Nichts als Illusion? Ein Interview mit dem Künstler Stephan Kaluza

Die Entwicklung von Naturbeherrschung prägt das künstlerische Werk Stephan Kaluzas ebenso wie die Verhandlung des zerrütteten Verhältnisses von Mensch und Umwelt. In seinen Arbeiten – Gemälden, Fotografien, Theaterstücken, Romanen – setzt sich der 1964 in Bad Iburg geborene bildende Künstler und Schriftsteller intensiv mit Kreisläufen des Werdens und Vergehens in der Natur auseinander. Dabei geht es ihm weniger um eine Nachahmung der sichtbaren Wirklichkeit als um die Erforschung komplexer landschaftlicher Phänomene, die bisher wenig durchschaubar sind. Im Gespräch mit THE DORF erklärt er, wie wir Natur betrachten, was ihm das Anthropozän bedeutet, woher die Idee für sein berühmtes „Rhein-Projekt“ kam – und noch vieles mehr. 

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Friedlich, ja, geradezu idyllisch wirken die großformatigen Ölgemälde von Stephan Kaluza. Doch der Schein trügt. Denn was auf den ersten Blick wie eine bildliche Darstellung des Naturschönen anmutet und dank virtuoser Maltechnik einen harmonischen Eindruck erzeugt, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als trügerische Illusion – eine, die keinem vorsätzlichen Täuschungsmanöver des Künstlers, sondern vielmehr der eigenen Wahrnehmungsverzerrung entspringt. Ein Blick auf die persönliche Erwartungshaltung zeigt, warum das so ist, weil die Sehnsucht nach heiler Natur zu einer idealisierten und letztlich fiktiven Anschauung der Landschaftsmotive führt.

Wird die Aufmerksamkeit des Betrachters auf die bildliche Diskrepanz zwischen Sein und Schein gelenkt, so tritt die tiefere, sonst versteckte Bedeutung der Gemälde Stephan Kaluzas aus ihrem Schattendasein heraus. Dadurch eröffnet sich der Blick für ganz neue Perspektiven, die zu jeweils anderen Einsichten in seine Kunstwerke führen. So etwa im Fall der Fotos seiner Serie „Felder“, welche ihre angestrebte Wirkung erst unter Einbeziehung des Bildtitels entfaltet. Denn einzig im Wissen um die historische Topographie der dargestellten Orte wird die rosige Traumvorstellung vom Naturidyll von der Realität entlarvt. In Wirklichkeit zeigen die Aufnahmen nämlich ehemalige Plätze des Grauens wie die Gedenkstätte Auschwitz und das Schlachtfeld von Verdun. 

Das Bild als Schleier des Unsichtbaren ist ein Leitmotiv im Oeuvre Stephan Kaluzas. Aber auch die greifbare Realität von Natur in ihren verschiedenen Erscheinungsformen spielt eine wichtige Rolle in seiner Kunst. So wanderte er 2007 über einen Zeitraum von acht Monaten das gesamte Rheinufer entlang, und fotografierte dabei die gegenüberliegende Flusseite im Minutentakt, um das Gewässer in seiner Gesamtheit zu erfassen. Anlässlich seines neusten Fotokunstprojekts „Alles bleibt im Fluss“ am Düsseldorfer Andreasquartier trafen wir ihn zum Gespräch in seinem Heerdter Atelier.

Stephan Kaluza empfängt uns herzlich in seinem „armseligen Vorgarten“, an seiner Seite trottet „Biene“, ein niedlicher Berner Sennenhund, der uns artig begrüßt. Bevor wir mit dem Interview beginnen, zeigt uns der Hausherr in aller Ruhe sein großräumiges Atelier, das einem Kabinett der Kuriositäten gleicht, macht uns währenddessen mit seinen anderen drei Mitbewohnern auf vier Pfoten bekannt und dreht sich noch eine Zigarette, auf sogleich die Nächste und wieder die Nächste folgt. Dann kann es losgehen.

