Ein chinesischer Imbiss ohne Fleisch – und das auch noch in einer ehemaligen Metzgerei? Klingt außergewöhnlich, beschreibt jedoch Kim Trieus Jade-Imbiss. Vor 15 Jahren stellte der aus Hongkong stammende Chinese seinen gut laufenden Imbiss, den es bereits seit fast 30 Jahren gibt und der vor 60 Jahren lange Zeit eine Metzgerei war, auf eine rein vegane und vegetarische Kost um – und ging damit ein großes Risiko ein. Dieses bekam Kim Trieu anfangs auch zu spüren: Zahlreiche Kund:innen gingen ihm verloren, weil sie sich mit dem neuen Konzept nicht anfreunden konnten. Heute läuft der Jade-Imbiss wieder mehr als gut und findet vor allem bei der vegetarischen und veganen Community Anklang. Egal, ob Fleischliebhaber:in oder nicht: Dem Geschmack der vegetarischen Gerichte des Jade-Imbiss mangelt es an nichts. Auch die Auswahl steht mit fast 100 Speisen anderen, „klassischen“ Imbissen in nichts nach. Wir haben Inhaber Kim Trieu getroffen, der uns unter anderem erzählt hat, warum er sich trotz des Risikos zu diesem Schritt entschlossen hat.
Seit wann gibt es Euer Imbisslokal? Den Jade-Imbiss gibt es seit dem 1. September 1995, also schon seit bald 30 Jahren.
Was erwartet Eure Gäste und was sind Eure Spezialitäten? Unsere Stammgäste erwartet vor allem unsere gute Qualität, günstige Preise und große Portionen. Unsere Spezialitäten sind die vegetarischen Alternativen zu Ente, Hühnchen, Schinken und Schwein, kombiniert mit Kung Pao Gemüse, Curry Gemüse, Süß-Sauer Gemüse, Nudeln oder Reisnudeln. Auch unsere Gulaschuppe und die Wantan-Suppe sind sehr beliebt.
Was wird am häufigsten bestellt? Unsere Gäste lieben den Saté-Spieß mit Erdnusssauce, die Thai-Tom-Yum-Suppe, die Sommerrollen und sämtliche Pilz-Gerichte. Bei den Nudelngerichten werden häufig das Reisi Goreng, also gebratene Reisnudeln, und das Bambi Goreng bestellt. Auch viel Veggie-Ente und Tofu Gerichte.
Ihr seid 2008 von Vollkost auf eine rein vegetarische Küche umgestiegen. Woher kam dieser Entschluss? Diese Entscheidung war sehr schwierig für mich. Auf der einen Seite hatte ich nach der Umstellung große finanzielle Einbußen. Aber auf der anderen Seite konnte ich es nicht mehr mit meinem guten Gewissen vereinbaren, mit getöteten Tieren Geld zu verdienen. Mein Koch und ich wurden von guten Menschen beeinflusst und zum Umdenken bewegt. Uns wurde bewusst: Tiere haben auch eine Seele und Gefühle wie wir Menschen. Wir sollten ihnen nicht Leid und Schmerz zufügen. Fleisch zu essen und zu verkaufen ist auch indirektes Töten.
Wie haben die Leute das aufgenommen? Nach der Umstellung war der Großteil unserer Stammgäste (Vielfleischesser) sehr sauer und verließen uns, den Rest konnte ich überzeugen. Ab 2009 ging der Umsatz bergauf. In der schweren Pandemie-Zeit ermutigten die Gäste uns, durchzuhalten. Jetzt sagen sie: Danke, dass es euch gibt, und dass der Jade-Imbiss noch lange bleiben muss. Jetzt sind circa 80% unserer Gäste Vegetarier:innen oder Veganer:innen.
Bist Du selbst Vegetarier oder Veganer? Mein Koch und ich sind seit 2008 Vegetarier. Unsere anderen Mitarbeiter sind keine Vegetarier, aber sie essen fast ausschließlich vegetarisch.
Was bringt die Zukunft? Durch die vegane Ernährung können wir einen Beitrag zur Welthungerhilfe leisten, wir tun etwas für die Umwelt, für die Tiere, für unsere Gesundheit… Wir hoffen, dass wir weiterhin einen positiven Einfluss auf all das haben und vielleicht auch andere Restaurants zum Umdenken bewegen können.
Vielen Dank!
Mo: geschlossen
Di – Fr: 11.30 – 15.30 Uhr, 17 – 22.30 Uhr
Sa: 12 – 15.45 Uhr, 17 – 22 Uhr
So: 12 – 22 Uhr
Barzahlung
Text: Valentina Görke
Fotos: Monika Schreiber
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