So wie Memphis für den Rock ’n’ Roll gilt Düsseldorf als Mekka der elektronischen Musik. Hier tüftelte Kraftwerk im Kling Klang Studio an Klassikern wie Autobahn und Wir sind die Roboter. Hier brachte DAF den Sequenzern das Schwitzen bei. Neben Charterfolgen wie Das Modell oder Dr. Mabuse waren es Szenehits wie Der Mussolini und Wahre Arbeit – Wahrer Lohn, die Düsseldorf schlagartig bekannt machten. Internationale Stars wie Brian Eno, Iggy Pop oder David Bowie kamen an den Rhein, um sich inspirieren zu lassen. Bis heute berufen sich Musiker in der ganzen Welt auf Düsseldorfer Bands.
Rüdiger Esch, der von allen Rudi genannt wird, hat darüber ein Buch geschrieben. Sein Werk Electri_City ist letztes Jahr erschienen, mittlerweile ist die vierte Auflage in Planung und Pflichtlektüre für jeden Düsseldorfer. In Electri_City werden die Anfänge der elektronischen Musik erzählt – von denen, die sie geschaffen und erlebt haben. So auch Rudi. Er studierte Philosophie und spielte 1986/87 gemeinsam mit Klaus Dinger in dem Bandprojekt, das La Düsseldorf und Neu! nachfolgen sollte.
Seit 1988 ist er der Bassist der Elektronikband Die Krupps und Mitglied der Punkband Male, sowie Gründer des Studioprojekts MakroSoft. Selbst Teil dieser virulenten Szene, beleuchtet er in seinem Buch die Entwicklung von den Anfängen bis zum Ende der analogen Phase. Er folgt der Spur derer, die diese Ära erlebt und geprägt haben. Und derer, die von ihr maßgeblich beeinflusst wurden: Bands wie OMD, Heaven 17, Visage oder Ultravox. Sie alle bezogen sich auf die Pioniere der elektrischen Stadt, bevor sie selbst Botschafter der neuen Musik wurden.
Mit Carsten Siewert hat Rudi Esch einen „Partner in Crime“ gefunden. Carsten ist zwar kein Musiker und gebürtiger Kölner, aber absoluter Musik-Nerd und Kenner der Szene. Praktisch, dass Carsten als Manager Concerts/Shows für Düsseldorf Congress Sport & Event arbeitet. Die beiden kannten sich vorher nicht, aber durch den gemeinsamen Nenner „Musik“ hat es direkt „gefunkt“. Zusammen haben die beiden den Kongress zum Buch ins Leben gerufen: Die ELECTRI_CITY Conference, die erste Konferenz für elektronische Musik, die erstmalig vom 29. bis 31. Oktober 2015 in Düsseldorf und parallel und in Kooperation mit dem New Fall Festival stattfindet.
Worum geht’s? Die ELECTRI_CITY_Conference möchte die weltweite Bedeutung von Düsseldorfs popkultureller Vergangenheit würdigen und schließt an den Suhrkamp-Bestseller „ELECTRI_CITY“ an. Auf dem Programm der dreitägigen Veranstaltung stehen Vorträge, Diskussionen, Konzerte und DJ-Gigs. Die beiden erwarten neben wissenschaftlichen Spezialisten auch Künstler, Musiker und Kulturschaffende, die selbst Teil der Düsseldorfer Szene waren, sowie internationale Gäste, deren Musik von Düsseldorfer Bands beeinflusst worden ist – unter anderem Andy McCluskey (OMD), Peter Hook (Joy Division/New Order), Rusty Egan (Visage) und Stephen Mallinder (Cabaret Voltaire).