Wann hast Du angefangen als Künstler zu arbeiten und warum? So richtig losgelegt habe ich mit Anfang Zwanzig an der HSD. 1999 kam meine allererste große Ausstellung im Russischen Museum in Sankt Petersburg. Aber schon als Kind hat mir die Kunst große Freude bereitet. In der Schule haben die anderen zu meinen Zeichnungen öfters so etwas gesagt wie „Oh, toll“. Deshalb war ich früh darin bestärkt, meiner Leidenschaft nachzugehen. Ich habe mir eigentlich nie Gedanken über einen anderen Beruf gemacht. Einzig die Schreiberei hat mich etwas zweifeln lassen. Aber im Rahmen meiner künstlerischen Arbeit haben sich über kurz oder lang beide Tätigkeiten zueinander ergeben. 

Du arbeitest sehr interdisziplinär. Wie würdest Du deine künstlerische Handschrift beschreiben? Viele Leute sprechen ja von einer Mehrfachbegabung, wenn Künstler in verschiedenen Medien arbeiten. Ich stimme dem nicht zu, denn meiner Meinung nach hat man nur eine Begabung, die sich in verschiedenen Ausdrucksformen manifestiert. Mein Medium ist von Haus aus die Malerei, aber durch das „Rhein-Projekt“ kam die Fotografie hinzu und mit dem Schreiben haben sich das Theater und ein paar Romane dazugesellt. Die Handschrift des Ganzen ist sehr projektbezogen, vor allem in der Literatur, aber auch sonst arbeite ich immer an Serien, sei es in der Malerei oder in der Fotografie. Heute sind meine fotorealistischen Arbeiten zwar ganz anders als früher, aber ein einzelnes Bild zu machen – das hat mich noch nie interessiert.

Gibt es ein Medium, in dem Du Dich besonders zuhause fühlst oder vorzugsweise ausdrückst? Ne, das ist ausgewogen. Ich würde nicht sagen, Malerei ist toller als Fotografie oder umgekehrt. Schließlich zwingt mich ja auch niemand, in drei Medien zu arbeiten. Ganz im Gegenteil: Ich tue es bewusst und gerne, weil meine Gedanken unterschiedliche Gestalt annehmen. Ich habe fast immer einen Ideenstau im Kopf, aber arbeite recht organisiert. Momentan bin ich im malerischen Flow, also stelle ich meine Romanideen vorerst hinten an, und warte bis zum Sommer, wenn ich in meinem Waldhaus bin. Dort habe ich nicht viel Platz zum Malen, aber dafür einen guten Spot zum Schreiben. In der Fotografie dreht sich bei mir eh alles um Outdoor-Sachen. Und das macht man nicht mal eben im tiefen Winter oder bei Dauerregen. Meine Arbeitsdynamik ist darum auch an Jahreszeiten gebunden.

Was für einen Einfluss hat Deine Heimat Bad Iburg auf Dich als Künstler? Nun ja, kennst Du Bad Iburg? Abgesehen von einem Schloss, wo früher mal die Preußenkönige erzogen wurden, gibt es in diesem Nestchen in Niedersachsen nicht viel außer Wald, Wald und noch mal Wald. Als Kind bin ich stundenlang barfuß quer durch das Dickicht gelaufen… Klar, das hat mich mit Sicherheit geprägt. Nur ist vom Grün leider nicht viel übriggeblieben, das sieht man ja an meinem armseligen Vorgarten. Ich hätte gerne einen Park. Seufz.

