Lynette Yiadom-Boakye im K20

Lynette Yiadom-Boayke, A Concentration 2018, Carter Collection © Courtesy Lynette Yiadom-Boakye

Ab dem 16. Oktober 2021 zeigt die Kunstsammlung NRW im K20 die Ausstellung “Fliegen im Verbund mit der Nacht” von Lynette Yiadom-Boakye. Die Künstlerin malt fiktive Menschen, die sich in rätselhaften, meist unbestimmten räumlichen Situationen bewegen und damit zeitlos und losgelöst von Orten sind. Ihre Werke sind ein Beweis für die Kraft und Macht von Malereien. “Fliegen im Verbund mit der Nacht” ist ihre erste umfangreiche Ausstellung in Deutschland und bis zum 13. Februar 2022 im K20 zu sehen. Die Eröffnung findet am Samstag, den 16. Oktober von 11 bis 20 Uhr statt. Das Tagesprogramm ist gefüllt mit Workshops, Führungen und Gesprächsrunden. 

Die Zeit scheint stillgestellt: Menschen ruhen, gehen, schauen, tanzen, sprechen, lachen und unterhalten sich, so wie es Menschen tun, und immer getan haben. Sie leben in privaten Welten, es wird nichts über ihren Status oder ihre Rolle in der Gemeinschaft erzählt. Auch wenn sie lächeln oder in unsere Richtung blicken, sind sie in erster Linie mit ihren eigenen Angelegenheiten beschäftigt. Sie blicken durch Ferngläser auf Dinge, die wir nicht sehen können, sie träumen, spiegeln Gedanken oder führen Gespräche. Männer kommunizieren mit Männern, gelegentlich auch mit Vögeln und anderen Tieren, Frauen mit Frauen, niemals ein Mann mit einer Frau. Die Stimmung wird durch die behutsame Beobachtung von Mimik, von Gesten und Farbigkeit erzeugt. Selten spielt die Malerin Lynette Yiadom-Boakye auf den Stil, die Mode oder die Kultur einer bestimmten Zeit an. 

Ihre Kompositionen beschreibt die vielseitige Künstlerin als „… Komposita, Chiffren, Rätsel“: „Von der Welt, aber nur teilweise mit ihr befasst. Befasst mit dem Teil, der ihnen Leben gibt, weniger beunruhigt durch den Rest.“ So wirkt jede gemalte Szene wie eine eigenständige Geschichte, die ein weiteres Kapitel haben könnte.

Die evokativen Titel ihrer Bilder bezeichnet Lynette Yiadom-Boakye als einen „zusätzlichen Pinselstrich“. Sie gehören zum Werk, bieten Hinweise auf mögliche Erzählungen an, aber sie beschreiben oder erklären nicht.

Das Malen selbst ist für Yiadom-Boakye eine Sprache, ein kraftvolles Mittel, um jenseits der Worte zu kommunizieren. Sie beginnt mit einer Farbe, einer Komposition, einer Geste oder einer bestimmten Richtung des Lichts. Gefundene Bilder, Erinnerungen, Literatur und die Geschichte der Malerei dienen als Quellen für ihre Arbeit. „… all das wird dann auf der Leinwand zusammengeführt. So kann ich das Bild wirklich durchdenken, es im physischen Sinn als Gemaltes betrachten und eine Sprache entwickeln, die sich nicht so anfühlt, als würde ich versuchen, etwas aus dem Leben zu nehmen und es in die Malerei zu übersetzen, sondern die es der Farbe erlaubt, das Sprechen zu übernehmen“, beschreibt die Künstlerin ihre Arbeitsweise.

Jedes Bild ist ein Kompositum aus verschiedenen Bewegungen und Posen, die auf der Oberfläche der Leinwand ausgearbeitet werden. Die Geschichte der Malerei ist wichtig für Yiadom-Boakye, die mit ihrem eigenen Beitrag geltend macht, dass dieses Medium auch heute das Potential hat, Bedeutung zu schaffen.

Daneben schreibt Lynette Yiadom-Boakye Prosa, Dialoge und Gedichte, die sie in ihren Ausstellungskatalogen publiziert. Schreiben und Malen sind für sie voneinander getrennte Tätigkeiten. Als unterschiedliche Formen der Kreativität sind sie aber miteinander verflochten und jeweils durchzogen von Ideen der Fiktion, Erfindung, von Rhythmus und unendlichen Möglichkeiten. Sie sagt: „Die Dinge, die ich nicht malen kann, schreibe ich, und die Dinge, die ich nicht schreiben kann, male ich.“ Die Tiefe ihrer Auseinandersetzung mit Kunst- und Literaturgeschichte hallt in den Bildern wider, sie erzählen aber zugleich ihre eigene, neue Geschichte. Wenig überraschend verfügt die Malerin über eine breit angelegte Bibliothek. Eine Auswahl der von ihr geschätzten Romane, Essays und Dramen hat sie ihrer Ausstellung gewissermaßen zur Seite gestellt (siehe die beiliegende Liste und Begleitheft zur Ausstellung). Einfluss auf ihre Arbeit hat auch der Jazz. In einer Playlist, die über Spotify zugänglich ist, hat sie Stücke von Musiker*innen wie Miles Davis, John Coltrane, Nina Simone und Bill Evans zusammengestellt. Die Playlist findet Ihr hier…

Die Ausstellung eröffnet am Samstag, den 16. Oktober um 11 Uhr. Es gibt Workshops für Kinder, gefolgt von einer Kurator*innenführung und Ausstellungsgesprächen. Das gesamte Programm findet Ihr hier… 

Lynette Yiadom-Boakye. Fliegen im Verbund mit der Nacht
vom 16. Oktober 2021 bis 13. Februar 2022
Kunstsammlung NRW
www.kunstsammlung.de 

Text: Presse 
Fotos: siehe Bildbeschreibung

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