Stefan Schneider

Name: Stefan Schneider
Alter: 55 Jahre
Beruf: Musiker
Gelernter Beruf: Bildender Künstler

Geburtsort: Düsseldorf
Wohnort: Düsseldorf
Webseite: www.talmusic.com

Das Düsseldorfer Klima war anders, als in anderen Städten.

In den vergangenen 20 Jahren erlebte die Welt Stefan Schneider vor allem als Musiker. Doch er hat nie aufgehört, auch Fotokünstler zu sein. Er hat bloß gewartet, bis sich der Hype um die Becher-Klasse etwas gelegt hat. „Die Fotolandschaft hat sich geändert“, stellt der Lichtbildner zufrieden fest. „Es gibt wieder tolle Ausstellungen und einen echten Diskurs.“ Und so gibt er auch endlich wieder Einblick in sein fotografisches Schaffen.

Als Wanderer der Großstadt machte sich Stefan Schneider in den 1980ern auf den Weg. Damals schien der Blick durch die Kamera genau das richtige Mittel, um sich seinen Geburtsort Düsseldorf mal ganz genau anzusehen. „Ich wäre sonst nicht auf die Idee gekommen nach Garath oder Kaiserswerth zu fahren.“ Die Rolle des Fotografen gefiel dem Abiturienten – „auch wenn ich noch nicht wusste, wie ich sie füllen würde.“ Klar war ihm nur, dass er kein Studiofotograf werden wollte.

Wie sieht ein Ort aus, wenn man ihn ablichtet? Wie unterscheidet sich das Foto vom Objekt? Die Abbildung von der Realität? Fragen, die den Fotokünstler umtrieben. Los ging die Suche nach Antworten in der Innenstadt. Der Graf-Adolf-Platz, sonntags um kurz nach halb zehn – wie leergefegt. Als hätte Schneider herumretuschiert. Hat er aber nicht.

„In den 90ern war ich gerne im Norden unterwegs, rund ums Mercedes Werk, die Ulmer Höh’, die Auswüchse des Flughafens.“ Immer der Stadtplanung auf der Spur. Mit der Frage: Was ist die Bestimmung eines Viertels? „Es gab früher andere Vorstellungen von Bebauung.“ Da wohnten die Menschen auch schon mal im Gewerbegebiet. Es gab Reste von Vorkriegs- und Nachkriegsarchitektur. „Heute ist das viel klarer getrennt“, erzählt Schneider.

Am Lichtenbroicher Weg (1991) reihen sich zehn Wohnwagen und ergeben einen Campingplatz der anderen Art. Ein romantisches Zugeständnis an Düsseldorfer stammt aus diesem Jahr. Der Schwarzbach, dunkel, geheimnisvoll. Wurzeln krallen sich ans Ufer. Die feingeformten Blätter eines Bäumchens streben zum Wasser. Dann der Bruch: Hinter dem Grün sind Bretter zu erkennen.

„Das Düsseldorfer Klima war anders, als in anderen Städten“, sagt Stefan Schneider und denkt dabei an die 1970er und ja, auch an den Ratinger Hof. Die Co-Existenz von Musik und Kunst gefiel ihm. 1984 kaufte Stefan Schneider sich eine E-Gitarre und ein Effektgerät. Im alten Op de Eck von Klaus Renzel im Hafen begegnete er Irina König. Die ehemalige Beuys-Schülerin bot ihm eine Ecke in ihrem Atelier an – zum Proben. Bis es den Nachbarn zu laut wurde. Klaus Renzel hatte außer seiner Kneipe noch einen Ausstellungsraum, an der Brückenstraße 7. Hier hatte Schneider seine ersten Berührungen mit bildender Kunst.

Nach zwei Jahren an der Werkkunstschule in Krefeld schickte sein Fotografie-Professor, Detlef Orlopp, den Grafik-Design-Studenten Schneider dann auch folgerichtig zu Bernd Becher an die Düsseldorfer Kunstakademie, wo er 1986 auf Anhieb genommen wurde. Seine Gitarre legte der Künstler dennoch nicht wieder weg. Bald tat er sich mit Andreas Reihse zusammen und sie testeten die Möglichkeiten elektronischer Klänge aus. „Musik und Kunst gingen immer Hand in Hand“, erinnert sich Schneider. Nachdem er 1992 Meisterschüler geworden war, bespielte er erste Ausstellungen.