Die Natur ist Dein großes Thema. Wie definierst Du den abstrakten, vieldeutigen und umstrittenen Naturbegriff? Zuerst einmal: Die Natur lebt ja überhaupt nur durch den Naturbegriff. Wer kann schon die Natur in ihrer Gesamtheit wiedergeben, geschweige denn begreifen? Wohl niemand. Deshalb auch die vielen Versuche, Natur zu versprachlichen. Denn Wörter, Formulierungen und Ausdrücke geben uns die Sicherheit, die wir brauchen, um über etwas so Großes wie die Natur zu sprechen. Doch nimmt man Abschied von der Jongliererei mit Begriffen, was bleibt übrig? Historisch gesehen ist es wohl die Unterscheidung zwischen drinnen und draußen. Hinzu kommt die örtliche Prägung. Hier in diesem Landstrich meint man mit Natur vermutlich primär den Wald, also eine Fülle an Vegetation. Aber kommt man aus einem Land wie Namibia, ist Natur eher eine Abwesenheit von natürlicher Fülle, nimm die Kalahari Wüste als Beispiel.

Der Naturbegriff macht sich also weithin an äußerlichen Kriterien wie Oberfläche fest. Dennoch glaube ich, dass wir das üppige Spektrum an Form und Farbe meinen, wenn wir im Allgemeinen über Natur sprechen. Würde zum Beispiel ein Stück Wüste umgegraben werden, gäbe es mit Sicherheit keinen so großen Aufschrei wie im Fall einer Regenwaldabholzung. Meinem Naturverständnis zufolge sind der Regenwald und die Wüste aber gleichgestellt. Denn ich fühle mich dem aristotelischen Naturbegriff sehr verbunden: Natur definiert sich als etwas, was völlig unabhängig von menschlichen Eingriffen stattfindet, und sich dem menschlichen Gefühl folgend auch als solches versteht.

Räumst Du einer bestimmten naturphilosophischen Perspektive künstlerischen Vorrang ein? Ja, der Rousseauschen. Denn im Gegensatz zu Voltaires oder Nietzsches Natursicht beruht die Rezeption von Jean-Jacques Rousseau weder auf einem Abstandsphänomen noch bedeutet sie ein Ausgeliefertsein des Einzelnen an die Grausamkeiten der Natur. Für Rousseau ist die Natur erst einmal gut, egal was innerhalb ihrer Grenzen passiert. Davon bin auch ich überzeugt, nicht zuletzt weil die Natur als Wonnekissen ein oft erkennbares Phänomen ist: sei es, um ein Stück Heimat zu bewahren, oder rein wohlfühlmäßig – Menschen finden sich seit jeher in der Natur zusammen.

Du hast davon gesprochen, dass der Antrieb von Kunst und Schöpfung derselbe ist. Kannst Du diese Aussage näher erläutern? Beide schöpfen ihre Inspiration aus dem Verlust des Unmittelbaren. Ganz früher hat der Mensch das Gesehene ja einfach als etwas Gegebenes hingenommen. Bis die Mythologie ihren Eingang in die Welt fand, war der Mensch sozusagen ein unmittelbares Opfer, das ohne Interpretationen und Definitionen das Leben beschreitet. Dann kam die Sehnsucht nach Erklärung, oder besser gesagt nach einer Aufklärung durch Analyse. Diesen Wissensdrang verorte ich ebenso in der Malerei, denn Mimesis ist hier in erster Linie der Modus Operandi. Sprich, wenn es um so etwas wie die Nachahmung der Natur geht, muss der Künstler natürliche Systeme nachvollziehen und sich dessen Prozesse zu eigen machen. Somit dockt man sich der Natur an, wird dabei selbst zu einer Art schöpfenden Kraft. Natura naturans.

Deine Kunst ist zum Teil wirklichkeitsnah, zum Teil Produkt der Fantasie. Sind Deine Werke ein Versuch zur Erschaffung einer neuen, künstlichen Natur, sei es im Sinne einer postapokalyptischen Zukunftsvision oder eines enthumanisierten Sehnsuchtsorts? Nein, nicht unbedingt. Es geht um die Nachvollziehbarkeit eines Jetzt-Zustands, aber nicht um die temporale oder emotionale Konstruktion von Natur. Das ist mir zu sehr Fantasy. Im Ansatz habe ich so etwas zwar mal gemacht, als ich meiner Malerei die Farbe entzogen habe, um die daraus resultierenden Weiß verblassten Fläche als Metapher für Naturbeherrschung zu nutzen, aber bei diesem ganzen postapokalyptischen Kram sehe ich mich eher nicht. 

