Hier blühen auch im Winter üppige Blumen. Schimmernde Schmetterlinge haben sich an der Wand hinter der schmucken Theke niedergelassen. Feine Köstlichkeiten, seidene Kleider, duftige Seifen und schöner Schmuck locken neuerdings an die Drakestraße 2 in Oberkassel. New Yorker Loft meets French Café. Wo zuvor ein Wollladen und eine Fahrschule untergebracht waren, serviert Gastgeberin Monika heute ihren Kunden nichts Geringeres als ihren Lebenstraum.
Die 40-Jährige strahlt genau das aus – mit freundlicher Wärme, bescheiden, aber überzeugt: Sie tut, was sie hier tut mit ganzem Herzen. „Ich wollte immer backen und habe als kleines Mädchen am liebsten meiner Oma in der Küche über die Schulter geschaut“, erzählt sie und es ist keine Floskel. Ihr erster eigener Kuchen war ein Schokokuchen ohne Eier. „Ich habe ihn ganz aufgegessen, obwohl er total trocken war. Aber ich war so stolz darauf.“ Sie lacht und ihre blauen Augen leuchten.
Doch wie so oft war der Weg zur Traumerfüllung kein direkter. Monika wohnt seit Jahren in Venlo und hatte dort eine eigene Modeagentur, die sieben namhafte Labels nach Polen vermittelte. Dann meldeten vier auf einen Schlag Insolvenz an. Monika war sehr traurig und erinnerte sich prompt an ihren Kindheitstraum.
Beim Spaziergang durch Oberkassel im Juni 2016 entdeckten sie und ihr Mann das leere Ladenlokal an der Drakestraße und waren sofort begeistert. Monika mietete den Laden und begann aus ihrem Traum ein Konzept zu machen. Doch dann warf sie ein schwerer Unfall aus der Bahn. Wochenlang saß sie im Rollstuhl und wusste nicht, ob sie jemals wieder würde laufen können.
Von ihrem Traum ließ sich Monika jedoch nicht mehr abbringen. Ihre Vision brachte sie zurück auf die Beine. Sie engagierte den Architekten Dimitris Koubourlis, der auf Gastronomie spezialisiert ist. „Dimi wollte es modern, ich mag es gerne antik. Bei mir soll man sich wie zu Hause fühlen, oder wie bei Oma.“ Irgendwo in der Mitte haben sie sich getroffen.
Modernes Design geht eine stimmige Liaison ein mit Flohmarkt-Funden. Der Boden ist Waschbeton in Holzoptik. Die helle Theke verzieren graue Fliesen. Die Wände sind anthrazitfarben. Theaterlichter setzen das Café in Szene. Von der Decke hängen Lampen, wie bei Oma, aber in eleganter, hellgrauer Optik. „In fünf Wochen war alles fertig.“ Monika ist begeistert, wenn sie erzählt, wie schnell und gut, der Architekt gearbeitet hat.
Die feinen Kuchen entstehen nach Monikas Rezeptideen. Ihr Konditor ist ein Niederländer, der seit Neustem auch als Lieferant des niederländischen Königshauses firmiert. Der Kuchen, der auf den Namen „Momania“ hört, ist ein Windbeutel mit Kaffee und Nuss-Creme. Die Oberkassler Schnitte ist klein und schmilzt auf der Zunge – Baiser, Kaffee, Karamell und Nüsse sind die Grundzutaten.
Auch die Macadamia-Wolke kommt nussig-luftig-leicht daher. Dann wären da noch die Fruchtigen: Erdbeer-Himmel, Passion, Pavlov-Meringue und Mango-Schoko-Nuss-Traum. Den Apfelkuchen backt Monika Kucia selbst, nach Omas Rezept und ohne Butter. Die Äpfel dafür garen stundenlang in Zucker und Zimt auf dem Feuer.
Den Lieblingskuchen ihrer Kindheit „Babka“ – einen Sandkuchen, der an unseren Marmorkuchen erinnert – hat sie natürlich ebenfalls im Angebot. Auch dieses Rezept stammt von ihrer Großmutter, die in der Nähe von Breslau, in Polen zu Hause ist. Monika Kucia gefällt Oberkassel gerade deswegen so sehr, weil sie die schmucke Architektur an Breslau erinnert.
Sitzen, Gucken und Genießen sind angesagt in ihrem Mini-Concept-Store. Dazu gibt’s köstlichen Kaffee oder Tee. Ach ja – Stöbern ist unbedingt erwünscht. Das beherzigen hier schon die kleinen Gäste.
Was schätzen Eure Freunde an Euch? Sie sagen: Man fühlt sich hier, wie zu Hause.
Was sagen Eure Feinde über Euch? Zu wenig Sitzplätze.
Was bringt die Zukunft? Gute Voraussichten, weil das Konzept einzigartig ist in Oberkassel.
Eure liebsten Nachbarn? Engel & Völkers und die Oberkassler.
Vielen Dank!
Text: Katja Hütte
Fotos: Melanie Zanin
© THE DORF 2017