1994 gründete Stefan Schneider mit Andreas Reihse, Thomas Klein und Detlef Weinrich die Band Kreidler. Endlich war er einmal nicht der Becherschüler. Wurde als Musiker Stefan Schneider wahrgenommen. Das gefiel ihm so sehr, dass er schließlich zu Bernd Becher sagte: „Konzerte sind viel spannender als Ausstellungen.“ Heute weiß er: „Das war eher Kontinuität, als ein Schnitt.“ Bei den Konzertreisen hängte Stefan Schneider dann auch meist noch einen Tag hintendran, um den jeweiligen Ort durch die Linse zu betrachten.

1999 stieg Stefan Schneider bei Kreidler aus, die bis heute weiterspielen. Schneiders Band To Rococo Rot gibt es dagegen seit zwei Jahren nicht mehr. Mittlerweile arbeitet er unter anderem mit einem der Pioniere der Elektromusik – Hans-Joachim Roedelius. Der mittlerweile 81-Jährige gründete 1969 gemeinsam mit Dieter Moebius und Conrad Schnitzler die Band Kluster, später dann Cluster. 1976 arbeitete das Duo Moebius/Roedelius mit Brian Eno. Der besuchte die Musiker im Weserbergland und fuhr anschließend nach Berlin zu David Bowie. „Es ist kein Geheimnis, dass es ,Heroes’ ohne Enos Besuch bei Cluster so nicht gegeben hätte“, sagt Stefan Schneider. Er freut sich auf weitere Projekte mit dem „Godfather of Elektro“.

Im Februar 2016 hatte der Stefan Schneider eine andere spannende Begegnung. Bei einem Konzert in Osaka traf er die japanische Musikerin Haco. Sie hat sich solo ebenso einen Namen gemacht, wie mit ihrer Band „After Dinner“. Durch ihre klare Stimme und starke Präsenz hat sie die japanische Postpunk-Szene mitgeprägt und macht heute elektronische Musik aus Osaka und Kobe stilprägend.

Am Dienstag, den 6. Oktober 2016 werden die beiden Musiker zusammen in der Filmwerkstatt zu sehen und hören sein. Stefan Schneider wird dann außerdem erstmals sein neues Liveset präsentieren.

Wir freuen uns drauf. Und darüber, dass wir mit seinen Fotografien ein Stück vom Dorf zurückbekommen, das es so nicht mehr gibt.

MORGENS

Guten Morgen – wo trinkst du morgens Deinen Espresso in der Stadt, um wach zu werden? Cafe Mamounia

Zum Sonntags-Brunch und ausgedehnten Frühstück trifft man dich … Ich bin kein Liebhaber von ausgedehntem Frühstück.

Den besten Kaffee gibt es … bei Bet Cafe 3000

MITTAGS

Lecker, gesund und frisch lunchen gehst du in Düsseldorf … bei La Grilladine

NACHMITTAGS

Deine Lieblingsroute zum Spazierengehen, Schlendern, Kopf-Frei-Kriegen: Mit dem Rad in Richtung Gerresheim oder Krefeld.

Drei Plätze in Düsseldorf, die du deinen Gästen unbedingt zeigen musst: Urdenbacher Kämpe, Höherhof Weg, Lausward

Zum Kaffeeklatsch mit Küchlein & Co. trifft man dich hier: Ohme Jupp

ABENDS

Wo verbringst du am allerliebsten einen gemütlichen Abend mit Freunden oder der Familie? In unserem Hinterhof.

Welches Restaurant repräsentiert für dich am meisten den typisch- charakteristischen Geschmack von Düsseldorf? „Phantasy Japan-Italiener“ wie das Olio, wo u.a. Werber, Künstler, Schreiner, Studenten, alt, jung, geliftet, unrasiert, reich, sehr reich und nicht so reich zusammen sitzen.

Ein Restaurant, wo du immer mal hinwolltest, aber noch nie warst: Die Bio-Kantine der Handwerkskammer

Dein absoluter Gastro-Geheimtipp-Lieblings-Spot, den du hier mit allen teilen möchtest? Das sehr kleine japanische Restaurant in der Halle vom griechischen Großhändler in Heerdt

Dein Lieblings-Altbier: Füchschen

NACHTS

Deine Lieblingsbar oder Dein Lieblingsbartender sind: Ich hatte vor kurzem einen langen Abend in diesem bunten Eckkneipen-Büdchen an der Flügelstraße. Bartender: Kakha Gabelaia im Salon. Lothar im Ohme Jupp. Philipp in der Zicke.