Seit einigen Jahren gibt es einen offiziellen Begriff für das Zeitalter des menschengemachten Klimawandels. Was ist Deine Meinung zum „Anthropozän“ und spielt der Diskurs um den Begriff eine Rolle in Deiner Kunst? In meinen Bildern selbst nicht, aber natürlich in dem, was ich lese und schreibe. Der Begriff mag ein wenig übertrieben oder selbstherrlich klingen, aber er ist genau richtig, zumindest wenn man ihn so definiert, dass es verdammt noch mal nichts auf der Welt gibt, das frei von menschlichen Einflussfaktoren ist. Alles ist entweder menschengemacht oder menschendominiert. Leider.

In Deiner Serie „Felder“ untersuchst Du anhand von historisch „kontaminierten“ und politisierten Orten die Diskrepanz zwischen der tieferen Bedeutung einer Landschaft und dessen reinen Sichtbarkeit. Was bezweckst Du mit der Kontrastierung von Idylle und (vergangener wie auch gegenwärtiger) Wirklichkeit? Mir geht es um eine Architektur der Bedeutung. Wenn ich Bilder dieser Serie ausstellen, sagen Leute immer „Oh, wie schön“ bevor sie den Werktitel sehen. Dann heißt es auf einmal „Oh, wie schrecklich“. Das, was Wissen so mit einem selbst und der subjektiven Betrachtung veranstalten kann, finde ich sehr spannend. Denn sobald wir etwas mit einer gesellschaftlich konditionierten Bedeutung in Verbindung bringen, bleibt diese in unserem Bewusstsein meist bestehen. Dabei sieht man der Natur gar nicht an, dass sie einst Schauplatz eines Menschheitsverbrechens oder eines Krieges war – ganz im Gegenteil: Man sieht eine landschaftliche Idylle, die einzig durch das blutige Bild im Kopf aus dem Gleichgewicht gebracht wird. Neben der Auseinandersetzung zwischen Bild und Betrachter interessiert mich daher auch, wie sich vergangener Schaden und gegenwärtige Traumata in der Natur äußern. 

2007 bist Du über einen Zeitraum von acht Monaten das gesamte 1620 km lange Ufer des Rheins von der Quelle bis zur Mündung zu Fuß abgelaufen, und hast dabei im Minutentakt auf den Auslöser Deiner Kamera gedrückt. Wie kamst Du zu dieser auf den ersten Blick recht ungewöhnlichen Idee und warum ist das „Rhein-Projekt“ von gesellschaftlicher Bedeutung? Die Idee dazu hatte ich während eines Rheinspaziergangs mit der Vorläuferin von Biene. Als ich damals das andere Ufer beobachtet habe, fiel mir auf, dass wir Menschen immer sagen „Ich geh zum Rhein“, obwohl das ja nicht ganz richtig ist. Eigentlich sollte es heißen „Ich geh zum kleinen Rheinausschnitt, jenem Düsseldorfer Teilstück“. Angesichts der Tatsache, dass wir etwas winzig Kleines als großes Ganzes bezeichnen, nur weil unser Radius nicht ausreicht, kam mir dann der Gedanke: Was wäre, wenn man den Rhein in seiner Gesamtheit erfassen könnte? Wie wäre das mit der menschlichen Wahrnehmung zu schaffen? 

