Von auf den Punkt gemixten Klassikern über ausgefallene Eigenkreationen bis hin zu Molekular-Cocktails: In der LiQ Bar ist für jeden Geschmack etwas dabei. Vor ungefähr einem Jahr übernahm der Düsseldorfer Barkeeper David Rippen gemeinsam mit seinem Team die Leitung der Bar und hauchte ihr neues Leben ein. Getrieben von seiner Leidenschaft für Cocktails und seiner schier endlosen Kreativität ist es ihm gelungen, die nostalgische Cocktailkultur der 80er und 90er Jahre wieder zum Leben zu erwecken.
David Rippen ist Barkeeper mit Herz und Seele und hat schon so einige Bars aufgemischt. Nach seiner Ausbildung zum Hotelfachmann in Meerbusch trat er im Innside Hotel eine Stelle als Demi-Chef de Bar, also stellvertretender Thekenchef, an und bekam nach drei Jahren die Möglichkeit, als Bar-Chef anzufangen. 2011 zog es ihn nach Düsseldorf, wo er eine Weile lang bereits in der LiQ Bar arbeitete, bevor er sich dann mit der Eröffnung der Square Bar in Pempelfort seinen Traum von einer eigenen Cocktailbar erfüllte.
Seit Juli letzten Jahres stehen David und sein Team auch in der Venerie-Bar im Muze-Hotel hinter der Theke und setzen ein weiteres Statement in der Düsseldorfer Barkultur. Ungefähr ein halbes Jahr später übernahm David nach zweijähriger Corona-Pause die Pempelforter LiQ Bar. Seine unermüdliche Suche nach einzigartigen Geschmackserlebnissen verleiht der Bar einen Hauch von Magie und Nostalgie, der nicht nur Düsseldorfer:innen anzieht. Wir haben den „innovativsten Bartender 2023“ zum Interview getroffen und einen kleinen Einblick in seinen kreativen Kopf bekommen.
Wann hast Du die LiQ Bar übernommen und was ist die Geschichte dahinter? Vor 12 Jahren habe ich die LiQ Bar noch als Angestellter mit aufgemacht, bevor ich mich nach zwei Jahren mit der Square Bar selbstständig gemacht habe. Letztes Jahr im September habe ich die LiQ Bar übernommen, im Oktober haben wir eröffnet. Das kam daher, dass ich immer Kontakt mit meinen ehemaligen Vorgesetzten hatte und mir die Bar auch selbst am Herzen lag, da sie mich doch über viele Zeiten hinweg begleitet hat. Auch als Gast war ich immer wieder gerne da, nachdem ich dort aufgehört habe. Mir war die Bar jedoch etwas zu bieder, ich persönlich hatte immer eine andere Vorstellung.
Was hast Du an der Bar verändert? Als solches steht die ursprüngliche LiQ Bar noch. Durch die Lichtelemente wird viel Atmosphäre erzeugt – für mich hat die Bar dadurch einen leichten 80s Touch. Was zeitloses auf der einen Seite, auf der anderen Seite war dieser Flair dort immer präsent. Daher haben wir alles etwas aufgelockert. Wo die Tür vorher immer zu war, können die Leute die Bar permanent betreten, ohne klingeln zu müssen. Unser Team trägt Kleidung, die an die 80er Jahre angelehnt ist. Allerdings schlachten wir dieses Thema nicht komplett aus – die Musik-und Raumgestaltung haben wir zwar dahingehend angepasst, aber nicht komplett originalgetreu wie in den Achtzigern gestaltet. Unter der Woche läuft mal lockerer 80s-Mo-Town, am Wochenende kann es gerne auch mal lebhafter sein. Was unsere Cocktails angeht, sind wir natürlich moderner und experimenteller unterwegs.