Der akademische Teil findet im NRW-Forum statt und wird im CCD Congress Center Düsseldorf mit zusätzlich zum Konferenzteil stattfindenden Konzerten und DJ-Gigs fortgesetzt. Und hier kommt auch THE DORF ins Spiel. Am Samstag, den 31. Oktober präsentiert THE DORF um 23 Uhr das Konzert von BAR im CCD. Das Düsseldorfer Duo, bestehend aus Stabil Elite Musiker Lucas Croon und Christina Irrgang, debütiert mit einer musikalische Klasse zwischen New-Wave, Balearic, Shoegaze, Dream-Pop und Noir-Songwriting.
Croon singt dazu mit einer Noblesse als hätte er bei Nick Cave, Bryan Ferry und Chris Isaac studiert. Irrgangs Gesang indes erinnert an die magische Gefühlskälte einer Claudia Brücken von der Düsseldorfer Synthpop-Band Propaganda, deren kühn kühler Gesang ja eine extrem faszinierende Form von weißem Soul war. Daneben wird der Düsseldorfer Fotograf Kai Schäfer Arbeiten seiner Reihe „worldrecords“ ausstellen; Vinyl-Schallplatten auf alten Plattenspielern fotografiert. Darunter auch Scheiben von Kraftwerk und anderen elektronischen Düsseldorfer Musik-Pionieren. Alle Programmpunkte, Vorträge, Events, Parties und Co. findet ihr hier auf der Website…
THE DORF präsentiert:
BAR @ ELECTRI_CITY
31. Oktober 2015, 23 Uhr, CCD
KAI SCHÄFER „WORLDRECORDS“ EXHIBITION @ ELECTRI_CITY_Conference,
29. bis 31. Oktober
>> WIN: Und genau aus diesem wunderbaren Anlass und weil wir uns so über die Ankunft von Marty McFly freuen (#BackToFuture), habt ihr die Chance 3 x 2 Plätze auf der Gästeliste für den Samstag, 31. Oktober bei der Electri_City Conference zu gewinnen und BAR live zu sehen!
Was du dafür tun musst? Wie immer unsere Frage in den Kommentaren auf unserer Facebook-Seite oder auf Instagram beantworten. Wir wünschen Dir viel Glück und sehen uns vielleicht @ ELECTRI_CITY.
Teilnahme ab 18 Jahren.
THE DORF traf Rudi Esch und Carsten Siewert in der (nahezu) leeren ESPRIT ARENA zum Talk und verrieten uns ihre Düsseldorfer Lieblingsspots und Geheimtipps.
MORGENS
Guten Morgen – wo trinkst du morgens Deinen Espresso in der Stadt, um wach zu werden?
Rudi: Gerne gehe ich zu Woyton gegenüber von Hitsville.
Carsten: Im Cafe Rekord oder Woyton.
Zum Sonntags-Brunch und ausgedehnten Frühstück trifft man dich…
Rudi: …manchmal in der Frida an der Bilker Kirche. Meistens aber mit Freunden am Frühstückstisch auf Graceland.
Carsten: Manchmal im Nooij oder im 3Raum-Bistro, doch am liebsten zu Hause an meinem neuen Tisch.
Den besten Kaffee gibt es…
Rudi: …bei meiner Ma.
MITTAGS
Lecker, gesund und frisch lunchen gehst du in Düsseldorf…
Rudi: …ich gehe spießigerweise gerne mittags zum Carlsplatz. Mit Wolfgang zu Enzo, mit Schäfi zu Dauser, mit Enno zur Kaffebude und mit Meikel zum Stehitaliener… alles super.. Ach ja, … und am allermeisten mit Axel zum Lunch-Special ins Kikaku oder mit Ralfi in die Mexican Cantina am Bilker Bahnhof.
Carsten: In unserer wunderbaren Kantine und wenn es mal zeitlich passt, ist das Vitale in Flingern das Lokal meiner Wahl.
NACHMITTAGS
Deine Lieblingsroute zum Spazierengehen, Schlendern, Kopf-Frei-Kriegen:
Rudi: Mit dem Fahrrad am Rhein lang zwischen Hafen und Messe.