Klar, es gibt Panoramaaufnahmen und Bilder aus der Luft, aber ich kam zum Entschluss, dass es nur zu Fuß machbar ist. Denn man sieht die Landschaft ganz anders, viel intensiver, als wenn man mit Technik trickst. Während meiner Tour habe ich zum Beispiel auch Hindernisse mitfotografiert, die sonst kaum beachtet oder retuschiert werden. Da bei Thyssen konnte man den Rhein für zehn Kilometer gar nicht sehen; stattdessen aber eine Mauer voller Hakenkreuze. Von der Industrie bis zum kitschigen Campingplatz: Nichts habe ich ausgelassen oder bewertet, denn mein Ziel war, den Rhein in seiner Gesamtheit mit menschlichen Mitteln für Menschen erfahrbar zu machen. Es war eine Schweinearbeit, jeden Tag vierzig Kilometer zu laufen, ganz zu schweigen von der Bildbearbeitung, aber der Ansatz hat sich bewährt. Denn vom Sehen her kann man das Laufen mit Auto- oder Zugfahren absolut nicht vergleichen.

„Alles bleibt im Fluss“ heißt Dein neustes Wandbildprojekt an der Außenfassade des Andreas Quartiers in Düsseldorf. Die Beständigkeit des Rheins im Wandel der Zeit tritt hier als Symbol der Zuversicht und Hoffnung auf. Was wird sich in Deinen Augen nach der Corona-Krise verändern, was bleibt bestehen? Danach, danach, danach – gute Frage, das weiß man ja zum jetzigen Zeitpunkt alles nicht. Vielleicht wird den Menschen bewusst, wie fragil die Welt ist. Aber viele stecken schon mit einem Bein in der Rezession, deshalb ist es unwahrscheinlich, dass in Zukunft mehr Bio-Äpfel gekauft werden. Wenn es um das Überleben geht, tritt der Orbit an zweite Stelle. Man kann zwar hoffen, dass die Menschen ethischer handeln werden, aber da bin ich eher pessimistisch. Es ist schön zu sehen, wie schnell sich die Umwelt in Städten wie Shanghai und Peking gerade erholt, aber in der Zeit nach Corona wird Klimaschutz wahrscheinlich erst mal auf Eis gelegt. Abgesehen davon denke ich, dass durch die Globalisierung, also diese Vereinheitlichung der Dinge, die Verbreitung von zerstörbaren Inhalten weiterhin beschleunigt werden wird. Wäre Sprache ein Virus, dann hätte er binnen Sekunden die Welt umrundet. Das rhetorische Gift, was sich auch im Populismus zeigt, ist und bleibt prekär.

Du hast Dir über die Jahre ein großes Netzwerk in Düsseldorf aufgebaut und bist bekannt dafür, ein guter Gastgeber zu sein. Was steckt da für Dich drin? Es hat sich einfach so ergeben. Ganz ohne Eigennutz. Ehrlich gesagt hat es bestimmt viel damit zu tun, dass ich wenig außer Haus essen gehe – einerseits, weil ich dauernd qualme, anderseits wegen der Hunde. Außerdem koche ich ganz gerne, und in Gesellschaft zu essen macht einfach mehr Spaß. Die Leute kommen ja auch immer gerne. Hier kann man problemlos qualmen. Und in Düsseldorf sind die Wege nun mal sehr kurz. Sowohl physisch als auch kommunikativ. Man kennt sich eben in der Szene. Allein schon auf der Hansaallee hast Du rechts Gursky, links Ruff. Schon früher gab es hier diese geballte Szene, da haben sich alle bei Spoerri am Burgplatz getroffen. Dieses enge Netzwerk aller Kulturakteure belebt die Stadt Düsseldorf.

Text: Merit Zimmermann
Fotos: Felix Brauner
(c) THE DORF 2020/21

English version:

Nothing but illusion? An interview with artist Stephan Kaluza 

Humanity’s domination of nature characterises Stephan Kaluza’s oeuvre just as much as a the shattered relationship between [wo]man and environment. In his works – paintings, photographs, plays, novels – the visual artist and writer, who was born in Bad Iburg in 1964, deals intensively with cycles of natural genesis and disappearance. As a conceptual thinker, he is less concerned with imitating visible reality than with the analysis of complex landscape phenomena that are widely unresearched until now. In this interview, Stephan Kaluza talks about how we perceive nature, what the Anthropocene means to him, where the idea for his famous “Rhein-Projekt” came from – and much more.