Was unterscheidet die LiQ Bar von der Square Bar, Deiner anderen Cocktailbar? Definitiv das Ambiente. Die Square Bar ist mit ihren 30 Quadratmetern eher wie ein kleines Hexenhäuschen. Auch die Musik ist ruhiger, es geht eher in Richtung Jazz/Blues/Swing. Alles hat eine gewisse Coziness. Die Leute kommen auf einen gemütlichen Absacker oder Aperitif vorbei und alles hat eine ruhigere Atmosphäre, was auch dem kleinen Raum geschuldet ist. Da ist die LiQ Bar energetischer. Das Publikum ist bunter: Von Restaurantbesucher:innen bis Leute, die nur auf einen Drink kommen, über Gäste, die auf dem Weg zur Party sind, bis hin zu Nachbarn, Tourist:innen, Messebesucher:innen: Es ist durchmischter als in der Square Bar.
Welche besonderen Cocktails bietet Ihr an, die man in anderen Bars so nicht findet? Unsere Cocktails sind alle sehr unique, da es sich um unsere eigenen Kreationen handelt. Wir sind experimentell unterwegs. Gerade haben wir zum Beispiel einen Drink auf der Karte mit Calvados, frischem Limettensaft, selbst gemachter Kiwi-Vanille-Marmelade, einer Reduktion vom Waldmeister-Bier und ein paar Tropfen Basilikum-Öl obendrauf. Dann haben wir außerdem unsere Art der Colada, also eine Abwandlung der klassischen Pina Colada. Wir grillen die Ananas vorher, pressen den Saft aus und verkochen ihn süß-sauer. Dazu machen wir unseren eigenen Kokosnuss-Rum und geben Buttermilch dazu, sodass wir eine frischere, buttrige Pina Colada anbieten, die nicht ganz so süß ist. Das wären beispielsweise Drinks, die auf der Karte hervorstechen.
Du bist „Innovativster Bartender“ Kategoriesieger des Falstaff Barguides 2023. Woher nimmst Du die Ideen für Deine Kreationen? Die Ideen für meine Drinks kommen von überall her. Es lässt sich in etwa mit Köch:innen vergleichen, die kreativ arbeiten und versuchen, verschiedene Aromen zusammenzuführen. Bei uns passiert das nur in flüssiger Form. Die Inspiration kann ein Besuch in einem Supermarkt sein, in Düsseldorf gibt es ja auch viele ausländische Lebensmittelläden. Gerade in japanischen oder pakistanischen Läden findet man oft Sachen, die außergewöhnlicher sind. Es gibt immer wieder neue Sachen auf dem Markt, mit denen man arbeiten kann. Manchmal sind es auch gewisse Vorstellungen eines Drinks oder ein Gefühl. Manchmal haben wir einfach nur einen bekloppten Namen und entwickeln den Cocktail thematisch um diesen Namen herum.
Was ist Dein persönlicher Lieblingscocktail? Das ist schwer zu sagen, ich habe immer temporäre Liebeleien mit gewissen Drinks. Was mich die letzten zwanzig Jahre begleitet hat, ist ein Daiquiri. Den trinke ich immer gerne. Momentan trinke ich gerne Martini-Cocktails – mal was anderes – oder vor dem Essen Negroni. Ab und an mag ich auch gerne Rum-lastiges. Das sind ein paar Cocktails, die ich immer gerne trinke – ich passe mich aber immer der Situation an!
Hast Du Pläne für die Zukunft? Stehen weitere Projekte an? Momentan nicht. Mein Fokus liegt gerade auf beiden Bars, in die ich meine ganze Energie reinstecke.
Mit wem – tot oder lebendig – würdest Du gerne einen Cocktail schlürfen? Ich würde gerne mit Stefan Gabányi einen Cocktail trinken. Er hat eine eigene Bar in München und davor jahrelang in der Schumann’s Bar gearbeitet. Ich schätze ihn und finde ihn sehr beeindruckend – ein Gespräch mit ihm kann ich mir sehr gut vorstellen.
Vielen Dank!
Dienstag – Donnerstag: 18 – 1 Uhr
Freitag und Samstag: 18 – 3 Uhr
Text: Valentina Görke
Fotos: Anna Sokolova
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