Donja Nasseri

Name: Donja Nasseri
Alter: 28
Beruf: Künstlerin

Ausbildung: Kunstakademie Düsseldorf
Webseite: www.donjanasseri.de
Instagram: @donja_nasseri

Den Namen Donja Nasseri sollte man sich merken, denn die gebürtige Düsseldorferin ist eine außergewöhnliche Künstlerin. Das junge Talent hat nicht nur an einer Vielzahl von nationalen und internationalen Gruppenausstellungen teilgenommen, sondern auch zahlreiche Stipendien und Preise erhalten, darunter den ‘Fotografie als Kunst’ Preis der Kulturstiftung UnnaKamen. Im Anschluss an ihre Studien in Dortmund, Istanbul und Münster ist Donja in ihre Heimatstadt zurückgekehrt, wo sie zurzeit bei Gregor Schneider an der Kunstakademie studiert. In ihren Arbeiten beschäftigt sie sich sowohl mit Fotografie und ihrer Vielfalt, als auch mit multimedialen, audiovisuellen Installationen. Subversiv nutzt sie das jeweilige Medium unter anderem für eine Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Aspekten wie Moral, Konvention und Ideologie. Ihr künstlerischer Ausdruck zeichnet sich aus durch Symbolik und traditionelle Ausdrucksformen. Überfordert von der täglichen Informationsflut, sehnen wir uns nach Donjas Arbeiten – einer Rückbesinnung auf das Wesentliche.

Wann hast Du angefangen zu fotografieren und wie kam es dazu? Ich weiß noch, wie ich mich als Kind mit einer Kamera super cool fühlte und zudem auch sicherer. Unverändert geblieben ist, dass ich mich immer noch für Architektur und Stillleben interessiere, wohingegen Menschen mir zu eintönig sind.

Wie würdest Du Deinen künstlerischen Ansatz beschreiben? Ich würde ihn als spielerisch-konkret beschreiben. Einerseits bin ich experimentell und probiere viel aus, andererseits bin ich explizit, in dem Sinne, dass ich mich mit einem bestimmten Thema auseinandersetze, zum Beispiel: Heirat, Kommunikation, menschliche Psyche, und so weiter…

Neben der Kunst: Was sind Deine Leidenschaften? Meine Freunde nennen mich auch ‘Reisebüro’, weil ich sehr gerne nach Reiseangeboten suche. Würde ich keine Kunst machen, wäre ich wohl bei der Lufthansa angestellt. Mein Onkel hat früher als Steward bei der Lufthansa gearbeitet und ist mit Inlinern zum Flughafen gefahren. Dieser Mensch wollte ich sein. In Supermärkten spazieren gehen gehört zu einem meiner anderen Hobbys.

Mit welchem Künstler, tot oder lebendig, würdest Du am liebsten zusammenarbeiten? Seit langer Zeit ist mein Künstler-Vorbild Francis Alÿs. Durch ihn weiß ich, dass man echt nicht viel benötigt, um tiefsinnige Kunst zu machen. Die Arbeit Sometimes Making Something Leads to Nothing von ’97 bedeutet mir beispielsweise sehr viel: In dieser schiebt Alÿs einen riesigen Eisklotz neun Stunden lang durch Mexico City bis er weg geschmolzen ist. Aspekte wie Zeit, Substanz und urbaner Raum spielen in seinen Werken oft eine wichtige Rolle. Ich würde gerne mit Alÿs aus dem Nichts eine künstlerische Arbeit schaffen. Vor ein paar Jahren habe ich ihn auf seiner Ausstellung in Wien getroffen, er wirkt sehr bodenständig und sympathisch.

Welchen Einfluss hat die Kunstakademie auf Dich als Künstlerin?
Die Akademie ist ein Miniaturformat der jetzigen Kunstwelt, heißt: Hierarchien sind bemerkbar, das Konstrukt eines Systems ist nachempfindbar, man erlebt Freiheit und Einschränkung. Es ist spannend, ärgerlich und verwirrend – genau das Richtige!

Tradition und Veränderung sind wiederkehrende Themen in Deiner Kunst. Nenn mir jeweils eine Sache, die Du an Düsseldorf wahren und verändern würdest.  Wahren würde ich den Boden in der Altstadt. Was ich verändern würde, den Tausendfüßler zurückholen.

Welche Orte in Düsseldorf inspirieren Dich als Künstlerin?  Der Hauptbahnhof und alles drum herum.

Ein Spaziergang durchs Szeneviertel Flingern oder ein Bummel durch die Altstadt – was bevorzugst Du?  Ganz klar: Bummeln durch die Altstadt, denn Shoppen bedeutet Stressabbau und Altbier schmeckt klasse.

Deine drei Begriffe, um Düsseldorf zu beschreiben, sind:  Überperfektionistisch, kreativ, schläfrig.

Düsseldorf als Kunstwerk: Wie würde das aussehen?  Es gibt doch schon den Rhein I und II von Andreas Gursky. Das ist Düsseldorf als Kunstwerk.

Text: Merit Zimmermann
Foto: Simon Gehlen
© THE DORF 2019/20

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