Stephan Kaluza’s large-scale oil paintings seem peaceful, almost idyllic. But, as is so often the case, appearances are deceptive. Because what, at first glance, gives the impression of being a painterly rendition of nature’s beauty, a remarkable representation of wonder-evoking harmony, in closer inspection turns out to be a grand illusion – one that doesn’t trace back to a deliberate ploy on part of the artist but rather arises out of the viewer’s distorted perception. A look at personal expectations shows why this is so because our longing for pure, unspoiled nature leads to an idealised, ultimately fictitious perception of the landscape motifs.

If the viewer’s attention is drawn to the pictorial discrepancy between thinking and knowing, the deeper, otherwise hidden meaning of Stephan Kaluza’s paintings emerges from its shadowy existence. This opens up entirely new perspectives, which lead to novel insights into the artworks – as is the case, for example, with the photos from his “Felder” series, which unfold their intended effect only in consideration of the title. This is because, in the knowledge of the historical topography of the places depicted, the dreamy idyll is unmasked by reality: You see, unfolded before your eye, former terror sites such as the Auschwitz Memorial and the battlefield of Verdun.

The image as a veil of the invisible is a leitmotif in Stephan Kaluza’s works but the world in all its tangible reality also plays an important role in his art. This becomes obvious when looking at his famous 2007 “Rhein-Projekt”, during which he walked along the banks of the river Rhine from source to mouth over a period of eight months, pressing the shutter release of his camera every minute. His stated objective was to capture the stretch of water in its entirety, making it holistically experienceable in a visual manner. Now, thirteen years later, on the occasion of his latest Rhine project “Alles bleibt im Fluss”, we met him for an interview at his studio in Heerdt.

Stephan Kaluza warmly welcomes us in his “pathetic front garden”; by his side trudges a cute Bernese mountain dog called “Biene”. Before we begin talking, our host gives us a tour of his spacious studio, which resembles a cabinet of curiosities, while at the same time casually introducing us to his three other four-legged roommates. Last but not least, he lights a hand-rolled cigarette that is immediately followed by another one and yet another one. Then we’re good to go.

When did you start working as an artist and why? My career took off in my early twenties when I was studying at the HSD here in Düsseldorf. I had my very first big exhibition at the Russian Museum in St. Petersburg in 1999. That being said, art has always been a big part of my life. Back in the day, other kids at school would comment on my doodles saying something like “Oh, wow”. This encouragement nurtured my passion for drawing from an early age onwards. It might also explain why I never seriously considered practicing another profession. Only my love for writing made me doubt my career path. But fortunately, painting and writing came together within my practice quite organically.

You work in an interdisciplinary fashion. How would you describe your signature as an artist? Many people call multi-media artists all-round talents. I don’t agree with this term because, in my opinion, artists only have one talent, which can take on different forms of expression. While I am innately predisposed to painting, photography entered my artistic practice organically by virtue of the “Rhein-Projekt”. Similarly, plays and novels were added to the mix later on. All in all, my signature as an artist is probably best described as being project-related, especially in literature but also with regard to painting and photography because I work on series all the time. Even though my current photorealistic pieces are very different from what they used to be, one thing has never been of interest to me, and that is stand-alone works of art.

Is there a medium in which you feel particularly at home or preferably express yourself in? Nah, it’s pretty balanced. I wouldn’t say that painting is better than photography or vice versa. After all, nobody forces me to work in three different mediums. Quite the contrary: I knowingly and gladly work in an interdisciplinary fashion to accommodate the different forms that my ideas take. I usually have a conceptual traffic jam in my brain but the way I work is pretty organised. Right now, I’m in a painterly flow so my literary efforts are on the back burner. However, in summer I’ll switch to writing because my cottage is perfect for it. In terms of photography, my projects are all about the outdoors, so deep winter and pouring rain don’t come into question here. As such, I guess you could say that my practice is directly linked to the seasons.