Carsten: Von Flingern durch den Hofgarten an den Rhein und über den Medienhafen und Bilk zurück.
Drei Plätze in Düsseldorf, die du deinen Gästen unbedingt zeigen musst:
Rudi: 1. Ratinger Hof 2. Mannesmann-Gebäude/Dreischeibenhaus/Haniel-Garage 3. Kling Klang Studio.
Carsten: Die verschiedenen Strände am Rhein, den Grafenberger Wald und den Hofgarten.
Zum Kaffeeklatsch mit Küchlein & Co. trifft man dich hier:
Rudi: Heinemann, Da Forno, Woyton oder Cafe Südpark.
Carsten: Chrystall am Fürstenplatz oder Oma Erika.
ABENDS
Wo verbringst du am allerliebsten einen gemütlichen Abend mit Freunden oder der Familie?
Rudi: Beim Griechen in Wersten South-Central Düsseldorf: Folia, Poseidon oder bei Hari an der Phillipshalle.
Carsten: Sehr gerne direkt bei Freunden oder bei mir – ansonsten im La Luce Due oder NOHA.
Welches Restaurant repräsentiert für dich am meisten den typisch-charakteristischen Geschmack von Düsseldorf? 
Rudi: Olio.
Carsten: Brasserie Hülsmann und Olio.
Ein Restaurant, wo du immer mal hinwolltest, aber noch nie warst:
Rudi: Cucina Vitale auf der Ackerstraße 168b
Carsten: Ashley’s Garden
Dein absoluter Gastro-Geheimtipp-Lieblings-Spot, den du hier mit allen teilen möchtest?
Rudi: Folia Otto-Hahn-Siedlung.
Carsten: Em Brass und Zur Sennhütte.
Dein Lieblings-Altbier:
Rudi: Schumacher.
Carsten: Ist Warsteiner ein Alt?
NACHTS
Deine Lieblingsbar oder Dein Lieblingsbartender sind:
Rudi: Heidi und Erich.
Carsten: Square Bar, Liq Bar.
Eine ganz besondere, erinnerungswürdige Nacht in Düsseldorf hast du wo verbracht?
Rudi: Wer kennt noch das ‚Golden Door‘?
Carsten: Beim Depeche Mode Konzert 2012 in der ESPRIT Arena
Getanzt wird hier:
Rudi: Musicians don’t dance.
Carsten: Salon des Amateurs, Baka Gaijin.
IMMER
Wo und wann fühlst du dich wie ein „richtiger Düsseldorfer“?
Rudi: In der Schwemme vom Schumacher im goldenen Kessel oder Stammhaus. Burgplatz. Ratinger Strasse. Uerige. Pegasus.
Carsten: Wie fühlt man sich als „richtiger“ Düsseldorfer? Anders als sonst?
Was vermisst du an der Stadt, wenn du nicht in Düsseldorf bist?
Rudi: Ich vermisse den rheinischen Humor und die Möglichkeit andere zu belauschen, die perfektes Düsseldorfer Platt sprechen können.
Carsten: Den Rhein, die kurzen Wege und meine Wohnung.
Könnte man Düsseldorf essen, schmeckt es nach…
Rudi: …dem kleinen Schwarzwälder Brot von Hinkel und einem frisch gezapften Schumacher Alt bei 5 Grad.
Carsten: Einem Röggelchen mit Käse serviert mit einem leckeren Bier.
Was liebst du am meisten an Düsseldorf?
Rudi: Die rheinische Art, den Dreh Dinge anzugehen, die verbindliche Art.
Carsten: Man trifft eigentlich überall immer Bekannte und Freunde und fühlt sich so fast überall zu Hause.
Was hasst du am meisten an Düsseldorf?
Rudi: …nicht über den Tellerrand zu blicken. DUS ist eine tolle Heimatstadt, wenn man viel unterwegs ist.
