Wenn durch die U-Bahnhöfe der Stadt wieder Klavierklänge schallen, wenn Tänzerinnen und Tänzer den Benrather Spiegelweiher als Kulisse für eine Voguing-Performance nutzen, wenn der TV-Star Peter Trabner ein furioses Theatersolo mit einem Baum als einzigem Spielpartner abliefert, wenn Pussy Riot mit einer rebellischen Punk-Bühnenshow das Weltkunstzimmer in Flingern-Süd rocken, wenn sich Düsseldorfer Bürger in Affenkostüme kleiden und auf eine Expedition durch den Medienhafen begeben … dann, ja dann ist wieder ASPHALT Festival!
Das „Sommerfestival der Künste“ läuft vom 12. bis 22. Juli 2018 und umfasst über 50 Veranstaltungen: Theater, zeitgenössischen Tanz, Konzerte, Ausstellungen – von und mit lokalen, nationalen und internationalen Künstlern und Ensembles. Das hochkarätige Programm erhält besonderen Charme dadurch, dass es an ganz besonderen Orten der Stadt zu sehen ist: Erklärtes Konzept von ASPHALT ist nämlich, nicht klassische Theater- und Konzertsäle zu bespielen, sondern lieber ehemalige Fabrikgelände wie das Weltkunstzimmer und die Alten Farbwerke in Flingern oder andere spannende Spots.
Theaterfans können sich zum Beispiel auf „While I was waiting“ freuen, ein syrisches Theaterstück, das schon von Damaskus bis New York für Furore gesorgt hat. Die multimediale Inszenierung beschreibt anhand einer Familiengeschichte den Zustand des Landes, in dem nun schon seit sieben Jahren ein Bürgerkrieg tobt. Inszenierte Diashows werden ebenso eingewoben wie reale Handyvideos aus der Zeit des Arabischen Frühlings, der syrische Musikproduzent DJ Hello Psychaleppo liefert live den Sound zum Stück (13. + 14. Juli).
Ein Fest für die Augen wird die deutsche Erstaufführung des Tanzstücks „contre-mondes“ am 20. + 21. Juli: Der Bühnenraum ist in totale Schwärze getaucht und nur ein schmaler Frame wird ausgeleuchtet, in dem synchron mal Beine, mal andere Körperteile der Tänzer auftauchen. Begleitet von cooler Musik ist das, was man nicht sieht, hier fast genauso spannend wie das Sichtbare. In der Uraufführung „Stadt der Affen“ wird das Publikum zum Akteur: In Affenkostüme gekleidet, bekommt es über Kopfhörer Anweisungen und entert den Medienhafen, um die eigene Stadt einmal mit den Augen eines fremden Besuchers zu sehen (20., 21. + 22. Juli).
Der französisch-serbische Pianist Bojan Z, der zu den wichtigsten Jazzmusikern Europas zählt, spielt am 20. Juli eines seiner seltenen Solokonzerte – Jazzfans fühlen sich da an die Kraft und Emotionalität von Keith Jarrett’s legendärem „Köln Concert“ erinnert. Berühmtester Festivalgast sind wohl Pussy Riot aus Russland. Am 14. Juli spielen sie „Riot Days“ – eine rasende Mischung aus Konzert, Videodokumentation, Theaterperformance und Lesung, die auf dem gleichnamigen Buch von Maria Alyokhina beruht. Darin erzählt sie ihre persönliche Geschichte als Performerin bei Pussy Riot – von den Anfängen der rebellischen Gruppe 2011 über ihre legendären Auftritte, ihre Verhaftung, den Prozess und ihren Aufenthalt in einem sibirischen Gefängnislager bis zur Entlassung 2013.
Das ASPHALT Festival will Menschen überall in der Stadt mit Kunst konfrontieren und verführen – auch die, die vielleicht nicht auf die Idee kämen, sich auf den Weg ins Festivalzentrum in Flingern zu machen. Deshalb finden unter dem Motto „Kunststörer“ auch viele Performances im öffentlichen Raum statt, was durchaus wörtlich zu verstehen ist: Der Alltag soll buchstäblich mit Kunst gestört werden. Manche Aktionen werden im Voraus bekannt gegeben, andere wiederum passieren unangekündigt.
Die Tänzerin und Schauspielerin Teresa Zschernig begibt sich zum Beispiel in einer Tanztheater-Voguing-Performance auf die Spuren der Heiligen Maria in Düsseldorf. Gemeinsam mit fünf Tänzerinnen und Tänzern sucht sie Schauplätze realer und fiktiver Marienerscheinungen auf und setzt sich in Voguing-Posen mit den Darstellungen der Gottesmutter vom Mittelalter bis in die Moderne auseinander („Maria full of fierceness“, 21. + 22. Juli).
Am spannenden Projekt „Stadtlichtbilder“ sind drei Illustratoren von Studio Rabotti beteiligt: Moritz Blumentritt, Jennifer Daniel und Brian Storm machen sich an zwei Abenden nach Einbruch der Dunkelheit mit einem Projektionsfahrrad auf den Weg, um Bilder auf Bauten der Stadt zu zaubern – ihre Kunstwerke, die live vor Ort entstehen, werden unmittelbar per Beamer in den nächtlichen Stadtraum projiziert (19.+20. Juli). Und mit Peter Trabner hat man einen echten Schauspielstar zum Festival gelockt: Der gefragte Film- und TV-Darsteller, den man zum Beispiel aus dem „Tatort“ oder den Serien „4 Blocks“ und „Babylon Berlin“ kennt, zeigt eine fulminante One-Man-Show. Darin übt er mit einem Baum als Sparringspartner das Theaterstück „Der Tod des Empedokles“ und verhandelt dabei ganz nebenbei brennende Themen wie Umweltverschmutzung und Klimawandel (14. Juli).
Und last but not least stellt ASPHALT wieder an den U-Bahnhöfen Heinrich-Heine-Allee, Kirchplatz und Oberbilker Markt insgesamt drei „Stadtklaviere“ auf und überlässt den Düsseldorfern die Instrumente während des Festivalzeitraums zur freien Nutzung. So wird selbst eine Haltestelle zur Bühne und eilige Passanten verwandeln sich wahlweise in Musiker oder ein aufmerksames Publikum. Bei der Premiere im vergangenen Jahr wurde die Idee dermaßen gut angenommen, dass rund um die Uhr Menschen in den U-Bahnhöfen musizierten.
Man sieht: Es gibt kaum eine Möglichkeit, dem ASPHALT Festival in den nächsten Tagen zu entgehen. Aber wir empfehlen: Bewusst hingehen!
ASPHALT Festival
12.-22. Juli 2018
Weltkunstzimmer, Alte Farbwerke und weitere Orte im Stadtraum
Tickets gibt es hier…
www.asphalt-festival.de
Text: Marita Ingenhoven
Fotocredit: siehe Bildunterschrift | Titelbild Robert Eickelpoth
© THE DORF 2018