What impact has your home town Bad Iburg had on you as an artist? Well, do you know Bad Iburg? Apart from a castle, which was once used to educate the kings of Prussia, there isn’t much else in this little nest in Lower Saxony except woods, woods and more woods. As a child, I used to walk barefoot through the forest for hours on end…Looking back, growing up in this lush oasis definitely shaped me as an artist. Unfortunately, today my life isn’t as green as it once was. Perhaps you can tell by looking at my pathetic front garden. I would love to own a park. Sigh.

Nature is the major theme of your work. How do you define the abstract, ambiguous and controversial term “nature”? Let me start by saying that nature only lives through terminology. I mean, who can talk about nature in its entirety, let alone understand it as a whole? Probably no one. That’s why there have been so many attempts to put nature into language. Words provide the clarity needed for talking about something as colossal as nature but what remains to be said when phrases and expressions are discarded? Looking at it from a historic viewpoint, I think this distinction between inside and outside is of central value for our understanding of nature. So is the geo-cultural imprint. What I mean by this is that here, in this region, it’s common to associate the term nature with woodland areas, or better yet an abundance of vegetation. But if you’re born and raised in a country like Namibia, then nature becomes an absence of natural abundance – take the Kalahari Desert as an example.

In other words, our understanding of the term nature is largely based on external criteria like surface composition. Nevertheless, I believe that most people categorise nature as a surplus of form and colour. If, for example, a desert was dug up, the outcry would not be comparable to deforestation in the Amazon rainforest. This is somewhat unfortunate. To me, deserts and rainforests should be on par with each other because I sympathise with Aristoteles, who saw nature as something that occurs totally independently of human intervention and understands itself as such in accordance with human-defined standards.

Do you give artistic precedence to a certain natural-philosophical perspective? Yes, Rousseau’s because, in contrast to Voltaire or Nietzsche, he didn’t base his reception on a phenomenon of distance or the hypothesis that humans are at the mercy of nature and its intolerable cruelties. Instead, what he saw first and foremost was nature’s ability to be and to do good, no matter what might or might not happen within its boundaries. I too believe this to be true, not least because mother nature often serves as our companion and refuge. No matter the motivation – be it to preserve a sense of place (Heimatgefühl) or well-being – people will always come together in nature.

You have stated that the drive of art and divine creation is the same. Can you elaborate on what you mean by this? Both draw their inspiration from the loss of the immediate. Let me illustrate this by going back in time: Thousands of years ago, people simply accepted things as given. They were more or less immediate victims, incapable of intentional definition and interpretation. When mythology found its way into the world, the thirst for knowledge became greater and greater. To me, this longing for explanation characterises painting because mimesis is arguably the main modus operandi. When imitating nature pictorially, artists must aim to comprehend as well as appropriate natural processes. By docking onto nature, they too can engage in acts of divine creation. Natura naturans.

Your art is partly realistic, partly a product of fantasy. Are your works an attempt to create a new, artificial nature – be it in the sense of a post-apocalyptic future vision or a dehumanised place of longing? No, not necessarily. My works are about the comprehensibility of what I call a “now-state” but they don’t deal with the temporal or emotional construction of nature. That’s too much fantasy for my liking. Some of my works touch upon speculative vision, especially the colour-deprived canvases that serve well as metaphors for nature domination. But, generally speaking, I don’t see myself in all this post-apocalyptic stuff.

For some years now, there exists an official term for the age of man-made climate change. What is your opinion on the so-called Anthropocene and does its discourse play a role in your art? Not in my paintings themselves, but definitely in what I read and write. The term may sound a bit exaggerated or high-handed but it’s actually on point, at least if you define it in such a way that there is damn well nothing in the entire world that is free of human influence. Everything is either man-made or man-dominated. Sadly.