Carsten: Menschen, die sich überschätzen und zu wichtig nehmen.
Gibt es Plätze oder Orte in der Stadt, die dich in deinem Job inspirieren?
Carsten: Alle Orte wo Musik gespielt und dargeboten wird – aber auch die Orte, wo die Natur die Musik auflegt.
STIL
Wo suchst & findest Du Möbel für Deine Wohnung?
Rudi: Großmarkt Flohmarkt oder bei Wandel.
Carsten: Anregungen bekomme ich meist im Internet und Zeitungen und finde die Möbel dann überall – von IKEA bis hin zum privaten Bereich. Zuletzt hat ein Freund einen Tisch individuell für mich gebaut, der wirklich toll und einzigartig ist. Der hat mich eher gefunden, als ich ihn gesucht habe.
Deine Top 3 Shopping-Adressen in Düsseldorf?
Rudi: Hitsville. A & O. Grauert. Sternverlag. Buchhandlung König.
Carsten: REWE City, Breuninger und der Carlsplatz.
Gibt es (einen) Düsseldorfer Designer oder Künstler, den du besonders schätzt und wenn ja, warum?
Rudi: Charles Wilp.
Carsten: Irina und Marina Fabrizius. Ihre Bilder haben eine unfassbare Strahlkraft bei einer inspirienden Geradlinigkeit… So eins würde sich sehr gut bei mir zu Hause machen.
Der beste Ort, um Leute zu beobachten?
Rudi: Carlsplatz.
Carsten: Die KÖ und mittags das Woyton im Medienhafen.
Nach welchen Regeln stylst du dich? Was geht gut und was geht gar nicht?
Rudi: Vintage. Rock’n’Roll Gear.
Carsten: Nach meinen Wohlfühlregeln und Farben – was gar nicht geht: Krawatte!
Beschreibe den typischen Düsseldorfer-Stil in drei Worten:
Rudi: Rich kids.
Carsten: Es ist nicht alles Gold, was glänzt.
ALLGEMEIN
Was ist dein Lieblingsessen?
Rudi: Italienisch.
Carsten: Dessert.
Wo oder wobei kannst du am besten entspannen?
Rudi: Umgeben von all meinen Schallplatten und Bassgitarren in der Vinyl-Bar.
Carsten: Musik + Wein.
Dein Lieblingsreiseziel ist?
Rudi: Sizilien.
Carsten: London, Madrid und das Meer an der holländischen Küste.
Welches Buch liegt aktuell auf dem Nachtisch?
Rudi: Die vierte Auflage von ELECTRI_CITY zur Durchsicht.
Carsten: Der Dieb in der Nacht, Katharina Hartwell.
Welchen Kinofilm hast du zuletzt gesehen?
Rudi: Ich habe gerade Danny Collins mit Al Pacino im Flieger gesehen, das allein ist keine Empfehlung. 😉 Jetzt warte ich auf ‚Steve Jobs‘, den ein guter Freund als DOP drehte.
Carsten: Gravity im Open Air Kino in einer sternenklaren Nacht – großes Kino!
Dein All-Time-Favorite-Movie?
Rudi: I like Taxi Driver, Good Fellas and Raging Bull… . And most of all: Touch of Evil.
Carsten: Ferris macht blau und Besser geht’s nicht.
Aktuell läuft auf deiner Playlist/deinem Plattenspieler?
Rudi: Kraftwerks Autobahn und frühe Supremes.
Carsten: Olafur Arnalds
Dein All-Time-Favorite-Song?
Rudi: INSTANT KARMA von Leonnon.
Carsten: Enjoy The Silence – Depeche Mode.
Für welchen Verein schlägt dein Herz?
Rudi: Keinen. Ich mag keine Vereine.
Carsten: Make A Wish.
Vielen Dank!
Text & Interview: Tina Husemann
Fotos: Sabrina Weniger
© THE DORF 2015