STOP AND SMELL THE ROSES

Overnight Art gegen trübe Tage! Stellt Euch vor, eine weltweite Pandemie legt die gesamte Kulturlandschaft lahm. Museen und Galerien sind zu, Ausstellungen verschoben. Und nun stellt Euch vor, eine Bande von Künstler*innen vereinigt sich zu einem Kollektiv, das nachts in Bahnunterführungen Werke aufhängt, um mit einer Walk-By Exhibition eigenmächtig zu zeigen: Die Kulturstätten sind zu, aber Kunst ist noch da. Wir sind noch da!

Genau das machen „STOP AND SMELL THE ROSES“. Von Donnerstag auf Freitag (17. auf 18.12.2020) ist das brandneue Kollektiv mit Plakaten in pandemische Nächte ausgeschwärmt, um den Bilker S-Bahnhof mit sieben sorgfältig kuratierten Werken von sieben Düsseldorfer Künstler*innen zu schmücken. Weitere Aktionen sind in Planung. Wir haben exklusiv mit den Initiator*innen des Projekts gesprochen.

Während Ihr an diesem Freitagmorgen gähnend im Kaffee rumrührt, auf die belegte Seite fallende Marmeladenbrote und zoom-Meetings verflucht oder mit geröteten Augen dem Nachtdienst entgleitet, hat Düsseldorf sich verändert. Nicht überall, nicht im Kern, nicht politisch, nicht architektonisch. Nichts Gigantisches, eher punktuell, zumindest leiser als Ihr es nach diesen gravitätischen Worten vermutet. Und dennoch ist die Veränderung von Bedeutung, mit Schubkraft, ein Trostpflaster für jene, die Museumsbesuche momentan schmerzlich vermissen.

„Weil es durch die Pandemie unmöglich ist, eine Runde im Museum zu drehen und sich dort mit Kunst zu umgeben, möchten wir sie nach draußen holen und zu den Leuten bringen. Gratis und sicher“, erklärt eine der Initiator*innen die Idee, die hinter dem Ganzen steckt. Sie habe schon länger darüber nachgedacht, Kunst abseits vom klassischen White Cube und Museusmkontext für jede*n zugänglich zu machen. Nun hat sie die richtigen Kompliz*innen dafür gefunden. „Deshalb haben wir so etwas Unprätentiöses und Belebtes wie Bahnunterführungen als Schauplätze gewählt. Und für die Premiere insbesondere Bilk, einen Knotenpunkt des Stadtverkehrs.“ Dort sind nun Malereien und Collagen zu sehen. Vielleicht werden am nächsten Spot Fotografien platziert, auf jeden Fall sind weitere nächtliche Aktionen geplant. „Wir Künstler*innen arbeiten ja in den letzten Monaten weiter. Es merkt nur keiner. Dabei ist es viel zu schade, den Leuten das vorzuenthalten.

“Der Titel des Projekts hat übrigens nichts mit dem gleichnamigen neunten Album von Ringo Starr zu tun. „Es geht um’s Innehalten, darum, die Umwelt genauer anzuschauen. Wir kennen es ja gar nicht mehr, dass ein Plakat keine Werbung enthält. Dass es nichts von uns will.“ Die Walk-By Exhibitions wollen nicht werben oder mahnen. Sie wollen Kunst wieder wahrnehmbar machen und in Durchgangsorten ein Innehalten ermöglichen, das Konjunktive erzeugt: Von wem könnte das sein? Was könnte es ausdrücken? Wem könnte ich davon erzählen? „STOP AND SMELL THE ROSES“ schenken Passant*innen eine Pause vom momentanen Solidarschicksal, um zu bemerken, dass die Rosen noch duften – auch wenn sie eine Weile im Verborgenen blühen müssen.

Die Initiator*innen möchten anonym bleiben. Wir haben aber einen kleinen Hint für Euch Künstler*innen da draußen: Mitte Januar steht ein Open Call für’s nächste Mal an. Instagram bringt Euch diesbezüglich auf den neuesten Stand. Wird zwischen den nächsten Plakaten Eures hängen? Stay tuned!

STOP AND SMELL THE ROSES
Erste Exhibition: 18.12.2020
Spot: Bilk S-Bahnhof
Instagram: @smelltheroses.art
#SASTR

Text: Anne Florack 
Fotos: Kurt Heuvens
© THE DORF 2020

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