Journey through a body @ Kunsthalle Düsseldorf

Die Ausstellung "Journey through a body" wird kuratiert von Alicia Holthausen, Dr. Gregor Jansen und Juliane Hoffmanns.

Was sind die Bedingungen des Mensch-Seins? Welche Rolle spielt die eigene Identität in einer kapitalistischen Gesellschaft, in der dem eigenen Ich der Zwang zur Selbstoptimierung auferlegt wird? Wie können hetero-normative und binäre Strukturen in der Gesellschaft endgültig aufgelöst werden? All diesen Fragen mit Gegenwartsbezug widmet sich die  aktuelle Ausstellung “Journey through a body” in der Kunsthalle Düsseldorf bis zum 1. August 2021.

Mit Werken von Kate Cooper, Luki von der Gracht, Christina Quarles, Nicole Ruggiero, Tschabalala Self und Cajsa von Zeipel beinhaltet die Ausstellung virtuelle, symbolische, surreale, aber auch klassische Auseinandersetzungen mit Geschlechtsidentitäten, Rollenbildern und zeitgenössischem Körperverständnis. THE DORF hat sich dieser Reise des Körpers gestellt und kehrt mit neuen Eindrücken aus der Kunsthalle zurück.

Die Ausstellung beinhaltet Werke von sechs internationalen und diversen Künstler*innen, die ihre eigenen Erfahrungen und Erlebnisse widerspiegeln oder verarbeiten. Dabei liegt die Fluidität der Gesellschaft, die Geschlechtsidentität und die nicht-endende Entwicklung des Selbsts  im Fokus. Die Reise beginnt mit einem Werk von Christina Quarles, die sich selbst als multiethnische, queere Cis-Frau mit einer weißen Mutter und einem Schwarzen Vater definiert und in der Gesellschaft als weiß gelesen wird.  In ihrer Malerei befasst sie sich mit ihrer Herkunft, ihrer damit zusammenhängenden Identitätsfindung und schließlichen Desorientierung in der Welt. Sie bricht mit ihren Werken künstlerische und körperliche Grenzen auf und verweist so auf ihre eigenen Erfahrungen und drückt ihr Gefühl einer Nicht-Zugehörigkeit aus.

Die Reise führt uns weiter zu einem Werk von Cajsa von Zeipel, die mit ihrer Skulptur von zwei ineinander verschlungenen Frauen ihren unerfüllten Kinderwunsch thematisiert und den Zwiespalt zwischen moralisch-ethisch akzeptierten Bedingungen und persönlichen Wünschen surreal darstellt. Durch die Video-Installation eines Avatars von Kate Cooper, die den Drang nach Selbstoptimierung und der Flucht aus dem eigenen Körper thematisiert, begeben wir uns auf eine neue Ebene unserer Reise.

Die virtuelle und digitale Welt, die ohne Zweifel Einfluss auf unsere Entwicklung und Identitätsbildung nimmt, wird verstärkt bei Nicole Ruggiero verkörpert. Ein Avatar als personalisiertes Internet hat Zugang und Einfluss auf sechs Protagonist*innen, die alle ganz verschieden ihren Alltag mit dem world wide web gestalten. Um diesen Eindruck selbst erleben zu können, können sich Besucher*innen eine VR-Brille aufsetzen und mit dem eigenen Körper in eine digitale Welt abtauchen.

Die zweite Hälfte der Reise thematisiert die Diskrepanz zwischen innerer und äußerer Wahrnehmung von Körpern und Identitäten im öffentlichen Raum. Tschabalala Selfs Collagen sind in einem politischen und emotionalen Kontext zu sehen. Häufig werden weibliche BIPoC-Körper  stigmatisiert und auf ihre sexuellen Merkmale reduziert. Dies nimmt Tschabalala Self auf, versucht, dieses Stigma umzukehren und konstruiert so eine entstigmatisierte Auseinandersetzung der Körper.

Der letzte Halt widmet sich den intimen, persönlichen Gedanken Luki von der Grachts. Luki von der Gracht lässt uns an seinem Prozess der Selbstfindung teilhaben und sorgt so für Sichtbarkeit marginalisierter Gruppen. Atmosphärisch befinden wir uns in einer Straße, die er als unsafe space wahrnimmt. Um dies zu ändern und die Straße zu einem sicheren Ort für marginalisierte Gruppen zu machen, trägt er seine intimen Gedanken nach draußen und sorgt so für die Sichtbarkeit von existierenden Missständen, wie Transfeindlichkeit.

Die Künstler*innen thematisieren ihre eigenen Erfahrungen und körperlichen Grenzen auf ihre ganz persönliche, intime Art und bringen die Besucher*innen mit dieser fluiden Reise des Körpers dazu, sich auf die eigene Wahrnehmung des Körpers zu besinnen und schaffen ein Bewusstsein für neue Denk- und Handlungsweisen jenseits von hetero-normativen Vorstellungen. Ihnen gelingt so eine Sichtbarkeit marginalisierter Gruppen und zeigt die Bedingungen des Mensch-Seins auf.

Mit dieser Ausstellung, kuratiert von Alicia Holthausen, Gregor Jansen und Juliane Hoffmanns, verwandelt sich die Kunsthalle Düsseldorf in einen Raum, in der Intersektionalität und Diversität an oberster Stelle steht. Da die Thematik der Ausstellung so umfassend ist und nicht auf insgesamt sechs Positionen und Eindrücke zu beschränken ist, beginnt am 5. Juni 2021 ein Begleitprogramm der Ausstellung mit Lesungen, Performances und Workshops statt. Weitere Infos und das Programm findet Ihr hier…

Journey through a body
Kate Cooper, Luki von der Gracht, Christina Quarles, Nicole Ruggiero, Tschabalala Self, Cajsa von Zeipel

24. Mai 2021 bis 1. August 2021 @ Kunsthalle Düsseldorf 

© THE DORF 2021
Text: Franka Büddicker
Fotos: David Holtkamp

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