Jonathan Gnoth • Bound Performance and Exhibition

Foto: Richard Salomon

Ich persönlich finde Streit unangenehm und irgendwie lähmend, aber ich weiß auch, dass er im Zusammenleben dazu gehört und nicht immer so schlimm ist, wie er uns in dem Moment scheint.“ Das sagt der 26-jährige Düsseldorfer Kommunikationsdesignstudent Jonathan Gnoth, dessen Fotoprojekt „Bound“ am 22. März 2024 in einer Ausstellung im Nilsson gezeigt wird und Beziehungsstreit thematisiert. Im Rahmen des Projekts hat Jonathan mit seinem guten Freund, dem Fotografen Richard Salomon, eine Fotoserie zu Streit im privaten Umfeld fotografiert. Die Serie wird im Rahmen der Ausstellung von einer Performance mit acht Performenden begleitet. Wir haben den Düsseldorfer zum Interview getroffen und erfahren, ob bei den Fotoaufnahmen wirklich gestritten wurde und was hinter dem Projekt steckt.

Erzähle uns etwas zu Deiner Person: Wer bist du, was machst du und wie bist du zur Fotografie gekommen? Hi, mein Name ist Jonathan und ich studiere in den letzten Zügen Kommunikationsdesign an der Hochschule Düsseldorf. Tatsächlich finde ich Fotografie super interessant, fotografiere selbst aber eher selten. Ich finde, das, was als Konzept dahinter steht, für mich noch viel spannender.

Wie kam es zu Deinem Projekt „Beziehungsstreit“? Welche persönlichen Erfahrungen von Dir fließen in das Projekt ein? Letztendlich hat ein Uni-Kurs den Ausschlag gegeben. Bei dem Kurs ging es um erfundene Sprachen, und ich wollte nicht nur Fantasiesprachen sprechen, sondern einen Bezug zur zwischenmenschlichen Kommunikation herstellen. Und so bin ich auf das Thema Streit gekommen. Tatsächlich konnte ich das in diesem Kontext dann gar nicht mehr umsetzen, aber der Gedanke ist mir nicht mehr aus dem Kopf gegangen, und so habe ich mich entschieden, es als internes Projekt umzusetzen. Ich persönlich finde Streit unangenehm und irgendwie lähmend, aber ich weiß auch, dass er im Zusammenleben dazu gehört und nicht immer so schlimm ist, wie er uns in dem Moment scheint.

Wie hast Du das Fotoprojekt realisiert? Sind die Streits echt oder gestellt oder wurde auf Kommando gestritten, als du da warst? Wer sind die Streitenden? Erzähle uns etwas über Deine Vorgehensweise und über die Motive. Das Fotoprojekt habe ich mit einem guten Freund und Fotografen Richard Salomon realisiert. Richard und ich haben bereits mein vorheriges Projekt (Knight) gemeinsam umgesetzt und können hervorragend zusammenarbeiten. Er besitzt das Auge und die Erfahrung, und ich die Vision und das Konzept. Die Streitszenen sind gleichzeitig inszeniert, aber auch improvisiert. Ich habe mich vorher lange mit meinen beiden Models, Dennis Blum und Estelle Simons, die im wirklichen Leben auch ein Paar sind, unterhalten und deren häufigste Streitgründe herausgearbeitet. Mit diesen Informationen haben wir das Shooting aufgebaut.

Hinter Deinem Projekt scheint sehr viel Mühe und Liebe zum Detail zu stecken. Woher nimmst Du Deine Inspiration? Wer oder was inspiriert Dich? Hast Du Vorbilder? Absolut, ich liebe die Details, ob es Styling, Set Design oder individuelle Einladungen sind – das sind eigentlich die Dinge, die mir immer am meisten Freude machen. Was ich auch liebe sind Magazine, hauptsächlich Fashion und Kunst bezogene. Aber natürlich auch viel Content von Instagram und co. der einen Inspiriert, wie z.B. 032c, Balenciaga, Anne Imhof, Y-Project und Virgil Abloh war eine riesige Inspiration.

Was erwartet die Gäste bei Deiner Ausstellung am 22. März und insbesondere bei der Performance? Wer sind die Performenden? Hoffentlich eine Menge unterschiedlicher Gefühle. Am besten das, was jeder für sich bei Streit empfindet – echte Gefühle. Ganz angenehm soll es zumindest während der Performance nicht werden, 15min halten das aber bestimmt alle aus.

Die Performer, oder eigentlich das ganze Team, sind mit mir 15 Personen. Hauptsächlich Freunde und Bekannte, die ich angesprochen habe, ob sie sich so etwas vorstellen können, aber auch Menschen, die ich während des Projekts erst kennengelernt habe, wie meine beiden Models zum Beispiel.

Worauf freust Du Dich bei Deiner Ausstellung im Nilsson am meisten? Endlich das zu zeigen, woran ich so lange gearbeitet habe. Ich glaube, den ersten Gedanken daran hatte ich im April 2023. Und natürlich den Besuchenden ein besonders Erlebnis zu schaffen und auch zu sehen, ob alles so funktioniert, wie ich es mir vorstelle.

Welche Projekte stehen in der Zukunft an? Hast Du da schon konkretere Pläne? Worauf können wir uns freuen? Ganz klar, als Nächstes kommt der Bachelor. Ich habe mir schon oft gedacht, warum ich dieses Projekt nicht als Bachelorarbeit gemacht habe, aber keiner wusste, dass es am Ende so umfangreich wird. Und freuen kann man sich damit dann auch auf diese Präsentation; angedacht ist die Inszenierung einer Fashionshow.

Wo ist der beste Ort zum fotografieren in Düsseldorf? Welche Düsseldorfer Fotomotive magst du am liebsten? Tatsächlich Orte, auf denen man gar nicht direkt erkennt, dass es Düsseldorf ist, nicht weil mir Düsseldorf irgendwie peinlich wäre – ich bin hier geboren und fühle mich hier sehr zuhause – aber es gibt viele Orte, die sehr häufig fotografiert wurden, wie zum Beispiel die Location im Medienhafen am Hyatt Hotel. Deswegen als Düsseldorfer lieber die unbekannten Orte.

Was ist Dein Lieblingsmuseum in Düsseldorf? Wo schaust Du Dir gerne Fotografie von anderen in Düsseldorf an? NRW Forum als erstes! Die Martin Parr Ausstellung war ganz toll. Oder Alison Jackson; ansonsten haben K20/K21 beide oft tolle Ausstellungen.

Vielen Dank!

Bound Performance and Exhibition
Freitag, 22. März 2024, 18 – 22 Uhr 

Weitere Infos gibt es auf Jonathans Kanälen auf
@jonathangnoth @bifaxstudio

Nilsson
Martinstraße 58
40223 Düsseldorf

© THE DORF, 2024
Interview: Adesuwa Börckel
Fotos: siehe Bildbeschreibung 

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