In the photo series “Felder” you use historically “contaminated” and politicised places to investigate the discrepancy between the deeper meaning of a landscape and its pure visibility. What do you aim to achieve by contrasting the idyll with (past and present) reality? I am interested in the architecture of meaning. When I exhibit photos from this series, people always say “Oh, how beautiful” before they see the title of the work. Then all of a sudden they say “Oh, how awful”. To me, this effect of knowledge on people’s subjective contemplation is very intriguing. It appears as though our meaning-making processes are highly influenced by socially conditioned perceptual patterns. The funny thing is that you can’t even tell the nature of a place solely by looking at it. In my “Felder” series, viewers are faced with a depiction of a scenic idyll that is thrown off balance only by the bloody image in their heads. This mismatch between predictions and observations is mainly why I enjoy exploring the interaction between artwork and audience. Apart from that, I’m also curious about how past damages and present traumas are expressed in nature.

In 2007, you walked along the entire 1620km long bank of the river Rhine from source to mouth over a period of eight months, pressing the shutter release of your camera every minute. How did you come up with this idea, which at first glance seems rather odd, and why is the “Rhein-Projekt” of social importance? The idea came to me on a walk with the forerunner of Biene. I was looking at the opposite river shore and suddenly realised that we tend to say that we’re “going to the Rhine” even though that’s not quite right. Correctly speaking, we should be saying “I’m going to a small section of the Rhine, that Düsseldorf fraction of the river”. Seeing that our brains make a tiny little thing into something massive only because of radius-related shortcomings, a thought occurred to me: What if we were able to grasp the Rhine in its entirety? How could this be achieved with human perception?

Of course, you can make use of panoramic shots and drone pictures but I decided that the only real way to fully capture the Rhine was on foot. In this way, you perceive a landscape differently, much more intensely, than if you trick with technology. During my trip, I made sure to photograph obstacles that are otherwise retouched for aesthetic purposes. In the Thyssen area, for example, instead of the river all I could see was a wall full of swastikas for ten kilometers. But it’s a part of the waterfront as much as the tacky camping sites, which is why I didn’t leave it out. My goal wasn’t to evaluate what I encountered but to make the whole of the Rhine experienceable for the human eye with human means. It was hard work to walk forty kilometers every day, not to mention the incredibly long picture editing process, but my on-foot-approach proved to be worth it. Because, in terms of visuals, driving or taking the train cannot be compared to walking.

“Alles bleibt im Fluss” is the title of your latest art project, which temporarily sits on the outer façade of the Andreas Quarter in Düsseldorf. The Rhine’s steadiness is meant to serve as a symbol of optimism and hope in the current climate of despair. In your opinion, what will change after the coronavirus crisis, what will remain unchanged? Afterwards, afterwards, afterwards – good question, nobody knows that right now. Maybe people will become more aware of how fragile the world is. But, then again, Europe already has one foot in recession, so it’s unlikely that more organic apples will be bought in the future. When it comes to survival, the orbit takes second place to human well-being. One can only hope that people will act more ethically once we reach the “new normal” but, to be honest with you, I’m rather pessimistic about this. It’s amazing to see how quickly the environment is recovering in cities like Shanghai and Beijing but, in post-corona times, climate protection will probably be put on hold for a while. Besides, I think that globalization, by which I mean the unification of things, will continue to accelerate the spread of destructible content. If language were a virus, it would circumnavigate the world within seconds. This rhetorical poison, which is evident for instance in rising populism, is and remains precarious.

Over the years, you have built up a large network in Düsseldorf and are known for being a good host. What is in this for you? It just happened organically. No self-interest. Honestly, I think it has a lot to do with the fact that I don’t ever eat out – on one hand, because I smoke all the time, and on the other hand because of my dogs. Besides, I really enjoy cooking, and eating in company is simply more fun. Plus, people like to visit me. They can smoke here, no problem.

Generally speaking, the great thing about this city is the lack of physical and communicative distance. There’s a tight-knit art scene, on the Hansaallee alone there’s Gursky on the right and Ruff on the left. Back in the day, everybody would meet at Spoerri’s place near Burgplatz. This close network of cultural players enlivens Düsseldorf.

Thanks a lot!

THE DORF • THE MAG is part of the #urbanana project by Tourismus NRW

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