Eine ganz besondere, erinnerungswürdige Nacht in Düsseldorf hast du wo verbracht? Das erste Konzert von „The Durian Brothers“ im Salon des Amateurs.

Dance the night away! Getanzt wird hier: Zuletzt in Oberbilk nach dem Umzug, den: „Nie wieder Lorettostraße“-Tanz mit meiner Frau.

IMMER

Wo und wann fühlst du dich wie ein „richtiger Düsseldorfer“? Wenn Besuch aus Berlin überrascht feststellt, dass es in Düsseldorf einen Flughafen gibt.

Was vermisst du an der Stadt, wenn du nicht in Düsseldorf bist? Die Rheinwiese und den Aaper Wald.

Könnte man Düsseldorf essen, schmeckt es nach … Fortuna Brötchen

Was liebst du am meisten an Düsseldorf? Grünflächen, dass man den Rhein nicht bebauen kann, das immer noch hohe Niveau von bildender Kunst und elektronischer Musik, viele tolle Kolleginnen und Kollegen, dass man hier gut arbeiten kann und schnell in London, Köln, Brüssel etc. ist – was auch nötig ist, wenn es hier zu gemütlich wird.

Was hasst du am meisten an Düsseldorf? Investoren-Architektur, zugebaute Freiflächen, dass es keine gute Tageszeitung gibt, die Rivalität mit Köln, das überstrapazierte Image von der reichen Stadt.

Gibt es Plätze oder Orte in der Stadt, die dich in deinem Job inspirieren? Ist überall möglich.

STIL

Wo suchst & findest Du Möbel für Deine Wohnung? Bekomme ich glücklicherweise geschenkt, gebaut oder im Second Hand Büromöbelladen.

Deine Top 3 Shopping-Adressen in Düsseldorf? Mean Flag Ship StoreAntiquariat QueridoTuran Feinkost.

Gibt es einen Düsseldorfer Designer oder Künstler, den du besonders schätzt und wenn ja, warum? Designer Mode: Kazunoru Yoda – zwischen Arbeitskleidung und minimalem Stil, japanische Stoffe, alle Details von Naht bis Knopf durchdacht und stimmig. Sehr gut verarbeitet. Designer Grafik: Fons Hickmann, u.a. Die „Refugees welcome“ Plakate der Diakonie. Künstlerin: Chris Reinecke. Hat gerade eine wundervolle Werkschau bei Beck & Eggeling zu ihrem 80sten Geburtstag.

Der beste Ort, um Leute zu beobachten? Überall wo Leute sind.

Nach welchen Regeln stylst du dich? Was geht gut und was geht gar nicht? Bei mir: Variantenreich in Dunkelblau. Bei anderen: Vielfalt und Phantasie. Gar nicht: Flip-Flops, Tätowierung-Vollbart-Kombi, frisch gegelt, Pelz.

Beschreibe den typischen Düsseldorfer-Stil in drei Worten: Gut gelüftet.

ALLGEMEIN

Was ist dein Lieblingsessen? Alles ausser Wein, Fleisch und Pudding.

Wo oder wobei kannst du am besten entspannen? Radfahren

Dein Lieblingsreiseziel ist? Überall wo ich zu Auftritten eingeladen bin.

Welches Buch liegt aktuell auf dem Nachttisch? Michael Schmidt „Natur“

Welchen Kinofilm hast du zuletzt gesehen? Ewig her. Robert Frank – Me and my brother

Dein All-Time-Favorite-Movie? Hitchcock Vertigo.

Aktuell läuft auf deiner Playlist/deinem Plattenspieler? Love – Forever Changes Asmus Tietchens – Nachtstücke Toulouse Low Trax – Rushing into water

Dein All-Time-Favorite-Song? Kreidler – Au Pair

Für welchen Verein schlägt dein Herz? Kleingartenverein „Solidarität“ auf dem Höherhofweg. War nie drin, mag aber den Namen.

Vielen Dank!

Text: Katja Hütte
Fotos: Robin Hartschen
© THE DORF 2016

Mit freundlicher Unterstützung von:

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