vielen Dank!

Text: Karolina Landowski
Fotos: siehe Bildbeschreibung
© THE DORF 2023

English version:

Imagine it’s 2022 and women are still mercilessly underrepresented in the music business. Sadly this is true. Even if superstars like Beyoncé, Lizzo or Kate Bush are at the top of Spotify: If you take a closer look at bands or festival bookings, FLINTA are in the minority. FLINTA means women, lesbians, intersexual, non-binary, trans and agender people and thus all those who are patriarchally discriminated against because of their gender identity. The Düsseldorf concert series fem_pop is committed to their visibility. It was founded by the collective of the same name, which has made it its task to literally give FLINTA a stage and to network the artists in the music scene. Support is the keyword – not only to fuel wellknown bands and solo acts, but in collective growth and resistance against patriarchal structures. “Unite & fight!” also says Düsseldorf musician Selena, who is currently taking off with her solo project Modular. In this issue, we present her and three other incredibly great artists from the Düsseldorf music scene – from pop to rap, from psychedelic to electronic music. Sounds and styles as diverse and experimental as each of their souls. Read and listen for yourself – our forever girl crushes.

Name: Nadia Wardi
Artist name: Bloodflowers
Age: 25

Profession: Musician, Visual designer, Photographer
Website: bloodflowers.de
Instagram: @rockthatmood @bloodflowers_band

“Beautiful stories are created in my head that you can colour in.”

Nadia Wardi is a creative multitalent and as much at home on the musical stage as on the creative one. As singer, guitarist  and founder of the indie band Bloodflowers, she lives a postmodern retro coolness that unfolds into a neo-psychedelic cosmos not only in her music but also in artwork and her clothing style. Fun Fact: initially, Bloodflowers were a fictional band whose design portfolio Nadia used to apply for her studies. Stylish they still are, but quite real to boot.

Introduce yourself. Who are you and what do you do? I am Nadia. I would describe myself as a creative woman who likes to make music and combine that with visual design. I play in the psychedelic band Bloodflowers and love being on stage, writing songs and playing them, and letting off steam with the most diverse and weird outfits. Besides music, I work as a photographer and graphic designer. I design the artwork for my band and photograph artists, bands and concert events in and around Düsseldorf.

Your style in one sentence? Sounds like Düsseldorfer Schule only in angsty and in German.

Your style in one sentence? Sometimes dreamy, sometimes groovy, sometimes heavy, always psych.

When you are not making music, then… I listen to records, meditate and enjoy being in the moment. This creates beautiful stories in my head that you can paint. When that’s not the case, I start looking for new secondhand clothes. I quickly get excited about beautiful things!

What are the challenges of a FLINTA artist? That you are not taken seriously as a woman. I once had a show where hardly any women played. I was the only female act on stage. After the sound check I got stupid comments from the guys in the other band and I was kind of ashamed.

What has happened for FLINTA female artists in music in recent years? There are many successful female solo artists, but in bands women are unfortunately still underrepresented. I have the feeling that there are still few women in the band scene. That shows in the line-ups of the big festivals. But that’s not the case everywhere! Fortunately, many women do get involved. Like here, the fem_pop concert series, Wut Düsseldorf or the Strange Music Festival. There are also great bands in and around Düsseldorf with women like Florence Besch, Suzan Köchers Suprafon or Leonora.

How can you give FLINTA female artists more visibility and reach? By telling little girls that big dreams can also come true by believing in them very strongly. Playing in a band as a musician can also be something very special. You just have to dare!

How would you describe the Düsseldorf music scene? Lively. There are established bands here and many newcomers. The culture and festival scene is on the move! There is also funding for upcoming musicians to make it easier for them to get started.

Who would you like to do a project with/have a beer with? With bassist Laura Leezy from Khruangbin. She is an impressive woman and has a very special wardrobe style. Or also with singer and guitarist Ellie Rowsell from Wolf Alice. Both super great bands!

What are you working on as a band at the moment? We are currently working on a concept album. It will be very spacey, introspective and psychedelic with lots of soundscapes and sound effects.

Thank you very much!

THE DORF • THE MAG is part of the #urbanana project by Tourismus NRW

 

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