Fin DAC

Die Werke des irischen Urban Artist Fin DAC stechen hervor. Sie prägen in beeindruckender Größe die Stadtbilder verschiedener Orte, darunter in London, Paris, Los Angeles, New York, Bogotá und Mexico City. Zudem steht der Künstler für seine ganz eigene nonkonformistische Bildsprache. Ein wiederkehrendes Thema ist die weibliche Emanzipation, die den Blick auf Frauen — insbesondere ethnischer Minderheiten — von seiner männlich geprägten Tradition löst und durch die Imposanz und Emotionalität der Bilder neu ausrichtet. Trotzdem erzählt jedes Bild eine eigene Geschichte, die Betrachter:innen für sich selbst finden können. Durch die Verbindung zur Urban Art Galerie Pretty Portal und deren Leiter Klaus Rosskothen stand ein Wandgemälde für Düsseldorf bereits seit Langem auf der Wunschliste des Künstlers, das Anfang Oktober 2023 in Unterbilk mit dem Titel „Rasimin“ verwirklicht werden konnte. Wir haben von Fin erfahren, was seinen Schaffensprozess beeinflusst und welche Aspekte ihm besondere Freude bringen.

Haben die Orte in denen Du Deine Bilder malst, einen Einfluss auf Deine kreative Arbeit? Ja, aber das hängt auch von einer Vielzahl anderer Faktoren ab. Manchmal können die Form oder die Architektur des Gebäudes das Design beeinflussen — wie bei dieser letzten Wand. Manchmal sind es sogar die Umgebung oder das Licht, die sich auf die von mir verwendeten Farben auswirken können. Jede Wand bietet ihre eigenen Möglichkeiten. Lisa — das Modell bzw. die Muse für dieses Bild — lebt in Düsseldorf, was meine Entscheidung, sie zu malen, definitiv beeinflusst hat.

Wie sieht der Schaffensprozess von der Idee bis zum Bild aus? Klaus von Pretty Portal hatte schon seit vielen Jahren die Idee, dass ich eine große Wand in Düsseldorf bemale, aber es hatte bis jetzt nie so recht geklappt. Das Verfahren war dann sehr einfach: Ich reichte zwei Entwürfe ein, die verschiedene Versionen der gleichen Figur zeigten und Alex, der Hausbesitzer, genehmigte einen. Das Farbschema sollte mit den Farben des Gebäudes übereinstimmen. Wir änderten die Farbe der Maske noch auf halbem Weg, weil die zuerst gewählte Farbe an der Wand nicht gut aussah.

Was gefällt Dir insbesondere an der großformatigen Wandmalerei? Ich mag die Freiheit, die es mit sich bringt. Ich mag die Reaktionen, wenn die ersten Markierungen an der Wand erscheinen, da die Leute selten verstehen, was vor sich geht oder wie das endgültige Kunstwerk aussehen wird. Man erlebt ein ständiges Wechselbad der Gefühle bei den Leuten, die sehen, wie sich das Werk entwickelt, bis das Bild fertig ist.

Was war Dein bisher größtes Projekt und wo war es? In Guadalajara in Mexiko habe ich 2018 für DespertaresMex das größte Wandbild von Frida Kahlo in der Welt gemalt.

Was ist Dir bei der Auswahl der Motive Deiner Bilder wichtig? Welche Geschichte möchtest du mit ihnen erzählen? Ich versuche gar nicht, bestimmte Geschichten zu erzählen. Ich möchte den Leuten nicht vorgeben, was sie fühlen sollen, wenn sie eines meiner Wandbilder sehen. Jeder Mensch hat eine eigene Interpretation, und die sollte nicht durch das, was ich darstellen oder sagen will, beeinflusst oder verändert werden. Es gibt keinen falschen Weg, meine Arbeit zu betrachten.

Du hast durch die Verbindung mit der Galerie Pretty Portal schon seit 12 Jahren einen Bezug zu Düsseldorf. Wie würdest Du die Urban Art-Szene hier beschreiben? Soweit ich das beurteilen kann, ist das Klima in der Szene sehr gut. Aber ich hatte selten viel Freizeit, da ich zum Arbeiten hier war. Klaus hat mich immer herumgeführt, wenn ich in der Vergangenheit hier war. Vor zwei Jahren habe ich an meinem ersten Urban Art Walk teilgenommen, der von Klaus organisiert wurde. So habe ich die Namen hinter bestimmten Kunstwerken kennen gelernt. Ich hoffe, dass die Urban Art Community mein Wandbild als positive Bereicherung des Stadtbildes sieht.

Vielen Dank!

Das Wandbild „Rasimin“ von Fin DAC befindet sich in der Nähe des Stadttors an der Neusser Strasse Ecke Wilhelm Tell Straße. Vom Rheintunnel Richtung Lorettostraße fährt man direkt darauf zu. Weitere Einblicke in die Kunst von Fin DAC bekommt Ihr auf seinem Instagramprofil @findac

Text: Lisa-Marie Dreuw
Fotos: Klaus Rosskothen
© THE DORF 2023 

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